Umwelt Neuer Klimabericht bestätigt: Die Ostsee wird wärmer
13.05.2015 · Hamburg.Das Oberflächenwasser der Ostsee wird Ende des Jahrhunderts zwischen zwei und vier Grad wärmer sein als heute. Dies geht aus dem Report über den Klimawandel im Ostseeraum (BACC II) hervor, den das Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Instituts Geesthacht veröffentlicht hat. Die Temperatur der Luft über der Ostsee wird nach neueren Computersimulationen im Winter um vier bis acht Grad, im Sommer um 1,5 bis vier Grad ansteigen. Seit 1871 ist die Ostseeluft bei regionalen Unterschieden nachweislich wärmer geworden. Mit 1,5 Grad Celsius sei der Temperaturanstieg im nördlichen Ostseeraum höher als der vom Weltklimarat IPCC gemessene globale von bis zu einem Grad.
Der vor wenigen Tagen veröffentlichte BACC II-Report (Second Assessment of Climate Change for the Baltic Sea Basin) wurde vom Institut für Klimaforschung koordiniert. Beteiligt waren 141 Meteorologen, Hydrologen, Ozeanographen und Biologen aus zwölf Ländern. "Der vorliegende Bericht für den Ostseeraum ist eine regionale Variante des vom Weltklimarat veröffentlichten IPCC-Reports zur globalen Klimaänderung", sagte Institutsleiter Hans von Storch am Dienstag.
Das mildere Klima würde dazu führen, dass die winterliche Eisbedeckung der Ostsee bis zum Jahr 2100 um 50 bis 80 Prozent abnimmt, heißt es in dem Bericht. Im Winter sei mit einer Zunahme der Niederschläge, im Sommer - vor allem in Deutschland und Polen - mit einer Abnahme der Niederschläge um bis zu 40 Prozent zu rechnen. Die Schwankungsbreite der verschiedenen Modelle lasse jedoch keine präzise Vorhersage zu.
Die Wissenschaftler rechnen mit einem Anstieg des Meeresspiegels im Ostseeraum von 30 bis 80 Zentimeter bis Ende des Jahrhunderts. Für die Küsten von Deutschland und Polen werde ein solcher Anstieg erwartet. Im Norden dagegen könnte er teilweise von geologischen Landhebungen ausgeglichen werden. Von Storch mahnte jedoch zur Vorsicht. Klimaszenarien seien "plausible, aber oftmals vereinfachte Beschreibungen" der Zukunft. "Eindeutige Vorhersagen sind sie nicht."
Neben einer Erwärmung des Ostseewassers hätte auch eine erwartete Abnahme des Salzgehalts großen Einfluss auf Pflanzen und Tiere, hieß es. Hiervon wäre das gesamte Ökosystem von Bakterien bis hin zu kommerziell genutzten Fischarten wie dem Dorsch betroffen. Wie "süß" die Ostsee in Zukunft wird, könne derzeit nicht zweifelsfrei vorhergesagt werden. Außerdem rechnen die Klima-Forscher mit einer Ausdehnung der sauerstofffreien Zonen in einigen tiefen Becken. Grund sei neben der Erwärmung auch die fortschreitende Überdüngung der Ostsee.
Quelle: epd