Abschied aus der "zweiten Heimat" Vor seinem Weggang nach Köln feiert Erzbischof Woelki einen letzten Gottesdienst in Berlin

08.09.2014 · Berlin.

Mit einem feierlichen Gottesdienst in der St. Hedwigs-Kathedrale ist der bisherige Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki am Sonntag offiziell aus der Hauptstadt verabschiedet worden. Dabei dankte der Apostolische Nuntius in Deutschland, Nikola Eterovic, Woelki für seine dreijährige Arbeit in Berlin und insbesondere für dessen Einsatz zugunsten sozial Schwacher, Verfolgter und Benachteiligter.

An dem Gottesdienst nahmen auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge und Mecklenburg-Vorpommerns Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider (SPD) teil. Das Erzbistum Berlin umfasst neben der Bundeshauptstadt weite Teile Brandenburgs und Vorpommern.

Bei einem anschließenden Empfang erinnerte Woelkis evangelischer Amtsbruder Dröge an die gute Ökumene und die oft einhellige Einschätzung der gesellschaftlichen Herausforderungen. Gemeinsam habe man an einem Strang gezogen, etwa beim Einsatz für die Menschenwürde von Flüchtlingen, der Abgrenzung gegen jede Form von Extremismus oder dem interreligiösen Dialog. Auch das Bemühen um Kirchenreform habe beide Bischöfe verbunden.

In der kommenden Woche gibt der Kardinal in Berlin noch einen Medienempfang, ehe er am 20. September in sein neues Amt als Erzbischof von Köln eingeführt werden soll. Der 58-Jährige war seit dem 27. August 2011 Erzbischof von Berlin. Zuvor war er seit 2003 Weihbischof in seiner Heimatstadt Köln.

Woelki folgt nun in Köln auf Kardinal Joachim Meisner, der im Februar in den Ruhestand gegangen war. Das Erzbistum Köln ist mit 2,1 Millionen Gläubigen die größte und eine der wichtigsten deutschen Diözesen. In Berlin verbinden sich mit Woelkis Namen viele Sympathien. Allerdings blieben auch Konflikte nicht aus, wie etwa bei der Schaffung neuer pastoraler Räume oder der geplanten Umgestaltung der St. Hedwigs-Kathedrale als Hauptkirche der Katholiken in der deutschen Hauptstadt.

In seiner letzten Predigt bedankte sich Woelki für die herzliche Aufnahme, die er in Berlin gefunden habe. Das Erzbistum Berlin mit seinen Menschen sei ihm zu "einer zweiten Heimat geworden". Der Kardinal bedankte sich für "das gute ökumenische Miteinander" und die Unterstützung des Erzbistums durch die Entscheidungsträger in Politik und Gesellschaft.

Woelki erinnerte in seiner Predigt an den Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren. Auch heute noch seien Mauern niederzureißen. Dabei handele es sich um "Mauern jedweder Lieblosigkeit in Kirche und Gesellschaft". Der Erzbischof sprach von "Mauern, die Gesellschaften und Staaten mehr und mehr spalten in solche, die sich nahezu alles leisten können und in die immer größer werdende Zahl derer, die nicht wissen, wie sie den morgigen Tag überleben sollen".

Zugleich drückte er seinen Wunsch aus, dass im Erzbistum Berlin und in allen ostdeutschen Bistümern der Glaube an Gott neu an Raum gewinnen möge. Auf diesem Weg in die Zukunft seien Mut und Ausdauer gefragt, nicht jedoch Angst. Vielmehr müssten die Zeichen der Zeit gedeutet und ihnen "Inhalt und Gestalt für Heute und Morgen" gegeben werden, mahnte der Erzbischof. In den Gemeinden war in den Gottesdiensten am Sonntag ein "Hirtenwort" Woelkis verlesen worden, in dem er sich bei allen Weggefährten seiner Berliner Zeit bedankt hatte.

Quelle: epd