Sozialpolitik Mehr Geld für Schuldnerberatung in MV gefordert

25.06.2014 · Schwerin.

Experten fordern mehr Geld vom Land Mecklenburg-Vorpommern, um weitere Einschnitte bei der Schuldnerberatung zu verhindern. Allein in diesem Jahr werde eine Sonderzuweisung in Höhe von bis zu 270.000 Euro benötigt, sagte Ursula Schumacher, Vorsitzende des Fachausschusses Beratungsdienste der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, am Dienstag in Schwerin.

Sie kritisierte, dass sich der Eigenanteil der Träger inzwischen auf bis zu 13,6 Prozent belaufe und nur in MV die Träger Eigenanteile aufbringen müssten. Der Eigenanteil müsse aber auf maximal fünf Prozent begrenzt werden. Das Land stelle zu wenig Geld für die steigenden Personal- und Sachkosten bereit, sagte sie.

Cornelia Zorn, Vorstandsvorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung, forderte, das Sparkassengesetz zu ändern. Die Sparkassen sollten mindestens zehn Prozent der Gesamtkosten für die Schuldnerberatung tragen, da sie auch einen direkten Nutzen von dieser Beratungstätigkeit hätten. Zudem verwies Zorn darauf, dass im Landeshaushalt in diesem Jahr fast 500.000 Euro eingespart werden könnten, weil die Vergütungen für Insolvenzverwalter ab Juli sinken werden.

Christina Hömke von der Liga der Freien Wohlfahrtspflege sagte, in den vergangenen zehn Jahren hätten die Schuldnerberater zusätzliche Aufgaben bekommen, etwa mit der Einführung des Pfändungsschutzkontos. Es seien aber keine zusätzlichen Personalkapazitäten oder Fördermittel zur Verfügung gestellt worden. Laut Liga und Landesarbeitsgemeinschaft sank die Beratungskapazität seit 2000 um über 20 Prozent, obwohl die Aufgaben erweitert wurden. Zudem wachse die Nachfrage nach Beratung trotz Einwohnerrückgangs. Die Diakonie hatte vor kurzem angekündigt, dass sie ihre Beratungsstelle "Lichtblick" in Schwerin Ende 2014 aus finanziellen Gründen schließen wird.

Im vergangenen Jahr wurden laut Jahresbericht von den 77 Mitarbeitern in den 25 Beratungsstellen in MV insgesamt 21.624 Ratsuchende betreut, das waren etwa 400 weniger als im Vorjahr. Eine Beratungsfachkraft hatte durchschnittlich 199 aktenkundige und 130 Kurzberatungsfälle zu bewältigen. Damit standen pro aktenkundigem Fall nur 5,5 Beratungsstunden zur Verfügung. Durchschnittlich waren die 4.142 neu aufgenommenen Ratsuchenden mit rund 24.300 Euro verschuldet. Bankschulden machten mehr als die Hälfte der erfassten Außenstände aus. Diese Zahl sei Ausdruck der Bedeutung des kreditfinanzierten Konsums, heißt es im Bericht.

Häufigste Auslöser dafür, dass jemand seine Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte, waren laut Bericht Arbeitslosigkeit, Konsumverhalten, Trennung, Tod, ein Unfall, eine Erkrankung oder Suchtprobleme. 42,5 Prozent der Neuaufnahmen erhielten Hartz IV. Außerdem wurden im vergangenen Jahr 1.828 Anträge auf Eröffnung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens gestellt.

Das Land fördert die Schuldnerberatung in MV jährlich mit mehr als 1,8 Millionen Euro. Sozialministerin Birgit Hesse (SPD) verwies darauf, dass die Landesförderung trotz rückläufiger Beratungsfälle konstant sei. Bei der Berechnung der Landesförderung pro Einwohner liege der Nordosten auf dem vierten Platz aller Bundesländer. Sie könne Behauptungen, das Land würde seiner Verantwortung nicht nachkommen, nicht nachvollziehen.

Quelle: epd