"Kernprodukt im Kerngeschäft" Kathrin Oxen: Auch erfahrene Prediger müssen üben
10.04.2014 · Wittenberg/Karlsruhe.Die Leiterin des Zentrums für evangelische Predigtkultur in Wittenberg, Kathrin Oxen, kritisiert, dass sich viele Pfarrer nach Abgabe ihrer Examensarbeit nicht mehr als Prediger weiterbilden. "Kein Musiker käme auf die Idee zu sagen: 'Jetzt kann ich's, jetzt muss ich nicht mehr üben'", sagte Oxen am Mittwoch vor der in Bad Herrenalb (Nordschwarzwald) tagenden Frühjahrssynode der Evangelischen Landeskirche in Baden. Allerdings beobachte sie inzwischen ein Umdenken. Für Aus- und Fortbildung in der Homiletik (Predigtlehre) gebe es in Deutschland seit zehn Jahren einen Aufbruch, so Oxen.
Die Theologin forderte Synode und andere kirchenleitende Organe dazu auf, Pfarrern mehr Raum für die Predigtvorbereitung zu verschaffen. Sie zitierte den Theologen Karl Barth (1886-1968): "Dann sollte die Kirchenbehörde auch darüber wachen, dass nur solche in fleißiger Arbeit entstandenen Predigten auf den Kanzeln gehalten werden." Gottesdienste und Predigten blieben für die Kirche "Kernprodukt im Kerngeschäft", auch Kirchendistanzierte hätten daran hohe Erwartungen, betonte Oxen.
Die Zentrumsleiterin warnte davor, gute Predigt nur als Resultat einer besonderen Begabung zu begreifen. "Predigt ist Kunst und Handwerk zugleich", sagte sie. Verkündigung finde dabei nicht nur von der Kanzel aus statt, sondern auch in Radio und Fernsehen oder in Zeitungskolumnen, Anzeigenblättern und Gemeindebrief.
Quelle: epd