Tourismus-Umfrage Mecklenburg-Vorpommern und Bayern beliebteste Urlaubsregionen

09.02.2017 · Hamburg. Mehr als die Hälfte der Deutschen ging 2016 auf Reisen, jeder zehnte sogar dreimal und öfter. Im Schnitt waren es 12,9 Tage. Wer arm ist, reist immer seltener. Erstmals gaben Ostdeutsche mehr Geld im Urlaub aus als Westdeutsche.

Die Deutschen verbringen ihren Urlaub immer noch am liebsten im eigenen Land. Beliebteste Urlaubsregionen waren 2016 laut Umfrage der Stiftung für Zukunftsfragen Mecklenburg-Vorpommern und Bayern mit jeweils 6,9 Prozent der Reisenden. Die Türkei musste 2016 einen Einbruch von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen. Ursache seien vor allem die Terroranschläge und die politischen Unruhen, sagte Ulrich Reinhardt, Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung, am Mittwoch in Hamburg. Die US-Präsidentschaft von Donald Trump habe dagegen bislang noch keine nennenswerten Umbuchungen zur Folge gehabt.

Jeder dritte Reisende (34,2 Prozent) hat 2016 seinen Haupturlaub in Deutschland verbracht, sechs Prozent mehr als 2015. Bayern verzeichnete einen Zugewinn von acht Prozent, während Mecklenburg-Vorpommern um zwölf Prozent absackte. Der Nordosten kann sich nach Einschätzung von Reinhardt auf seine Stammkundschaft in Ostdeutschland verlassen. Schleswig-Holstein konnte dagegen aufholen: 6,1 Prozent aller Reisenden verbrachten ihren Urlaub im hohen Norden, ein Plus von 20 Prozent. Einen Zugewinn von 15 Prozent verzeichnete auch Baden-Württemberg mit einem Anteil von 3,1 Prozent.

Spitzenreiter der europäischen Urlaubsregionen blieb 2016 Spanien mit 14,1 Prozent, gefolgt von Italien mit 7,9 Prozent. Beide Länder mussten leichte Einbußen hinnehmen. Gewinner 2016 war Österreich mit einem Anteil von 4,4 Prozent (plus 15 Prozent). Die Alpenrepublik lag damit gleichauf mit der Türkei. Österreich habe massiv in die Infrastruktur investiert und spreche vor allem ältere Reisende an, sagte Reinhardt. Es gebe eine "Renaissance des Bergtourismus", von der die Schweiz wegen des teuren Franken allerdings kaum profitiere.

Soziale Spaltung zeigt sich im Tourismus deutlich

Nach den Worten von Reinhardt zeigt sich im Tourismus deutlich die soziale Spaltung in Deutschland. Unter den Geringverdienern mit einem Haushaltsnetto unter 1.500 Euro verreiste nur jeder Dritte (32 Prozent), im Jahr zuvor waren es noch 46 Prozent. Bei den Besserverdienenden über 3.500 Euro Haushaltsnetto verreisten dagegen 81 Prozent, plus vier Prozent gegenüber 2015. Deutschlandurlaube nahmen bei Geringverdienern leicht zu, bei den Besserverdienenden dagegen leicht ab. Jeder zwölfte Geringverdiener verbrachte seinen Haupturlaub außerhalb von Europa, bei den Gutverdienenden war es jeder sechste. Ein Urlaubstag kostet Besserverdienende im Schnitt 108 Euro, Geringverdiener nur 73 Euro.

Jeder neunte Urlauber (11,4 Prozent) verließ 2016 Europa. Beliebtestes Fernreiseziel ist mit Abstand Nordamerika mit 3,1 Prozent (plus 34 Prozent). Einen Rückgang von über 60 Prozent musste dagegen Fernost (1,9 Prozent) hinnehmen. Stabil blieben die nordafrikanischen Feriengebiete in Ägypten, Marokko und Tunesien. Allerdings werde es noch einige Jahre dauern, so Reinhardt, bis Nordafrika das Niveau von vor 20 Jahren wieder erreicht hat. Voraussetzung sei, dass keine weiteren Terroranschläge vor Ort passieren.

Männer gaben mit 1.218 Euro im Durchschnitt 102 Euro mehr für den Urlaub aus als Frauen. Damit ist der Abstand zwischen Frauen und Männern im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 52 Euro gestiegen. Erstmals gaben Ostdeutsche 2016 mehr Geld für ihren Urlaub aus als Westdeutsche. Während Westdeutsche im Vorjahr noch 82 Euro mehr ausgaben, lagen 2016 die Ostdeutschen mit 39 Euro darüber. Für die Studie hatte das Meinungsforschungsinstitut GfK im Auftrag der Stiftung mehr als 4.000 Personen ab 14 Jahre in persönlichen Interviews befragt.

Quelle: epd