Wort zum Christfest 2016 Bischof Abromeit: "Jesu Licht widerspiegeln"
24.12.2016 · Greifswald.Viele empfinden: Wir leben in finsteren Zeiten. Materiell geht es uns in Deutschland ganz gut, aber wir sind beunruhigt durch den internationalen islamistischen Terror und dadurch, dass wir nicht wissen, wie es in Europa weitergehen soll. Wollen wir die Zukunft in Nationalstaatlichkeit suchen oder in einem gemeinsamen Europa?
Es ist Nacht, wenn wahllos Menschen getötet werden, und es ist finster in mir und um mich, wenn Angehörige schwer erkranken oder wenn die Arbeitsstelle bedroht ist. Nach den politischen Entwicklungen des letzten Jahres ist Vieles unberechenbar geworden. So kommen in diesen Tagen ganz unterschiedliche Grüße zum Weihnachtsfest bei mir an. Da gibt es welche, die sehr bedrückt klingen und düster in die Zukunft schauen. Dann gibt es aber auch Menschen, die mir schreiben: "Wir sagen Danke für das tolle Jahr!". Beides ist eine Perspektive auf die Wirklichkeit. Doch von welcher Wirklichkeit lassen wir uns bestimmen?
Im pommerschen Landesmuseum in Greifswald hängt ein Bild des Malers Gerrit van Honthorst mit dem Titel "Anbetung der Hirten": In nächtlicher Dunkelheit geht vom Kind in der Krippe ein fast blendendes Licht aus. Dieses Licht spiegelt sich auf den Gesichtern der Eltern und der Hirten, die sich anbetend, staunend und voller Freude über das Jesuskind beugen. Die Dunkelheit bricht auf, wenn wir uns dem Kind in der Krippe nähern. Die Nacht in uns und um uns weicht, wenn wir die Perspektive wechseln: Wir starren nicht länger ins Dunkel, sondern lassen uns anziehen von Jesus, der von sich sagt: "Ich bin das Licht der Welt". Jesu Licht ist jetzt schon da, und es entfaltet seine Wirkung, wenn wir es in unserem Leben und in unserer Welt widerspiegeln. Dann kann selbst in die festgefahrensten Beziehungen Bewegung kommen. Vom Kind in der Krippe, vom menschgewordenen Gott, fällt auch Licht auf unsere Situation.
Jesus hat Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Wahrheit unserer Kultur zu Grunde gelegt. Wir werden gut daran tun, wenn wir in seiner Spur daran festhalten, in Europa gemeinsam nach Lösungen aus der Bedrohung zu suchen. In Jesus, dem Christuskind, finden wir so viel Orientierung, dass wir keine fertigen Lösungen, aber Klarheit für den nächsten Schritt finden. Das gilt gewiss im Großen wie im Kleinen. Weihnachten mit seinen vielen Lichtern und Kerzen erinnert uns an diese Grundlage für unser Leben.
Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern (Greifswald)