Osterbotschaft 2014 Bischof Abromeit: „Kiew ist von Berlin nicht weiter entfernt als Rom"
19.04.2014 · Greifswald.„Friede sei mit euch!“, so grüßt Jesus Christus seine Jünger, als er sie in ihrer abgeriegelten Wohnung nach seiner Auferstehung besucht. Friede, Schalom (hebräisch), Salam (arabisch) ist bis heute im Orient der alltägliche Gruß. Vielleicht wünscht man sich deshalb mehrmals täglich gegenseitig „Frieden“, weil man ihn in Israel und Palästina, in Syrien und Ägypten und im ganzen Nahen Osten besonders entbehrt. Dass gerade in der Region, in der Jesus Christus gelebt und gewirkt hat und auferstanden ist, Unfrieden herrscht, ist ein Skandal, an den wir uns längst gewöhnt haben. Doch nun kommt der Krieg auch in Europa in greifbare Nähe. Die Ukraine ist zur Lunte geworden, die ein Feuer entzünden kann, dessen Zerstörungskraft dann nicht mehr zu begrenzen sein wird. Und Kiew ist von Berlin nicht weiter entfernt als Rom.
Niemand hat 1914 vermutet, dass ein Attentat in einer Stadt auf dem Balkan, nämlich die Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo, zu einem Krieg mit 17 Millionen Toten führen würde. Wir hoffen und beten, dass der Konflikt in der Ukraine nicht unübersehbare Folgen zeitigt. Friede ist ein hohes Gut.
Jesus Christus hat für den Frieden alles gegeben: Er ist den Weg der Gewaltlosigkeit und der Liebe gegangen und hat dafür mit dem Tode bezahlt. Aber Gott hat den von Menschen Gekreuzigten vom Tode auferweckt und neues Leben geschenkt. Die Botschaft Jesu ist erst dadurch glaubwürdig geworden und gewinnt bis heute immer neue Anhänger.
Hundert Jahre nach Beginn des ersten Weltkrieges müssen wir im christlich geprägten Europa auf der Hut sein. Wir dürfen aber auch darauf vertrauen, dass allein die Gewaltlosigkeit – wie Jesus sie vorgelebt hat – Frieden bringt. Wir Christen dürfen keine Waffengewalt zur Erreichung politischer Ziele einsetzen. Wenn uns der auferstandene Christus zusagt: „Friede sei mit euch“, dann ist uns das Hinweis auf die Unverfügbarkeit jeden Friedenszustandes.
Das Sterben Jesu am Kreuz schafft Versöhnung zwischen Gott und Mensch und zwischen Menschen. Seine Auferstehung spricht uns Frieden zu, den diese Welt so sehr braucht. Auch dieses Jahr 2014 grüßt der Auferstandene: „Friede sei mit euch!“ Wir können nichts Besseres tun, als diesen Frieden aus seinen gekreuzigten Händen anzunehmen.
Dr. Hans-Jürgen Abromeit,
Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche