Dorothea ter Veen, Christina Motzkus und Frank Walther Bischof Abromeit beauftragt zwei Prädikantinnen und einen Prädikanten

20.04.2016 · Greifswald/Weitenhagen. Dorothea ter Veen aus Stralsund, Christina Motzkus aus der Kirchengemeinde Elmenhorst und Frank Walther aus der Gemeinde Weitenhagen werden in Zukunft selbstständig Gottesdienste gestalten und predigen. In einem feierlichen Gottesdienst am kommenden Sonntag (24. April) um 14 Uhr beauftragt der Greifswalder Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit in der Kirche in Weitenhagen die drei Prädikanten zum Dienst in der Kirche.

„Ich freue mich, dass diese drei als Prädikanten mit ganz unterschiedlichen Biographien und beruflichem Hintergrund künftig das Evangelium von Jesus Christus verkünden werden. Das ist eine enorme Bereicherung für das Gemeindeleben in unserem Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis. Ich danke Dorothea ter Veen, Christina Motzkus und Frank Walther, dass sie eine dreijährige anspruchsvolle Ausbildung absolviert haben, um nun ehrenamtlich zu predigen und Gottesdienste zu gestalten“, sagt Bischof Abromeit.

Die Ausbildung der Prädikanten der Nordkirche findet in Ratzeburg statt. In den ersten beiden Jahren lernen die Kursteilnehmer an mehreren Wochenenden und zwei Wochenseminaren Grundlagen der Bibelexegese kennen, erfahren, wie ein Gottesdienst aufgebaut ist, was die Sakramente bedeuten, und wie man eine Predigt schreibt. Dazu kommen praktische Übungen zur Atemtechnik und Körpersprache und liturgischer Gesang. Im dritten Jahr hält jeder der insgesamt 24 Teilnehmer aus der gesamten Nordkirche einen Prüfungsgottesdienst, zu dem die anderen Kursteilnehmer anreisen.

Dorothea ter Veen, Gemeinde St. Nikolai Stralsund

Ein friedvolles Miteinander – darum geht es in Dorothea ter Veens Berufsleben, und dieses Thema ist ein zentrales Anliegen für sie als Prädikantin: Seit 2000 ist sie Richterin am Oberverwaltungsgericht Greifswald. Zuvor war die gebürtige Osnabrückerin Richterin in Düsseldorf und Schwerin und hat im Justizministerium von Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet. Seit 2003 lebt sie in Stralsund und engagiert sich in der Kirchengemeinde St. Nikolai als Lektorin sowie im Kirchengemeinderat und singt voller Begeisterung im Bachchor. Die 53-Jährige ist Mitglied der Synode des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises und stellvertretende Vorsitzende des Kirchenkreisrats.
 
Zur Prädikantenausbildung kam sie über den Lektorendienst: „Bereits meine Mutter hat früher im Gottesdienst die Texte aus der Bibel vorgelesen, das war mir also vertraut. Mein Weg zur Prädikantin verlief dann ganz klassisch über das Reinschnuppern in den Lektorendienst, einen Grundkurs und schließlich einen Aufbaukurs, den damals noch die Pommersche Landeskirche angeboten hat. Dabei habe ich gemerkt, welch großartiges Mittel die Sprache ist, um mit Menschen in Kontakt zu treten, um den Glauben an Jesus Christus zu verkünden. Deshalb war ich gleich Feuer und Flamme, als die Nordkirche eine Prädikantenausbildung angeboten hat.“
 
Prägend war für sie vor allem die Gemeinschaft im Kurs: „Wir waren eine ganz bunte Gruppe: Männer und Frauen, Berufstätige, Rentnerinnen, viele aus Hamburg, einige aus Schleswig-Holstein und ein paar aus Mecklenburg und Vorpommern, Jüngere und Ältere, die sonst wahrscheinlich niemals ins Gespräch gekommen wären. In den drei Jahren habe ich viele Diskussionen und tief gehende Gespräche erlebt, die mir im Glauben neue Horizonte eröffnet haben.“ Im dritten Ausbildungsjahr besuchte sie verschiedene Prüfungsgottesdienste ihrer Kollegen in deren Heimatgemeinden und erzählt: „Das war fantastisch, so viele unterschiedliche Kirchenräume und Kirchengemeinden kennenzulernen - dadurch erlebt man die Nordkirche wirklich von Usedom bis Sylt.“

Ein zentrales Thema ihrer Predigten ist für die gelernte Mediatorin ein friedlicher Umgang miteinander: „Ich bin zutiefst überzeugt, dass nur ein friedvolles und wertschätzendes Miteinander ein erfülltes Leben ermöglicht. Das lese ich im Alten und im Neuen Testament, und damals wie heute ist es für uns eine Herausforderung, weil es im Leben nicht nur glatt geht.“

Christina Motzkus, Kirchengemeinde Elmenhorst und Abtshagen

Die gebürtige Thüringerin ist in einer christlichen Familie großgeworden und lebt seit 1979 in Zarrendorf südlich von Stralsund. Hier hat sie ihren Mann kennengelernt und mit ihm gemeinsam vier Kinder großgezogen. Als sie 2003 berufsunfähig wurde, suchte sie nach einer erfüllenden Aufgabe und ließ sich dazu ausbilden, ehrenamtlich Pflegekinder zu erziehen. Seitdem nehmen ihr Mann, ein gelernter Erzieher, und sie Pflegekinder auf. Derzeit leben drei Kinder zwischen drei und elf Jahren unter ihrem Dach.

Ursprünglich gehörte die 53-Jährige zur Landeskirchlichen Gemeinschaft, engagiert sich allerdings seit vielen Jahren in der Kirchengemeinde Elmenhorst. „Wir wollten die kleine Gemeinde stärken, weil dort nur wenige den Gottesdienst besuchen. Inzwischen fühlen wir uns hier zu Hause. Ich habe Kindergottesdienste gehalten, besuche kranke und einsame Menschen und gestalte Geburtstagskarten für Menschen aus der Gemeinde. Der Sonntag mit Gottesdienstbesuchen abwechselnd in Elmenhorst, Abtshagen und Zarrendorf ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens, der uns für die Woche Halt gibt“, erzählt Christina Motzkus.

Zur Prädikantenausbildung kam sie durch Zufall: „Einmal wurde ich gefragt: Wir brauchen eine Vertretung für einen Gottesdienst, kannst du nicht mal eine Lesepredigt halten? Da dachte ich erst – ich? Wieso ausgerechnet ich? Aber dann hat es der Gemeinde gefallen, und die Pastorin kam auf mich zu und fragte mich, ob ich mich nicht zur Prädikantin ausbilden lassen wolle. Damals war aber der Kurs schon voll. In den zwei Jahren Wartezeit auf den nächsten habe ich dann eine richtige Sehnsucht entwickelt, Gottes Wort weiterzugeben.“ Dennoch habe sie immer noch Zweifel gehabt: „Ich wusste wirklich nicht, ob ich es schaffe. Aber Gott hat es werden lassen, und es ist wirklich ein Wunder für mich, dass ich diese Ausbildung machen durfte und nun predigen darf.“ Für sie war die intensive Beschäftigung mit Glaubensinhalten das Wichtigste an der Ausbildung: „Das Nachdenken über mein Leben und wie ich Gott in den Höhen und Tiefen erfahren habe,  war für mich sehr hilfreich. Es hat meinen Glauben gefestigt“, erzählt Christina Motzkus. Am Anfang sei sie beim Predigen noch aufgeregt gewesen, doch das habe sich durch den Kurs gelegt: „Wir haben Techniken gelernt, uns vor die Leute zu stellen und zu predigen. Auch dadurch, dass wir alle immer wieder Gottesdienste gehalten haben, ist das Lampenfieber immer weniger geworden.“  

Ein Höhepunkt des Kurses sei der Berufungsgottesdienst in Ratzeburg gewesen: „Das war sehr eindrücklich, zu hören, dass Gott uns tatsächlich berufen hat, diesen Dienst zu tun, und das Gott das will.“

Frank Walther, Kirchengemeinde Weitenhagen

Vom Saulus zum Paulus sei seine Entwicklung verlaufen, erzählt Frank Walther mit einem Augenzwinkern. 1959 in Bad Doberan geboren, sei er ein „100 prozentiger Kommunist und Parteifunktionär“ gewesen. Er studierte an der Offiziershochschule in Kamenz Maschinenbau, machte gleichzeitig eine Offiziersausbildung und war im Anschluss ab 1981 als Berufsoffizier der Leiter im Technischen Dienst im Jagdfliegergeschwader in Peenemünde.

Bis er eines Tages zusammenbrach: „Eigentlich konnte ich nicht mehr, schleppte mich aber durch die Tage, weil ich dachte, ich dürfte nicht aufgeben. Im Militärlazarett schaffte ich es nicht einmal mehr, zwei Sätze zu meinem Lebenslauf aufzuschreiben und konnte mehrere Tage nicht schlafen. In einer Vision habe ich – wie ich heute weiß – in den Abgrund der Hölle gesehen, aber ich bin nicht hineingefallen, sondern wie von einer Hand gehalten worden.“ Dies sei im Rückblick der erste Schritt auf seinem Weg zur Bekehrung gewesen, die er zwei Jahre später vollzog. „Ich hatte das Buch ‚Jesus unser Schicksal‘ von Wilhelm Busch geschenkt bekommen und wollte eigentlich als Atheist Absatz für Absatz beweisen, dass das alles Blödsinn ist. Doch als ich anfing, zu lesen, habe ich Jesus fast bildlich gesehen als die Tür, die zum Leben führt. Und eine innere Entscheidung getroffen. Dieser Glaube ist bis heute keine Blumenwiese, aber Gott ist für mich einfach omnipräsent.“

Während der Ausbildung zum Prädikanten in Ratzeburg bekam er eine Stelle in der Schweiz angeboten und arbeitet seit eineinhalb Jahren in Zürich bei einer Firma für Softwareentwicklung. Dennoch möchte er so oft wie möglich in Weitenhagen Gottesdienste halten. Im Kurs hat er gemerkt, dass sein Kapital seine Lebenserfahrungen sind. Frank Walther: „Am Abend vor meinem Prüfungsgottesdienst habe ich meine Predigt vor einem Freund geprobt. Der fragte nur, warum ich nicht von mir erzähle. Dann habe ich in der Nacht noch die ganze sorgfältig formulierte Predigt zerrissen und am nächsten Tag einfach erzählt, wie Jesus in meinem Leben gewirkt hat. Da habe ich mich richtig freigeschwommen!“ Auch er hat von der Kursgemeinschaft profitiert: „Stehen zu lassen, dass die Kollegen manche Dinge anders sehen, hat mein Herz reicher gemacht.“

Frank Walther ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter.

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)