Johannes Grashof ist Pasewalks neuer Pastor Ein „spanischer“ Rheinländer in Pommern
08.02.2014 · Pasewalk.Johannes Grashof ist ein waschechter Rheinländer, der in Aachen aufgewachsen ist. Doch wenn er spricht, ist davon so gut wie nichts zu hören. „Meine Mutter stammt aus Leipzig, mein Vater aus dem südlichen Rheinland, doch bei uns Zuhause wurde hochdeutsch gesprochen“, klärt der Pastor auf. „Aber wenn ich will, kann ich schon mit Dialekt sprechen“, sagt er schmunzelnd, verzichtet dann aber auf eine Kostprobe und setzt sich auf das kleine Sofa in seinem Amtszimmer im Pasewalker Pfarrhaus. Kaum hat er Platz genommen, klingelt das Telefon. „So geht das den ganzen Tag“, freut sich Johannes Grashof darüber, mit wieviel Warmherzigkeit und Interesse er in Pasewalk aufgenommen wurde. Es sei zu spüren, dass sich die Gemeinde sehr freue, dass es in Pasewalk nach der langen Vakanz endlich wieder einen Pastor gibt.
„Ich bin ein alter Rocker“
Nach dem Telefonat fällt sein Blick auf die elektrische Gitarre, die griffbereit in der Ecke des Amtszimmers steht. „In meinem Elternhaus wurde viel klassische Musik gehört. Ich mag aber nicht nur Bach, sondern auch das erweiterte Musikspektrum.“ Er holt sich das Instrument und spielt ein paar bekannte Riffs englischer Rockgrößen. „Als Jugendlicher wollte ich unbedingt eine elektrische Gitarre, doch mit dieser Bitte stieß ich bei meinen Eltern auf taube Ohren, denn die Musik, die ich machen wollte, war daheim nicht so gewünscht“, erzählt er. Daher beschloss er, sich die Gitarre selbst zu kaufen. Er arbeitete in einem Fastfood-Restaurant, bis er das Geld zusammen hatte. Die Liebe zur Musik begleitet ihn bis heute. „Neben der Bibel ist die Gitarre mein ständiger Begleiter. Ich bin eben ein alter Rocker“, sagt der 53-Jährige mit einem ausgelassenen Lächeln. Heute besitzt er nicht nur eine, sondern gleich fünf Gitarren.
„Spanien bleibt immer meine zweite Heimat“
Am 1. Januar begann für Johannes Grashof der Dienst in Pasewalk, am 8. Januar bezog er das Pfarrhaus. „Ich war aber schon in der Advents- und Weihnachtszeit hier, um Gottesdienste zu feiern, damit die Vertretungspastoren in ihren eigenen Gemeinden predigen konnten“, erzählt Johannes Grashof. Bevor es ihn nach Pommern verschlug, war er Pastor im rheinländischen Kirchherten, ungefähr 30 Kilometer von Köln entfernt. „Das ist eine kleine Gemeinde zwischen Rüben- und Weizenfeldern mitten im Braunkohlerevier“, beschreibt er seine alte Wirkungsstätte. Er sei also das Leben im Ländlichen gewohnt. „Wenn man von einem Ort mit 3000 in einen Ort mit 10.000 Einwohnern wechselt, kann man ja schon ein Stück weit von Urbanisierung sprechen“, scherzt der Pastor, der zwar im Rheinland aufwuchs aber im spanischen Valencia das Licht der Welt erblickte. „Mein Vater war Auslandspfarrer der Evangelischen Kirche in Deutschland. Erst mit zweieinhalb Jahren kam ich an den Rhein.“ Spanien sei ihm seitdem immer eine zweite Heimat geblieben.
Das Theologiestudium als Berufung und Familientradition
Dass er nach dem Abitur Theologie studieren und Pastor werden würde, war ihm früh klar: „Mein Vater war Pfarrer, mein Großvater war Pfarrer und mein Urgroßvater auch.“ So war für ihn der Weg in das Pfarramt Berufung und Familientradition zugleich. Nach dem Studium von 1978 bis 1984 in Bonn und Erlangen war er zunächst Vikar im rheinländischen Altenberg, danach Pastor im Hilfsdienst in Vallendar bei Koblenz. „In der Nähe wurde damals das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich gebaut und ich habe mich in der Anti-Atomkraft-Bewegung engagiert. Kurz nach dem Beginn des Probelaufs des Kraftwerks passierte dann die Katastrophe von Tschernobyl, die zu noch mehr Widerstand bei den Anwohnern führte. Schließlich sorgten Fehler im Genehmigungsverfahren dafür, dass das Kraftwerk nie ans Netz ging.“
Pasewalk war der erste Treffer
Während seiner Zeit in Vallendar heiratete Johannes Grashof seine Frau Jutta, die ebenfalls Pastorin ist. Bereits während des Studiums hatte er sie kennengelernt. „Es war eigentlich ein ungünstiger Zeitpunkt für die Heirat, weil wir beide noch im Hilfsdienst waren und zwischen mehreren Wohnsitzen pendelten.“ Doch schließlich fanden Johannes Grashof und seine Frau 1987 in Kirchherten eine gemeinsame Stelle, wo sie blieben, bis ihnen der dortige Superintendent deutlich machte, dass die Pfarrstelle bald eingespart würde. „Wir fingen also an, uns umzuschauen, haben aber nicht gezielt nach einer Stelle in Pommern gesucht, da wir eigentlich im Rheinland bleiben wollten“, erinnert sich der Pastor. Als seine Frau kurzerhand bei einer Internetsuchmaschine „Freie Pfarrstelle“ eingab, erschien Pasewalk als erster Treffer. „Wir haben einfach angerufen und hatten Birgit Rakow vom Pasewalker Gemeindebüro am Telefon, die uns sofort sympathisch war. Da wir noch keine Urlaubspläne hatten, beschlossen wir, spontan nach Pommern zu fahren und uns hier umzusehen. So kamen wir im Juni des vergangenen Jahres hier an und es war Liebe auf den ersten Blick“, schwärmt Johannes Grashof von seiner neuen Heimat.
„Ich bin als Pfarrer für alle da“
Nach einem etwas umständlichen Bewerbungsverfahren beim Wechsel von einer Landeskirche zur anderen und nach der Zustimmung des Pasewalker Kirchengemeinderats war der Start in Pommern perfekt. „Wir sind aber nicht ganz in die Fremde gesprungen“, gibt er zu. So engagiert sich seine Frau beim Weltgebetstag und hatte in diesem Zusammenhang schon Kontakt mit einigen Pasewalkerinnen. Zudem hat die Familie Wurzeln in Pommern. „Mein Schwiegervater stammt aus Stettin und lebte als Kind einige Zeit in Pasewalk“, erzählt Johannes Grashof, der momentan allein im Pfarrhaus wohnt. Seine Frau hat noch berufliche Verpflichtungen am Rhein und kommt erst im Frühjahr nach. Sie wird sich die Pasewalker Pfarrstelle, die eigentlich eine doppelte Pfarrstelle ist, mit ihrem Mann teilen. Die beiden Kinder der Grashofs, ein Sohn und eine Tochter, sind bereits erwachsen und ziehen nicht mit den Eltern um.
Am Sonntag wird Johannes Grashof in einem Festgottesdienst in St. Marien in Pasewalk feierlich in seinen Dienst eingeführt. Das ist Anlass für den Pastor, um nach den ersten ereignisreichen Wochen im neuen Amt inne zu halten und in die Zukunft zu blicken: „Ich möchte viele Netzwerke knüpfen - in der Gemeinde und auch nach außen“, sagt Johannes Grashof. „Es gibt hier so viele engagierte Menschen, die ich zum Wohle aller zusammenbringen möchte. Ich bin als Pfarrer für jeden da.“
Quelle: PEK (sk)