Landeskirche Anhalts will selbstständig bleiben Kirchenpräsident Liebig bleibt weitere sechs Jahre im Amt
27.04.2014 · Ballenstedt. Bonsai-Kirche Anhalt: 2006 wurde der Begriff von einem Nachrichtenmagazin geprägt, treffend für Kleinwuchs und Beharrlichkeit. Ein weiteres Sinnbild für den Fortbestand schuf die Synode mit einem Votum für eine zweite Amtszeit des Kirchenpräsidenten.
Die Synode setzte Zeichen: An der Selbstständigkeit von Anhalt, der kleinsten evangelischen Landeskirche, wird nicht gerüttelt. Bei der Wahl für eine weitere Amtszeit am Samstag in Ballenstedt entfielen auf Kirchenpräsident Joachim Liebig 34 von möglichen 38 Ja-Stimmen. Und das Ergebnis wurde bereits im ersten Wahlgang erzielt. Der Theologe, ein Verfechter der Eigenständigkeit trotz sinkender Mitgliederzahlen, äußerte auch gleich Skepsis gegenüber Kirchenfusionen und großen Gebilden.
"Ich bin überzeugt, dass wir innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auch wieder zu kleineren Strukturen zurückkommen werden", sagte er nach seiner Wahl. Die Landeskirche verfüge mit ihrer Struktur über eine "deutliche Zukunftsfähigkeit". So langsam sei es ihm auch leid, immer wieder darauf angesprochen zu werde, wie lange Anhalt - mit 40.000 Mitgliedern die kleinste der 20 EKD-Gliedkirchen - denn überhaupt noch existiere. Synodenpräses Andreas Schindler pflichtete ihm bei: Das eindeutige Votum für Liebig mache ein breites Einvernehmen deutlich, den eigenständigen Weg weiter zu beschreiten.
Er sei mehr denn je davon überzeugt, mit der Struktur in Anhalt den aktuellen Herausforderungen begegnen zu können, betonte Liebig. Dabei sei die Landeskirche unter anderem in Schulen und Kindertagesstätten sowie bei eigenen Kirchentagen aktiv - "das ist die Kontaktfläche zur säkularen Öffentlichkeit". Seine erste Amtszeit hatte der leitende Geistliche der Evangelischen Landeskirche Anhalts am 1. Januar 2009 angetreten.
Vergessene Identität zurückgeben
Zudem sei die Landeskirche auf gutem Weg, der historischen Region Anhalt ihre vergessene Identität zurückzugeben. Zu dieser Feststellung passte, dass die synodale Frühjahrstagung im Schloss der Harzstadt Ballenstedt stattfand, die als Wiege Anhalts gilt. Das Gebiet war von 1212 bis 1945 als Fürstentum, Freistaat und Land ein selbstständiges Territorium. Die Landeskirche ist die einzige noch bestehende Institution in den alten Grenzen, und Liebig leitet den Verein Anhaltische Landschaft.
Wenigstens für die nächsten drei Jahre ist die finanzielle Situation Anhalts gesichert, betonte Liebig schon am Freitag in seinem aktuellen Bericht. Um unabhängiger von Transferleistungen vor allem innerhalb der EKD zu werden, schlug er von 2015 an eine mittelfristige Finanzplanung vor. Der Personalbestand steht für ihn nicht zur Debatte, aber den Verkauf von Immobilien, Kirchen ausgenommen, will er forciert sehen.
Bei der Tagung wurde mit Ramona Eva Möbius auch eine neue theologische Oberkirchenrätin im Landeskirchenrat gewählt. Die Pfarrerin erreichte im dritten Wahlgang die nötige Anzahl von 20 Stimmen. Es gab drei Bewerber. Möbius ist seit 2008 Dozentin am Pädagogisch-Theologischen Institut mit den Standorten Drübeck und Neudietendorf.
Die Synode mischte sich auch in die Gesellschaftspolitik ein. So verabschiedete sie eine Entschließung, in der Reformen in der Flüchtlings- und Asylpolitik sowie eine stärkere Inklusion in Bildung und Kinderbetreuung angemahnt wurde. Grundlage des Votums ist die Hallesche Erklärung der Diakonie Mitteldeutschland von 2013 zu diesen Themen. Auch diskutierte die Synode unter dem Motto "Kirche auf dem Lande" Ideen für die Gemeindearbeit. Dabei ging es etwa um die Gestaltung von Gottesdiensten ohne Pfarrer sowie Jugendarbeit und Kirchenmusik.
Quelle: epd