Die Wiecker Kirche
Die früheste Erwähnung einer Kirche in Wieck stammt aus dem 13. Jahrhundert. Von dem ältesten Gotteshaus ist nur noch wenig bekannt. Es stand nicht an der selben Stelle wie die heutige, sondern in der Dorfmitte von Wieck.
Ein etwa aus dem 16./17. Jahrhundert stammender Fachwerkbau wurde am Ende des 19. Jahrhunderts durch die heutige neoromanische Kirche ersetzt.
Die Architektur geht auf einen Entwurf von Friedrich Adler zurück, der zur Generation der Enkelschüler von Friedrich Schinkel zählt.
Aus Anlass des 75 jährigen Kirchweihjubiläums wurde 1958 die Kirche in „Bugenhagen-Kirche“ umbenannt.
Seit einigen Jahren wird die Kirche schrittweise saniert, die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen.
1248 Das Dorf Wieck wird erstmals in den Schriftquellen genannt. Es gehört zum Besitz des Zisterzienser-Klosters Eldena.
1285 Erste schriftliche Erwähnung einer Kirche in Wieck
1535 Im Zuge der Reformation wird das Kloster Teil des herzoglichen Amtes Eldena.
1630 Wieck und Ladebow werden mit dem Kirchspiel Weitenhagen verbunden.
1633 Erneute Erwähnung einer „Capelle zur Wyke“, die vermutlich infolge der Kriegshandlungen zerstört wurde. Ein Neubau wird wohl noch im 17.Jhdt. begonnen worden sein.
1634 Pommernherzog Bogislaw XIV. schenkt der Universität Greifswald das Amt Eldena und damit das Patronat der Wiecker Kirche.
1748 Die Kirche wird in der Matrikel als ein Bau, der „an Dach und Fach, Fenstern und Thüren, auch am Thurm... in gutem Stande... ist“ aufgeführt.
1822 Pastor Christian Winrich beschreibt die Kirche als „...ein längliches von Fachwerk erbautes Gebäude, hat inwendig eine bretterne Decke und einen Thurm, der unter meiner Amtsführung 1790 neu gebaut ist.“
1839 Die alte Kirche bietet vor allem im Winter, wenn die sonst zur See abwesenden Männer zu Hause sind, nicht mehr genügend Raum. Man denkt über einen Umbau des Gebäudes, das „von ziemlicher Länge,... aber nur schmal und sehr niedrig“ ist, nach. In einem Gutachten stellt Universitätsbaumeister Carl August Menzel jedoch fest, dass es unzulässig wäre, „bedeutende Summen auf die Vergrößerung eines so schlechten Gebäudes zu verwenden“. Vorerst lässt sich ein Neubau aber aus Kostengründen nicht realisieren.
1852 Wieck, Ladebow und Eldena werden eine selbständige Kirchengemeinde.
1872 Im November kommt es zu einer Jahrhundertsturmflut, bei der zahlreiche Bewohner von Wieck auf dem Dachboden der alten Kirche Zuflucht finden. Die Flut richtet auch an der Kirche Schäden an, deren Behebung große Summen erfordert. Deshalb werden die Verhandlungen über den Neubau vorübergehend wieder eingestellt.
1879 Die Abteilung für das Bauwesen im preußischen Handelsministerium fertigt einen Entwurf für den Kirchenneubau ein. Sie ist von Friedrich Adler, der dem Dezernat für Kirchenbau von 1877 bis 1900 vorstand, und seinem Mitarbeiter Friedrich Schulze unterzeichnet.
1881 – 1883 Unter Pastor Carl Rollenhagen wird die neue Kirche gebaut. Die Bauleitung obliegt Paul Hofmann und Regierungsbauführer Callenberg. Mit der Abnahme der Orgel des Stralsunder Orgelbaumeisters Friedrich Mehmel am 5. Juni 1883 gilt der Bau als vollendet. Am 26. Juni findet die feierliche Einweihung durch Generalsuperintendent Sigismund Jaspis statt.
1904/1913 Bei zwei gewaltigen Sturmfluten erreicht das Wasser den Altarraum.
1935 Die Spitze des Kirchturmes wird um ca 7 m eingekürzt, weil er in der Einflugschneise des in Ladebow errichteten Militärflughafens liegt.
1946 Bis in die 50er Jahre hinein wird die Winterkirche gestaltet. Sie ermöglicht Gottesdienste, Konfirmandenunterricht, Christenlehre und Gemeindeveranstaltungen auch bei schlechter Witterung.
1958 Aus Anlass des 75 jährigen Kirchweihjubiläums und zur Wiederkehr des 400. Todestages des pommerschen Reformators wird die Kirche auf Beschluss des Gemeindekirchenrates in „Bugenhagen-Kirche“ umbenannt. Im Volksmund bleibt sie die Wiecker Kirche.
1965 Sicherungsmaßnahmen und Sanierungsmassnahmen an der Kirche werden durchgeführt. Dacharbeiten, Innenanstrich u.v.a.m.
1983 Feier des 100 jährigen Kirchweihjubiläums mit Ausstellung, Vorträgen und Gemeindefest. Die lokale Presse berichtet.
1996 Beginn der schrittweisen Sanierung
2004 Eine auf dem Süddach der Kirche installierte Solaranlage kann in Betrieb genommen werden. Die aus der Einspeisung erzielten Gewinne werden für die Kirchensanierung zurückgelegt.
2006 Die Außensanierung wird abgeschlossen. Nun sind auch alle Kirchenfenster wieder instand gesetzt.
26. Juni 2008 125 Jahre Kirche Wieck
2009 Neugestaltung der Winterkirche.
2011 Restaurierung der historischen Mehmel-Orgel
2015 Sanierung Chor und Kirchenschiff
2019 Abschluß der Sanierung im Innenraum
Wiecker Kirche: Baubeschreibung
Die neoromanische dreiachsige Hallenkirche besteht aus einem hohen Langhaus, einem Chorpolygon und einem Westturm mit flankierenden Treppenhäusern. Die Apsis ist mit einem halben fünfteiligen Rippengewölbe, das Mittelschiff mit einem Kreuzrippen- und die Seitenschiffe mit Tonnengewölben überspannt. Ursprünglich war die Kirche in einem grau-grünlichen Farbton ausgemalt, die backsteinernen Elemente wurden gerahmt von roten und grauen Längsstreifen.
Seit 1996 wird die Kirche nach und nach saniert.
So wurde eine Kirchenheizung, neue Funktionsräume und Türen eingebaut und im Jahr 2000 das Geläut um zwei Bronzeglocken erweitert.
2003 wurde eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 28 KWp auf dem Kirchendach installiert.
Die gesamten verschattungsfreie Süddachfläche der Kirche(ca 206 qm) wurde mit rahmenlosen, schwarzen Solarmodulen bedeckt.
2010 wurde die Winterkirche saniert und mit einer gläsernen Trennwand zum Kirchenschiff versehen.
2011 erfolgte die Generalüberholung der Orgel.
2015 wurde unsere Kirche mit einer Induktionsschleife für hörgeschädigte Menschen ausgerüstet. Alle Bänke auf der rechten Seite (Südseite) der Kirche sind in diese Hörschleife eingeschlossen. Wer ein Hörgerät hat, kann dies auf T (Telefonkanal) umschalten und hört, was im Gottesdienst gesprochen wird, direkt am Ohr ohne den Schall des Raumes.
Als nächstes soll sich die Sanierung des weiteren Innenraums anschließen.
2015 haben wir mit der Innenausmalung der Kirche begonnen. Die Arbeiten im Chorraum sind fertig gestellt. Die Innenausmalung ist 2016 bis zur Empore weitergeführt worden.
Vielen Dank an alle, die mit ihrer Spende dazu beigetragen haben, dass unsere Kirche saniert werden kann.
Ausstattung der Kirche
„Der segnende Christus“vor dem Altarraum ist ein Abguss einer Steinstatue von Bertel Thorvaldsen (1768-1844). Er wurde zwischen 1822 und 1840 in Thorvaldsens Werkstatt hergestellt und 2002 von Heinrich Zenichowski (Wieck) restauriert.
Der Altar entspricht in der Grundform den mittelalterlichen Flügelaltären mit Mittelbild und zwei aufklappbaren Seitenflügeln. Er wurde wahrscheinlich am Anfang des 17. Jahrhunderts von einem uns unbekannten Künstler geschaffen und ist somit einer der wenigen erhaltenen nachreformatorischen Flügelaltäre in unserer Gegend.
Der Altaraufsatz stammt noch aus der Vorgängerkirche in Wieck, ersetzte aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg das ursprüngliche gusseiserne Kreuz auf dem Altartisch der neuen Kirche.
Die Bildmotive zeigen hauptsächlich biblische Szenen, die sich auf die Bedeutung der Wiecker Kirche als Gotteshaus der Seefahrer und Fischer beziehen.
Mittelbild: Das Abendmahl.
Li. Innenflügel oben: Die Sintflut und die Arche Noah.
Unten: Errettung Jonas aus dem Bauch des Wales.
Re. Innenflügel oben: Sturmstillung durch Jesus.
Unten: Jesus wandelt auf dem See. Foto: Detlef Witt
Li. Außenflügel oben: Das Wappen der Bergen- und Schonenfahrer.
Unten: Durchzug des Volkes Israel durch das Rote Meer.
Re. Außenflügel oben: Die Seepredigt und zwei Wappen von Greifswalder Patrizierfamilien.
Unten: Schiffbruch des Apostels Paulus.
Genauere Erklärungen bietet ein in der Kirche ausliegender Flyer sowie eine 2012 erschienene Broschüre über den Altar und die Geschichte auch der alten Wiecker Kirche.
Neben dem Altar gehören im Altarraum die Kanzel und der hölzerne Taufstein zu den Originalaustattungen der Kirche von 1883.
Die Orgel wurde vom Stralsunder Orgelbauer Friedrich A. D. Mehmel im Jahre 1883 erbaut. Es ist eine eigens entwickelte mechanische Röhrenlade mit Hängeventilen mit 13 Registern. Sie wurde 2010/2011 von der Firma Eule vollständig restauriert.
Das Wiecker Geläut wurde im Jahr 2000 durch zwei Bronzeglocken erweitert. Sie wurden von der Gießerei Albert Bachert in Heilbronn gegossen und per Traditionssegler und Pferdefuhrwerk zur Wiecker Kirche transportiert. Ursprünglich gab es zwei Glocken, von denen eine 1882 von C. Voß & Sohn in Stettin gegossen wurde. Die zweite wurde im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.
Schiffsmodelle in der Kirche
Die SCHIFFSMODELLE in der Wiecker Kirche erinnern daran, dass über Jahrhunderte die Seefahrt das prägende Element und die wichtigste Form des Broterwerbes vor allem in Wieck darstellte.
Der vollschiffgetakelte RADDAMPFER BARUSSIA wurde vom Oberpolier der Greifswalder Schiffszimmermannsleute H. Will im Jahre 1865 erbaut und der Kirchengemeinde geschenkt „zum sichtbaren Erinnerungszeichen, dass des Christen Beruf auf dem Meere, so ganz besonders unter dem Schutze Gottes wie unter den Erhörungsgebeten der Gemeinde stehe.“
Das ZEESBOOT erbaute Gerhard Dallmann (Pastor in der Wieck von 1965 bis 1987) und überreichte es der Kirchengemeinde zum Erntedankfest 2000 als Zeichen der Verbundenheit und Dankbarkeit.
Das Frachtschiff HOFFNUNG, ein Dreimasttopsegelschoner, erinnert an die Schiffahrt um 1883, dem Baujahr unserer Kirche. Gerhard Dallmann baute das Schiffsmodell und schenkte es der Kirchengemeinde Wieck am 22. April 2012.
Das FOLKEBOOT wurde gebaut von Michael Fasten aus Eldena und wurde der Gemeinde überreicht am 13. Juli 2014. Es rückt die gegenwärtige Situation in den Blickpunkt. Wieck ist zu einem beliebten Seglerhafen geworden.
Das Modell der VIERMASTBARK „POMMERN“ wurde von Kapitän Dr. Christian Subklew der Kirchengemeinde im Sommer 2014 als Geschenk übergeben.
Die Schiffsmodelle sind keine „Votivschiffe“. Die hier ausgestellten Schiffsmodelle erinnern an große Epochen der Wiecker Seefahrt: Einmal die Zeit der Vollschiffe und Segelschiffe in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals entstanden in Wieck die „Kapitänshäuser“. Zum anderen an die Zeit der Zeesfischerei, welche ihren Höhepunkt zwischen 1850 und 1939 gehabt haben dürfte. Schließlich bilden sie auch die moderne Zeit ab, wo die Seefahrt für viele zum Freizeitsport geworden ist.
Sonntäglich bittet mit der „Wiecker Fürbitte“ die versammelte Gemeinde für die Menschen unterwegs, besonders für die Seeleute, die Segler, die Lotsen und die Fischer.