Studie "Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme" Immer noch zu wenig Kindergarten-Personal in MV
25.08.2015 · Gütersloh/Schwerin.Trotz leichter Verbesserungen muss sich eine Erzieherin in MV im bundesweiten Vergleich nach wie vor um die meisten Kinder ab drei Jahren kümmern. Auf eine Vollzeit-Erzieherin kommen durchschnittlich 14,4 ganztags betreute Kindergartenkinder, hieß es im "Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme", den die Bertelsmann-Stiftung am Montag in Gütersloh veröffentlichte. Zwei Jahre zuvor kamen im Nordosten noch 14,7 Kinder auf eine Fachkraft. Bei den unter Dreijährigen verbesserte sich der Betreuungsschlüssel in MV leicht von 6,1 auf sechs Kinder pro Erzieherin. Das Schweriner Sozialministerium kritisierte die Studie als unrealistisch, weil sie die fachliche Qualifikation nicht abbilde.
MV ist nach Aussage der Bertelsmann-Stiftung immer noch weit davon entfernt, die eigenen Empfehlungen für ein kindgerechtes Betreuungsverhältnis zu erreichen. Danach sollte eine Erzieherin für höchstens drei Kinder unter drei Jahren und für maximal 7,5 Kindergartenkinder zuständig sein. Ohnehin falle das tatsächliche Betreuungsverhältnis im Kita-Alltag ungünstiger aus als der Personalschlüssel, weil die Erzieher mindestens ein Viertel ihrer Zeit für Eltern- und Teamgespräche, Dokumentation und Fortbildung aufwenden.
Der Schweriner Sozialstaatssekretär Nikolaus Voss (SPD) sagte, es sei unredlich, nur die Anzahl des Personals in Kitas zu vergleichen, ohne deren fachliche Qualifikation zu berücksichtigen. Alle Versuche der Experten aus MV, "die Bertelsmann-Stiftung zu einer realistischen Darstellung" zu bewegen, hätten nichts genutzt. Während MV nur die Fachkräfte zähle, würden in anderen Bundesländern alle Kita-Beschäftigte mitgerechnet, also auch Auszubildende, Praktikanten und Servicekräfte. Eine solche Herangehensweise entziehe der Studie jeglichen Wert, kritisierte Voss.
Zum 1. August 2015 verbesserte sich in MV die Fachkraft-Kind-Relation von 1 zu 16 auf 1 zu 15, sagte Voss. Über 95 Prozent des Kita-Personals in MV hätten einen Fachschul- oder Hochschulabschluss, in Bayern treffe das auf weniger als 55 Prozent zu.
Nach Einschätzung der Stiftung gibt es für die Betreuung von Kleinkindern in Einrichtungen bundesweit immer noch zu wenig Personal. Zwar habe sich die Betreuung in den vergangenen Jahren fast überall verbessert, doch schlechte Personalschlüssel und befristete Arbeitsverträge setzten die Frauen dennoch oftmals unter Druck. Vor allem Teilzeitkräfte stünden unter großem Zeitdruck.
Den besten Personalschlüssel haben bundesweit die Kitas in Baden-Württemberg mit 3,1 Krippenkindern und 7,7 Kindergartenkindern. Dicht dahinter folgen bei den Krippenplätzen Bremen (3,4), Rheinland-Pfalz (3,5), das Saarland und Nordrhein-Westfalen (beide 3,6). Im Osten müssen sich Erzieherinnen um deutlich mehr U3-Kinder kümmern (1 zu 6,1) als im Westen (1 zu 3,6). Die Betreuungsverhältnisse für die Kindergartengruppen sind im Westen ebenfalls besser (West 1 zu 8,9; Ost 1 zu 12,4).
Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, forderte bundeseinheitliche Qualitätsstandards für die Kita-Betreuung. Dort sollten auch Zeitbudgets für Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit sowie Standards für berufsbegleitende Beratung der pädagogischen Fachkräfte festgelegt werden. Grundlage der jährlichen Studie sind Auswertungen von Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder sowie einer Befragung der zuständigen Fachministerien der Bundesländer aus dem Frühjahr 2014.
Quelle: epd