Friedensgebet und Mahnwachen am 8. Mai in Demmin Erfolgreicher Protest gegen Hass und Gewalt

Nach dem ökumenischen Friedensgebet in der St.-Bartholomaei-Kirche zogen mehrere hundert Menschen während einer Demonstration zum Barlachplatz durch die Demminer Straßen.

Fotos: PEK/S. Kühl

09.05.2015 · Demmin. Mehr als 80 Teilnehmende folgten am gestrigen Abend (8. Mai) der Einladung der evangelischen Kirchengemeinde Demmin und des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises zu einem ökumenischen Friedensgebet anlässlich des Kriegsendes vor 70 Jahren in der St.-Bartholomaei-Kirche in Demmin.

Menschenverachtendes Verhalten sei eine Sünde vor Gott, sagte Pastor Norbert Raasch. „Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus“, so der Pastor, der an die Opfer des Krieges erinnerte. Der 8. Mai sei aber auch ein Tag, an dem wir von Herzen dankbar sind für 70 Jahre Frieden und der daran erinnert, dass die von Gott gegebene Würde des Menschen unantastbar ist, so Norbert Raasch.

Propst Gerd Panknin warb für Flüchtlingshilfe

In seiner Predigt mahnte der Demminer Propst Gerd Panknin mit Blick auf den Konflikt in der Ukraine, dass der Frieden zerbrechlich sei. Die Schicksale dort erinnerten ihn an das, was vor 70 Jahren geschah, so der Propst. In bildhaften Worten schilderte er beispielhaft das Schicksal einer Frau aus Ostpreußen, der nach der Vertreibung ein bescheidener Neuanfang in Vorpommern gelang, die aber zeit ihres Lebens unter dem Verlust ihres Sohnes litt, der nicht aus dem Krieg im Osten zurückkehrte. Auf die Erfahrungen der Vertriebenen bezugnehmend, warb Gerd Panknin für Verständnis für die Menschen, denen heute ihre Heimat genommen wird, die aber nicht aufgeben, die bei uns nach Frieden suchen und unsere Hilfe brauchen.

Friedlicher Protestmarsch durch Demmin

Im Anschluss an das Friedensgebet schlossen sich zahlreiche Besucher der Andacht, darunter auch Vertretende des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises, der Friedensdemonstration des Demminer „Aktionsbündnis 8. Mai“ vom Marktplatz zum Barlachplatz an. Mehrere hundert Menschen zogen dabei friedlich durch die Demminer Straßen. Sie protestierten gegen einen abendlichen Aufmarsch von Rechtsextremisten, die seit Jahren am 8. Mai in Demmin versuchen, die Massenselbsttötungen, zu denen es in der Stadt an der Peene bei Kriegsende kam, politisch zu instrumentalisieren.

Mahnwache des Kirchenkreises auf dem Barlachplatz

Nach einer Kundgebung auf dem Barlachplatz wurden ab 19 Uhr mehrere Mahnwachen im Demminer Stadtgebiet eingerichtet. Der Pommersche Evangelische Kirchenkreis hatte eine dieser Mahnwachen angemeldet und positionierte sich auf dem Barlachplatz sichtbar und gewaltfrei gegen inhumane Weltanschauungen sowie für Freiheit und ein friedliches Miteinander. Als Vertretende des Kirchenkreises nahmen Sybille Scheler, Mitglied des Kirchenkreisrats, Propst Gerd Panknin und der Greifswalder Pastor Michael Mahlburg an der Mahnwache teil.

„Wir wollen den Nazis friedlich zeigen, dass weder der 8. Mai noch sonst irgendein Tag geeignet ist, um Hass und Gewalt zu schüren“, sagte Michael Mahlburg. Am Tag danach zog Gerd Panknin ein positives Fazit. „Soweit mir bekannt ist, gab es in diesem Jahr keine gewalttätigen Zusammenstöße. Darüber sind wir froh und dankbar“, sagte der Demminer Propst, der die diesjährigen Aktionen als großen Erfolg wertete. Auch im kommenden Jahr werde sich der Kirchenkreis gemeinsam mit den anderen Akteuren gegen Nationalismus und Ausgrenzung positionieren, kündigte Gerd Panknin an.

Quelle: PEK (sk)



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