Zentralratspräsident fordert besseren Staatsvertrag Verband der Jüdischen Gemeinden MV feierte 20-jähriges Jubiläum
25.04.2014 · Schwerin.Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, hat vom Land Mecklenburg-Vorpommern mehr finanzielle Unterstützung für die Jüdischen Gemeinden gefordert. Sie verdienten einen besseren Staatsvertrag, sagte er am Donnerstag in der Schweriner Synagoge in seinem Grußwort beim Festakt zum 20-jährigen Jubiläum des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in MV. Zudem kritisierte er, dass bereits zwei Förderanträge der Schweriner Jüdischen Gemeinde für ein neues Gemeindezentrum abgelehnt worden seien.
Auch der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden, Valerij Bunimov, ging in seinem Grußwort darauf ein, dass sich die Juden mehr finanzielle Zuwendungen vom Land und von den Städten Rostock und Schwerin wünschten. Ohne Hilfe des Landes, des Zentralrates und der Kommune könne die Schweriner Gemeinde das ehemalige Rabbinerhaus Großer Moor 12 nicht weiter sanieren und zum Gemeindezentrum ausbauen.
Die bei der Landesregierung auch für Religionsfragen zuständige Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) sagte, von der Gründung des Landesverbandes am 24. April 1994 habe das Land enorm profitiert. Die beiden Jüdischen Gemeinden in Schwerin und Rostock seien seitdem in vielen Bereichen der Gesellschaft aktiv. Dafür gelte ihnen große Anerkennung. Sie seien "fester Bestandteil und eine wichtige Bereicherung unseres Lebens". Gern unterstütze das Land die Jüdischen Gemeinden jährlich mit 390.000 Euro. Das Geld helfe unter anderem, Synagogen zu restaurieren, "damit die vielfältige Kultur und Geschichte des Judentums im Land vor allem für die junge Generation erfahrbar bleibt".
Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider (SPD) äußerte sich erfreut darüber, dass es in vielen Orten im Land inzwischen Stolpersteine gibt, die an das den Juden in der NS-Zeit zugefügte Leid erinnern. Gleichzeitig sicherte sie zu, dass der Landtag alles tun werde, damit sich die Zahl der NPD-Landtagsabgeordneten möglichst verringert. Derzeit sitzen fünf NPD-Leute im Landesparlament.
Schwerins Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow (Die Linke) betonte, die Jüdische Gemeinde sei zu einem selbstverständlichen und sichtbaren Teil der Schweriner Stadtgesellschaft geworden. Sie bereichere das weltliche und religiöse Leben in der Stadt und beteilige sich aktiv am interreligiösen Dialog sowie im Aktionsbündnis für ein friedliches und weltoffenes Schwerin. Schwerin sei über Jahrhunderte ein wichtiges Zentrum jüdischen Lebens in Mecklenburg gewesen, das während des Faschismus zerstört und vernichtet wurde. Mit der Neugründung der Jüdischen Gemeinde vor 20 Jahren und dem Wiederaufbau der Synagoge als Gemeindezentrum sei jüdisches Leben in die Mitte von Stadt und Gesellschaft zurückgekehrt.
Nach Angaben des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden konnte sich durch den Zuzug russischsprachiger jüdischer Migranten seit Anfang der 1990er Jahre nach einer über 50-jährigen Pause wieder ein aktives jüdisches Leben in MV neu gestalten und etablieren. Zu dem Verband gehören die Gemeinden Schwerin und Rostock, die beide im April 1994 gegründet wurden und derzeit zusammen etwa 1.500 Mitglieder haben.
Seit 2002 ist William Wolff aus Großbritannien als Landesrabbiner angestellt. Der Landesverband ist auch zuständig für die Pflege und Instandsetzung von 50 geschlossenen jüdischen Friedhöfen, auf denen keine Bestattungen mehr erfolgen. 40 von ihnen sind in den Besitz des Landesverbandes rückübertragen worden. 20 Friedhöfe, die nach 1994 in einem sehr schlechten Zustand waren, konnten als Gedenkorte hergerichtet werden.
In Rostock (2004) und Schwerin (2008) konnten Synagogen gebaut werden. Zudem bestehen laut Verband in Schwerin und Rostock jüdische Gemeindezentren mit stabilen Gemeinden. Ihre Hauptaufgabe sei es, alle Voraussetzungen für ein aktives religiöses Leben ihrer Mitglieder zu schaffen. Dazu gehöre die Arbeit im sozialen und kulturellen Bereich. Die Gemeinden sind nach Angaben des Verbandes auch zu Zentren der interreligiösen und interkulturellen Begegnung geworden und in gesellschaftlichen Netzwerken aktiv. Von 1998 bis 2000 wurden in beiden Städten Grundstücke erworben, die den Gemeinden seither als jüdische Friedhöfe dienen.
Quelle: epd