Playmobil-Luther Miniatur-Reformator vom Reisefieber gepackt

Lars Fischer hat Martin Luther als Playmobilfigur auf Reisen geschickt. Mit den Informationen auf dem „Travel Bug“, der mit einer Kette am Arm der Figur befestigt ist, lässt sich ihr Weg nachvollziehen.

Fotos: S. Kühl

20.10.2015 · Hohenselchow. Lars Fischer aus dem uckermärkischen Hohenselchow schickt Martin Luther als Playmobil-Figur auf eine Reise zu 36 von Luthers Lebens- und Wirkungsstätten.

Wenn Lars Fischer durch das uckermärkische Hohenselchow geht, kommt er nicht weit, ohne, dass ihn jemand grüßt oder er in ein kurzes Gespräch verwickelt wird. Für jedes Anliegen hat er ein offenes Ohr und für jedes Problem eine helfende Hand. Der 23-Jährige ist im Gemeindebüro des evangelischen Pfarramts Hohenselchow und in der Friedhofsverwaltung tätig. Zudem engagiert er sich ehrenamtlich in der Öffentlichkeits- und Jugendarbeit der Kirchengemeinde, die zur Propstei Pasewalk im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis gehört. „Ich bin immer da, wo ich gebraucht werde“, sagt Lars Fischer mit einem Lächeln. Kein Wunder also, dass ihn im Dorf jeder kennt. Dass er nun aber auch noch weit über Hohenselchow hinaus bekannt wird, liegt an Martin Luther. Oder vielmehr an einer Miniaturversion des Reformators aus Kunststoff, den der junge Mann auf eine außergewöhnliche Deutschlandreise geschickt hat.

Schnitzeljagd mit GPS-Gerät

„Der Spielzeughersteller Playmobil hat eine Lutherfigur herausgebracht, von der ich mir auch eine besorgt und sie mit einem Travel Bug ausgerüstet habe“, erzählt Lars Fischer, dessen Hobby das sogenannte Geocaching ist. Dabei handelt es sich um eine moderne Form der Schnitzeljagd, bei der als Geocaches bezeichnete Verstecke mit ihren geographischen Koordinaten im Internet veröffentlicht und anschließend per GPS-Gerät, also per Satelliten-Unterstützung, aufgefunden werden. Ein Geocache enthält ein Logbuch, in das sich der Finder einträgt, bevor er es wieder an der gleichen Stelle verbirgt. Bei den Travel Bugs, einer speziellen Variante des Geocachings, werden Gegenstände von den Geocachern von einem Versteck zum nächsten transportiert und die so zurückgelegte Distanz im Internet protokolliert. In Fall von Lars Fischers Schnitzeljagd ist eben dieser Gegenstand die Luther-Figur. Der Travel Bug ähnelt einer militärischen Erkennungsmarke, ist mit einem Zahlencode versehen und mittels einer kleinen Kette fest mit der Figur verbunden. Die Bezeichnung für die Marke auf Wanderschaft kommt vom englischen „bitten by the travel bug“, was in etwa dem deutschen „vom Reisefieber gepackt sein“ entspricht.

Reise-Route lässt sich im Internet verfolgen

„Zusätzlich zum Travel Bug habe ich ein Schild mit den Reisezielen an der Figur befestigt“, erzählt Lars Fischer. So bekommt der jeweilige Finder zusätzlich in analoger Form die entsprechenden Infos. In der kleinen blauen Schachtel, in der die Luther-Männchen verkauft werden, befindet sich neben der eigentlichen Figur, mit Bibel und Schreibfeder, auch eine kleine Karte mit 36 Wirkungsstätten des Reformators. „An dieser Karte habe ich mich für die Reiseroute orientiert“, sagt Lars Fischer. Mittels der Internet-Einträge der Geocacher, die den Travel Bug-Luther von Ort zu Ort bringen, lässt sich der Weg des Playmobil-Reformators verfolgen. Außerdem gibt es einen eigenen Internetauftritt unter www.facebook.com/luther.geocaching.reise bei Facebook. Hier haben Geocacher auch schon Fotos hinterlassen. So ist der Mini-Luther beispielsweise in Jena zu sehen. In Leipzig war er auch schon. Im Moment ist die Figur in Wittenberg und wartet darauf, zur nächsten Station mitgenommen zu werden. „Das braucht mitunter etwas Geduld. Nach dem Start hat es ungefähr vier Wochen gedauert, bis der erste Geocacher den Playmobil-Luther gefunden und mitgenommen hat“, erinnert sich Lars Fischer. Das sei aber die übliche Wartezeit. Schließlich gebe es unzählige Caching-Punkte und Travel Bugs in ganz Deutschland. Nun sei er gespannt, wann es weitergehe.

Neugier wurde im Gottesdienst geweckt

Wer einen Travel Bug, wie den kleinen Playmo-Luther mitnimmt, muss sich an bestimmte Regeln halten. So gilt unter anderem der Grundsatz, dem Ziel der Reise nicht entgegenzuwirken und den Travel Bug zum Beispiel an einen völlig anderen Ort zu bringen, der nicht zur geplanten Tour gehört. Das komme aber normalerweise auch nicht vor, in der Geocaching-Szene hat Fairplay einen hohen Stellenwert, hat Lars Fischer beobachtet. Er selbst hat das Hobby Geocaching während eines Gottesdienstes für sich entdeckt. Pastor Sebastian Gabriel erwähnte es in einer Predigt. „Ich in dadurch neugierig geworden, habe es selbst ausprobiert und war seitdem viel mit einem Kumpel unterwegs auf der Suche nach Geocaches. Inzwischen habe ich schon viele andere mit diesem tollen Hobby angesteckt“, freut sich der Hohenselchower. Auch während einer Themen-Rüstzeit mit Kindern und Jugendlichen war Lars Fischer schon auf der Jagd nach den Markierungen. „Geocaching ist ein tolles Hobby und ein großartiger Ansatz für die Jugendarbeit. Es verbindet Erlebnisse in der Natur und in der Gemeinschaft mit moderner Technik, dem Internet und sozialen Netzwerken“, ist Lars Fischer begeistert.

Jäger gut versteckter Schätze

Die Suche nach den Verstecken hat seinen eigenen Reiz. „Manchmal sind es Nischen in einer Mauer, mal ein auffälliger Stein. Mal sind sie sehr hoch verborgen, so dass ich oft eine Leiter dabei habe, wenn ich auf die Suche gehe.“ Lars Fischer macht aber nicht nur die Suche nach den Verstecken Spaß. Er legt auch selbst Geocaches an. So hat er bereits einige Kirchen in seiner Heimatregion mit Geocaching-Punkten versehen. Auch die Kirche in Hohenselchow. „Ein Kreuz markiert die Stelle“, verrät Lars Fischer den Hinweis, der andere „Jäger“ auf die Spur der Markierung bringen kann. „Das Besondere ist, dass diese Punkte dann mit Informationen über die Kirchen kombiniert sind und die Geocacher, die den Geocache finden, dann oftmals bei der Gelegenheit auch die jeweilige Kirche besichtigen“, erzählt Lars Fischer. Das zeigen die Einträge in den zu den Markierungen gehörenden Log-Büchern im Internet: „Ohne diese Geocaching-Markierung hätte ich diese schöne Kirche sonst nie besucht“, ist da beispielsweise zu lesen. Doch ein Eintrag im digitalen Log-Buch reicht nicht aus, um den Fund des Geocaches „offiziell“ zu machen. Jeder Geocache enthält auch ein analoges Log-Buch aus Papier, in das sich der Finder eintragen muss, als Beweis, dass er auch wirklich vor Ort war, vergleichbar mit den Gipfelbüchern der Bergsteiger. „Wenn ich im Internet einen Log-Eintrag der Hohenselchower Kirche sehe, dann prüfe ich natürlich nach, ob in der Kapsel vor Ort auch ein schriftlicher Eintrag vorgenommen wurde“, sagt Lars Fischer.  

Reise endet im Jubiläumsjahr der Reformation

Im Gegensatz zu den Geocaches mit festem Standort kann es auf den Reisen der Travel Bugs auch mal zu unvorhergesehen Zwischenfällen kommen. So war der Playmo-Luther gleich zu Beginn seiner Fahrt im Juni plötzlich verschwunden. Er befand sich nicht mehr am Start-Versteck in Friedrichsthal, unweit von Hohenselchow, tauchte aber auch nicht an einem der Reiseziele auf. „Nach ein paar Wochen dachte ich schon, ich müsste die Aktion neu starten“, erinnert sich Lars Fischer. Doch dann erreichte der Mini-Luther Leipzig. Wie sich herausstellte, war der Geocacher, der ihn mitgenommen hatte, auf einer Urlaubsreise gewesen und hatte daher etwas länger gebraucht, um die Figur an einem der Ziele zu platzieren. Damit die Reise schneller vorangeht, hat Lars Fischer schon eifrig die Werbetrommel für seinen fahrenden Luther gerührt. Bereits mehrfach sei in überregionalen Zeitungen über ihn und sein Projekt berichtet worden, berichtet er stolz. Nur im Fernsehen war Lars Fischer mit seinem Travel Bug-Luther noch nicht. „Aber vielleicht kommt das ja noch“, meint er schmunzelnd. Umso mehr berichtet werde, umso mehr Geocacher werden aufmerksam und damit steigen die Chancen, dass es der Playmobil-Luther schafft, wie geplant bis zum 31. Oktober 2017 – im Jubiläumsjahr der Reformation – alle Stationen zu erreichen, hofft Lars Fischer. Und sollte der kleine Luther auf seinem langen Ausflug doch einmal ganz verschwinden: Ein Ersatz-Playmobil-Männchen steht schon in Hohenselchow bereit, um den Staffelstab zu übernehmen.

Quelle: PEK (sk)



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