Über 83.000 Ehrenamtliche aktiv Die Nordkirche legt ihre Statistik für das Jahr 2014 vor

Von Mirjam Rüscher

06.12.2015 · Schwerin. Von der dänischen bis zur polnischen Grenze reicht das Gebiet der Nordkirche, mehr als zwei Millionen Mitglieder hat sie. Doch die Austrittszahlen steigen. Es gibt aber nicht nur Austritte, sondern auch Eintritte in die Kirche. Zudem zeigt sich, dass Engagement in der Gemeinde zu großer Verbundenheit führt. Ein Blick auf die Statistik der Nordkirche für das Jahr 2014.

Tebartz-van-Elst hat seinen Anteil. Und der automatisierte Einzug der Kirchensteuer auf die Kapitalertragssteuer. Denn parallel zur Debatte um den katholischen Limburger Bischof im Herbst 2013 sowie der Ankündigung der Banken zum neuen Einzugsverfahren verzeichnete die Nordkirche einen Anstieg bei den Kirchenaustritten. 2014 haben 36 915 Mitglieder die Kirche verlassen, 2013 waren es noch 23 970. Das geht aus der Statistik der Nordkirche für das Jahr 2014 hervor, die nun veröffentlicht wurde.

Erstmals hat sich beim Rückgang der Mitgliederzahlen die Zahl der Austritte stärker bemerkbar gemacht als der demografische Wandel. Dennoch gibt es bereits Anzeichen dafür, dass sich der Trend nicht fortsetzt. Ein Grund könnte die Verbundenheit der Mitglieder zur Kirche sein. „Auch in der Nordkirche zeigt sich, dass ehrenamtlich engagierte Mitglieder in der Regel eine starke Bindung zu ihrer Kirche haben und nicht geneigt sind auszutreten. Dies ist auch in anderen gesellschaftlichen Organisationen zu beobachten“, erklärt Stefan Döbler, Pressesprecher der Nordkirche. „Menschen, die sich in der Kirche ehrenamtlich engagieren, tun das in der Regel kontinuierlich und über lange Zeiträume – ein Zeichen für Verbindlichkeit und Kontinuitätsbewusstsein innerhalb der Kirche.“

Nur im Sport gibt es mehr Ehrenamtliche

Die Kontinuität spiegelt auch die Zahl der Ehrenamtlichen wider. Sie ist mit 83 000 stabil, stieg in den vergangenen zehn Jahren sogar um mehr als sechs Prozent. „Für 2015 vermuten wir einen weiteren Anstieg der Zahl der Ehrenamtlichen – aufgrund des starken ehrenamtlichen Engagements in Kirchengemeinden und Diakonie für Flüchtlinge“, so Döbler. Nur in Sportvereinen ist das ehrenamtliche Engagement laut Döbler größer als in Kirche und Diakonie. Zwei Drittel der Ehrenamtlichen in der Nordkirche sind Frauen, und auch in den Kirchengemeinderäten sei die Frauenquote verglichen mit anderen Landeskirchen und außerkirchlichen Einrichtungen hoch.

Nicht nur die Zahl der Ehrenamtlichen blieb konstant, auch die Gottesdienste behalten ihre Relevanz für die Gemeindemitglieder. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist in der Nordkirche seit Jahren gleichbleibend, sie liegt seit 2012 bei mehr als 63 000 pro Sonntag – Heiligabend nicht mitgerechnet. „An diesem Abend besuchten zwischen Helgoland und Usedom in den Jahren von 2012 bis einschließlich 2014 jeweils mehr als 760 000 Menschen die Kirche“, berichtet Döbler.

Auch Amtshandlungen haben eine unveränderte Bedeutung für die Mitglieder der Nordkirche. Taufen, Konfirmationen, Trauungen, Trauerfeiern – die Kirche begleitet die Menschen. 2014 wurden 13 173 Kinder getauft. Dabei lässt sich auch eine besondere Bewegung beobachten: So lassen sich Jahr für Jahr viele Erwachsene taufen. „Seit 2000 sind es jedes Jahr zwischen 3000 und 4000 Erwachsene, im vergangenen Jahr waren es 3126“, so Döbler.

3017 Menschen kehrten zurück

Insgesamt gehörten der Nordkirche von der dänischen bis zur polnischen Grenze 2014 mehr als 2,146 Millionen Menschen an. 2013 waren es noch 2,194 Millionen. Steigende Zahlen von Austritten und der demografische Wandel lassen die Mitgliederzahlen sinken. Doch immer wieder gibt es auch Rückkehrer. „2014 sind 3017 Erwachsene wieder in die Kirche eingetreten, die zuvor ausgetreten sind oder aus einer anderen christlichen Konfession in die Nordkirche konvertiert sind“, erklärt Döbler.

Kirchenaustritte seien zu respektieren und zu bedauern, meint der Nordkirchen-Sprecher. Mit der Arbeitsstelle „Kirche im Dialog“, Wiedereintrittsstellen und einer gebührenfreien Telefon- Hotline zur Kirchensteuer versucht die Nordkirche gegenzusteuern. Letztlich, betont Döbler, sage aber auch der Blick auf die Mitgliederzahlen allein nicht alles aus: „Es gibt – insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern – viele Menschen, die zwar nicht getauft und damit auch kein Kirchenmitglied sind, die aber gleichwohl der Kirche nahestehen und sich engagieren.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 49/2015