Flüchtlinge Arbeitsagentur sieht keinen Wettbewerb um Arbeitsplätze
29.09.2016 · Schwerin.Deutsche Arbeitssuchende müssen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit keine Angst davor haben, dass Flüchtlinge ihnen Arbeitsplätze wegnehmen. Es gebe derzeit keinen Wettbewerb um die zur Verfügung stehenden Stellen, sagte Detlef Scheele, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit. Viele Flüchtlinge seien zu wenig qualifiziert oder befänden sich noch in Sprachkursen. Die Bundesagentur rechne damit, dass nur etwa zehn Prozent der Flüchtlinge im ersten Jahr ihrer Ankunft eine Arbeit finden werden und die Hälfte der Flüchtlinge erst nach fünf Jahren.
Die Arbeitsplätze, die jährlich in Deutschland hinzukämen, würden in erster Linie durch mehr berufstätige Frauen, EU-Bürger und längeres Arbeiten gedeckt, sagte Scheele. Die Bundesagentur gehe davon aus, dass Ende des Jahres 350.000 anerkannte Flüchtlinge Hartz IV beziehen und auf Arbeitssuche sein werden. 2017 werden voraussichtlich weitere 190.000 Flüchtlinge hinzukommen.
Während junge Flüchtlinge unter 25 Jahren relativ gute Chancen für eine Berufsausbildung hätten, sollten Unternehmen ältere Flüchtlinge zunächst als Helfer beschäftigen und berufsbegleitend fortbilden, riet Scheele. Dafür gebe es Maßnahmen, die die Bundesagentur bezahlt. Dies gelte auch für Langzeitarbeitslose. "Es gibt keine Sonderprogramme für Flüchtlinge."
Da Flüchtlinge meist keine Zertifikate vorlegen könnten, würden derzeit gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung Fotoserien und Filme entwickelt, um ihre Eignung für 30 Schwerpunkt-Berufe zu ermitteln, sagte Scheele. Für sechs Berufe soll eine solche Erfassungsgrundlage bereits Ende des Jahres vorliegen, für 24 weitere Berufe bis Mitte 2017. Die Jobcenter sollen dadurch Hinweise erhalten, in welchen Beruf jemand gehen könnte. Auch dies könne für Langzeitarbeitslose genutzt werden.
Mecklenburg-Vorpommerns Arbeitsministerin Birgit Hesse (SPD) forderte eine bessere Finanzausstattung der Jobcenter. Für den in MV geplanten Integrationsfonds mit jährlich einer Million Euro werde derzeit die Richtlinie abgestimmt. Mit den Mitteln sollen niedrigwellige Angebote wie beispielsweise ein Herbstfest unterstützt werden. Derzeit zählte MV laut Hesse rund 22.000 Flüchtlinge, 1,4 Prozent der Bevölkerung. Wenn die Integration dieser Flüchtlinge nicht gelinge, sei das ein Armutszeugnis.
Quelle: epd