Gemeindezentrum BRÜCKE lädt seit Jahren zu Weihnachtsshows ein Darum wird Weihnachten gefeiert!

Von Astrid Hartwig-Utpatel

Wirtin und Maria im Theaterspiel sind die beiden Ehrenamtlichen Hannah Stephan und Martina Heymuth, rechts: Pastor Jörg Utpatel.

Foto: Astrid Hartwig-Utpatel

22.12.2013 · Rostock-Groß Klein. Die Advents- und Weihnachtzeit ist die hohe Zeit der Krippenspiele. Aber WeihnachtsSHOW? Die gibt es seit mehr als zehn Jahren in der Ufergemeinde im Rostocker Plattenbaugebiet Groß Klein. Nach anfänglichem Erstaunen über den Titel war Astrid Utpatel-Hartwig doch ganz angetan von dieser Art, die Weihnachtsbotschaft denen zu erzählen, die beim Wort Krippenspiel gar nicht erst kommen würden. Sie berichtet:

Rund 80 Kinder zwischen drei und sechs Jahren wuseln durch das Foyer des Gemeindezentrums BRÜCKE in Rostock-Groß Klein. Alle reden durcheinander und versuchen sich ihrer Mützen, Schals und Handschuhe zu entledigen. Zahlreiche Erzieherinnen und einige Eltern helfen. Plötzlich ertönt aus dem Kirchraum Orgelmusik – die Kinder werden aufmerksam und ziehen in die Kirche ein. Sobald sie sitzen, sehen sie vor sich einen hell leuchtenden Herrnhuter Stern über dem schwebenden Kruzifix, einen geschmückten Altar mit leuchtenden Kerzen, eine Leinwand und einen großen Stall. Zwischen Altar und Leinwand hängt ein Adventskranz, auf dem zwei Kerzen brennen.

Pastor Jörg Utpatel tritt vor die Kinder und begrüßt sie. Die Weihnachtsshow beginnt. Man mag sich vielleicht an dem Namen stören – aber als vor zehn Jahren diese Veranstaltungsreihe begründet wurde, erschien er sehr passend. Jutta Krämer, seit 2004 Gemeindediakonin in der BRÜCKE, erinnert sich an die Anfänge: „Als ich hierher kam, gab es diese Art Veranstaltung schon. Nur dass sehr viel weniger Kinder kamen und die Schulen und Kindergärten das Angebot recht zögerlich annahmen. Doch dann entwickelte es sich. Wir haben in den letzten Jahren auf verschiedenste Weise schon die Weihnachtsgeschichte erzählt – vom Theaterstück bis zur Darstellung mit Playmobilfiguren.“

Fünf Shows an vier Tagen

Jedes Jahr im Advent kommen Gruppen aus Kindergärten und Grundschulen in die BRÜCKE, um sich die Weihnachtsgeschichte in vielfältiger Form erzählen zu lassen und um Weihnachtslieder zu singen. In diesem Jahr finden fünf Shows an vier Tagen statt. Danach werden ungefähr 350 bis 400 Kinder und Erwachsene der Kirche einen Besuch gemacht haben und wissen, dass Weihnachten gefeiert wird, weil Jesus geboren wurde.

Antje Dehne, Erzieherin im AWO-Kindergarten Groß Klein, sagt auf die Frage, warum sie mit ihrer Gruppe hierher gekommen ist: „Es ist schon Tradition in unserer Einrichtung, dass wir in der Adventszeit hierherkommen, um den Kindern die Weihnachtsgeschichte nahe zu bringen.“ Und eine Lehrerin der Grundschule Groß Klein erzählt: „Es ist eine Tradition an unserer Schule, dass wir in der Adventszeit in die Kirche gehen. In diesem Jahr sind es alle Förderklassen unserer Schule. Viele unserer Kinder erleben in ihrem Elternhaus keine adventliche Atmosphäre. Da versuchen wir, ihnen Höhepunkte in dieser Zeit zu bereiten. Und die Kinder wollen auch jedes Jahr unbedingt wieder herkommen.“

Viele Kinder kommen nicht aus christlichen Elternhäusern

Zwischen dem evangelischen, integrativen Kindergarten „Regenbogen“ aus Schmarl und der Kirchengemeinde gibt es eine engere Beziehung. Erzieherin Kathrin Gläser erzählt: „Wir sind schon lange mit der Kirchengemeinde verbunden und möchten den Kindern das Kirchenjahr erfahrbar machen. Die meisten unserer Kinder kommen nicht aus christlichen Elternhäusern. Ich habe über die Jahre hin festgestellt, dass die Kinder jetzt wissen, dass zu Weihnachten Jesu Geburt gefeiert wird. Wir freuen uns, dass wir zu den kirchlichen Festen hierher in die Kirche kommen können.“

Doch nun geht die Show erst richtig los. Nach dem Lied „Alle Jahre wieder“, begleitet von Jutta Krämer, beginnt ein kleines Theaterstück: Eine Erzählerin liest die Anfänge der Weihnachtsgeschichte. Dann tritt ein römischer Soldat auf und verkündet den Befehl des Kaisers Augustus zur Volkszählung. Beim schneidigen Auftreten des Soldaten horchen die Kinder besonders auf. In der nächsten Szene wird es wieder friedlicher. Maria und Joseph wandern durch den Kirchenraum auf Bethlehem zu. Eine freundliche Wirtin erscheint und bietet ihren Stall als Herberge an, bringt Brot und Decken.

Der weitere Verlauf der Geschichte wird auf der Leinwand in farbenfrohen Bildern gezeigt. Die Kinder lauschen, sind erstaunlich still und lassen sich durch Fragen ins Geschehen hineinziehen. Das geht so weit, das nach der Show ein kleines Mädchen zu „Maria“ kommt und sich erkundigt: „Warum hast du denn dein Kind jetzt nicht bekommen?“ Das letzte gemeinsame Lied ist „Kling Glöckchen, klingelingeling“, zu dem Jörg Utpatel mit einem kleinen Glöckchen klingelt. Jasmin, 5 Jahre alt, sagt mir später: „Am schönsten war das Glöckchen, dass der Mann bei ‚Kling Glöckchen klingelingeling’ hatte.“

"Am schönsten war das Theaterspiel“

Mit Orgelmusik und einem kleinen Geschenk für jedes Kind endet die Weihnachtsshow nach einer halben Stunde. Als Geschenk gibt es in diesem Jahr ein zu einem kleinen Stall aufklappbares Büchlein mit den Bildern der Weihnachtsgeschichte. Die Kinder ziehen wieder aus der Kirche aus, und Silke, 4 Jahre alt, erzählt mir beim Hinausgehen: „Ich war schon mal hier. Ich komme gerne hierher. Am schönsten war das Theaterspiel.“ Manche Kinder kommen im Laufe ihrer Kindergarten- und Schulzeit mehrere Male in die BRÜCKE und lernen so Kirche und kirchliche Mitarbeiter kennen.

Wirtin und Maria im Theaterspiel sind die beiden Ehrenamtlichen Hannah Stephan und Martina Heymuth. Gefragt, warum sie in ihrer Freizeit bei diesen Shows mitmachen, antworten sie: „Es macht uns großen Spaß mitzuspielen. Und wir möchten die Weihnachtsbotschaft weitersagen. Die meisten Kinder wissen nicht, warum wir Weihnachten feiern. Aber wenn sie mehrere Jahre hintereinander hier waren, sieht das schon anders aus.“

Pastor Jörg Utpatel, der vor einem Jahr zum ersten Mal dabei war, sagt: „Ich bin froh, diese Tradition hier vorgefunden zu haben und führe sie gerne weiter. Es ist eine Arbeit über die Grenzen der Kirchengemeinde hinaus in die Stadtteile hinein.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 51-52/2013