Die Geschichte des Neubrandenburger FranziskanerklostersTeil 4: Die Blütezeit

Der Neubrandenburger Konvent verzeichnete bereits im 13. Jh. einen regen Mitgliederzuwachs. Gewiss war es die besondere Nähe zum Markgrafenhof, die sich förderlich auf die Klosterentwicklung auswirkte. Folglich wurde die Kirche vergrößert und ein längerer Chor für die Brüder angelegt. In der Klosterkirche standen ein Hauptaltar sowie mindestens zwei Nebenaltäre in Nischen an der Nordmauer. Auf dem Kirchhof südlich der Kirche gab es einen zur Stadt gewandten Predigtplatz, von dem Priesterbrüder zum Volk sprachen und das Wort Gottes verkündeten.

 

Gegen Ende des 13. Jh. wurde der zweiflüglige Backsteinbau, das Zentrum des Markgrafenhofes, mit dem Kloster baulich verbunden. Vermutlich hat Markgraf Albrecht III. von Brandenburg, ein zutiefst gläubiger Herrscher, für die Vergrößerung des Klosters auf den Palas verzichtet. Noch 1292 war der Hof zusammen mit dem Kloster ein Ort hochherrschaftlicher Landespolitik. Hier gab Albrecht Fürst Heinrich II. von Mecklenburg seine Tochter Beatrix zur Ehefrau. Mit dem Verzicht auf das Land Stargard, das Albrecht 1298/99 seinem Schwiegersohn übereignete, verlor der Markgrafenhof seine Bedeutung. Die verbliebenen, östlich der Stargarder Straße gelegenen Nebengebäude des aufgelassenen Hofes gaben die mecklenburgischen Fürsten zunächst Otto von Dewitz, Graf von Fürstenberg, später Ritter Otto von Ihlenfeld. Weil mit dem Erlöschen der markgräflichen Residenz die mecklenburgischen Landesherren ein neues Domizil benötigten, gründeten sie kurz nach 1300 ihren Fürstenhof im südlichen Bogen der Neubrandenburger Innenstadt. Das Franziskanerkloster indes wurde angesichts des Gebäudezuwachses ab Anfang des 14. Jh. schrittweise zu einer fünfflügeligen Anlage erweitert (Bild Klostergrundriss). Die Baumaßnahmen waren auch deshalb notwendig, weil die Niederlassung vor 1339 zwei große Brände erlebte. 16 Jahre später, nach Abschluss der Baumaßnahmen, bestätigte Herzog Johann I. von Mecklenburg-Stargard dem Konvent die Privilegien. In der jetzt einsetzenden klösterlichen Blütezeit erhielt der Guardian die kirchliche Aufsicht über die in der Stadt lebenden Beginen (Beguinenstraße) und Regelschwestern (heutige „Alte Post“). Die frommen, nach einer eigenen Regel lebenden Schwestern versorgten Kranke, bereiteten die Toten für die Beerdigung vor und verrichteten verschiedene Handarbeiten.

 

Die Neubrandenburger Brüder erhielten ab dem 14. Jh. für den Kirchenbetrieb und Klosterunterhalt von Adligen sowie begüterten Bürgern zahlreiche Land- und Geldspenden, die u.a. aus Watzkendorf, Warlin, Ballin, Cölpin, Neuenkirchen   und Rühlow bezogen wurden. Weiterhin bewilligte der Landesherr Brennholzlieferungen aus einem Forst bei Breesen. Zur Versorgung der Klosterinsassen gab es Mehllieferungen aus der Stargarder und Neveriner Mühle. Allmählich hatte der Konvent zahlreiche Besitztümer angehäuft. Obgleich die Mendikanten zur Armut verpflichtet waren, setzte man im 15. Jh. die Mittel zur Ausschmückung des Klosters ein. Gegen die Ordensregel wurden die Erdgeschossräume gewölbt, ausgemalt sowie mit farbigen Fenstern versehen. Dieser Widerspruch im Kleinen verweist auf die Verweltlichung der nach Pracht und Macht strebenden römisch-katholischen Kirche am Vorabend der Reformation.

 

Rainer Szczesiak, Roga

 

Grafik: Klostergrundriss um 1500 (mutmaßliche Mauerzüge hell)

 

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