„Haus der Stille“-Leiter nach 28 Jahren in den Ruhestand verabschiedet Wolfgang Breithaupt: „Aus der Stille heraus zu leben ist wesentlich für Christen“

Ehepaar Breithaupt

Foto: A. Klinkhardt

22.08.2015 · Weitenhagen/Greifswald. Als Leiter des Hauses der Stille in Weitenhagen und Landespastor für Seelsorge hat Wolfgang Breithaupt in fast drei Jahrzehnten in Pommern wesentliche geistliche Impulse gesetzt und viele Menschen begleitet. Heute wurden er und seine Frau Elke, die Kantorin und Religionspädagogin ist, in einem Gottesdienst in der Weitenhagener Kirche in den Ruhestand verabschiedet.

Der Greifswalder Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit schrieb in seinem Grußwort: „Wolfgang Breithaupt und seine Frau Elke haben dem Haus der Stille sein heutiges Gesicht gegeben. Weit über Pommern hinaus hat Pastor Breithaupt durch Angebote wie Exerzitien und Einkehrtage gewirkt. Wie viel Segen daraus entstanden ist, kann wohl nur Gott allein ermessen.“

Der gebürtige Thüringer Wolfgang Breithaupt fühlte schon in seiner Jugend eine Berufung, Gott zu dienen. „Ich wollte Pastor werden, da dieser Beruf vor allem auch durch das Beichtgeheimnis während der DDR-Zeit einen sicheren Rahmen für die geistliche Begleitung bot“, erzählt er. Breithaupt studierte von 1970 bis 1975 an der Martin-Luther-Universität in Halle Theologie und arbeitete drei Jahre lang wissenschaftlich in der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus in Halle mit. 1981 wurde er von Bischof Dr. Werner Krusche (Kirchenprovinz Sachsen) ordiniert (gestorben 1991), einem der prägendsten Theologen der DDR-Zeit.

Im Jahr 1987 übernahm Wolfgang Breithaupt die Leitung des Friedrich-Wilhelm-Krummacher-Hauses („Haus der Stille“), des ältesten Einkehrhauses in Ostdeutschland. Außerdem war er bis zur Gründung der Nordkirche zugleich Landespastor für Seelsorge der Pommerschen Evangelischen Kirche und ist Pastor der Kirchengemeinde Weitenhagen. Der heute 65-Jährige über diese drei Aufgaben: „Mein Anliegen war es immer, Menschen anzusprechen und in eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus zu führen.“ Im Haus der Stille tut er dies über Einkehr- und Wüstentage, Exerzitien, Seelsorge, Eheseminare und geistliche Begleitung. Wolfgang Breithaupt: „Menschen beschreiben ihre Erfahrungen dabei so ähnlich wie Bonhoeffer es ausgesprochen hat: ,Es liegt im Stillesein eine wunderbare Macht der Klärung, der Reinigung, der Sammlung auf das Wesentliche‘“. Gebet und Stille sind nicht geistliche Übungen zusätzlich zu anderen. Es geht um einen Lebensstil, der im Alltag sich bewährt: Leben aus der Stille. Dieser Lebensstil bildet die Grundlage nicht nur für die persönliche Christusnachfolge, sondern verhilft auch Menschen im nichtchristlichen Kontext zur Lebensorientierung.

Jährlich 3000 Übernachtungen

Sehr viele Gäste kommen nach Weitenhagen aus dem Bereich der Nordkirche und den angrenzenden Landeskirchen. 1.000 Gäste haben im Vorjahr im Haus der Stille an Seminaren teilgenommen oder dort eigene Freizeiten ausgerichtet. Das sind 3.000 Übernachtungen im Jahr, um die sich Elke Breithaupt kümmert. Ihre Aufgaben beschreibt sie als eine „Mischung aus Hausmutter und Buchhalterin mit geschäftsführenden Aufgaben“.

Elke Breithaupt liegt viel daran, dass die Gäste sich wohl fühlen: In den Räumen stehen frische Blumen, frierende Gäste bekommen eine Wärmflasche, und die Mitarbeiter der Küche kochen für Vegetarier, Gluten- oder Laktoseallergiker. Dazu kommt auch die musikalische Begleitung von Tagungen sowie zahlreiche seelorgerliche Begleitung. Elke Breithaupt ist überzeugt: „Das Äußere hat sehr viel zu tun mit dem Inneren. Ob wir saubermachen, kochen oder sprechen: Wir im Haus haben alle das gemeinsame Ziel, dass Menschen Gott begegnen.“

Einkehr und Stille sind unerlässlich


Bei Wolfgang Breithaupt hat sich in nahezu 30 Jahren als Leiter des Hauses der Stille die Überzeugung vertieft, dass für Christen Einkehr und Stille unerlässlich sind: „Sich Zeit für Gott zu nehmen gehört zur Basis des Glaubenslebens und der daraus erwachsener Verantwortung in den Lebensbereichen des Einzelnen. Das kann man dann gut mit in den Alltag nehmen als eine Haltung, für Gott da zu sein und für seine Stimme offen zu sein.“ Wolfgang Breithaupt war zehn Jahre lang bis zu seiner Verabschiedung im Frühjahr ständiger Gast im Seelsorgeausschuss der VELKD und engagiert sich seit Jahrzehnten in der Geistlichen Gemeindeerneuerung in der Evangelischen Kirche (GGE), einer charismatischen Seelsorge- und Gottesdienstbewegung innerhalb der Landeskirchen.

Den Ruhestand wird das Ehepaar Breithaupt in Halle an der Saale verbringen. Das Gebet soll in besonderer Weise ihren Lebensrhythmus mitbestimmen, sagt Wolfgang Breithaupt und ergänzt: „Pensionäre und Ruheständler können in der Regel den Tagesablauf so strukturieren, dass Zeit für das Gebet vorhanden ist, was sonst so oft im Berufsalltag gefehlt hat. Das ist ein kostbarer stellvertretender Dienst für Kirche und Gesellschaft.) oder einfach: für die Menschen.“

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)



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