Spielend integrieren Deutsch-arabisches Memory-Spiel "Paaraby" trifft bundesweit auf Interesse

22.12.2016 · Wismar/Rostock. Weihnachten ist auch Spielezeit. Vielleicht liegt auf manchem Gabentisch diesmal auch das deutsch-arabische Memory "Paaraby". Es kommt aus Wismar und soll bei der Integration helfen. Allein der Kirchenkreis Mecklenburg hat 600 Spiele für die Arbeit mit Flüchtlingen in den 252 Kirchengemeinden geordert.

Das deutsch-arabische Memory-Integrationsspiel "Paaraby" trifft offenbar den Nerv der Zeit. "Das läuft", sagt Franka Severin von der Marketing-Agentur "Lachs von Achtern" aus Wismar. Die Leute seien begeistert. Ein syrischer Flüchtling, der Grafiker Kassem El Laham, hatte das Non-Profit-Projekt während eines Praktikums bei "Lachs von Achtern" erdacht, konzipiert und gestaltet.

Seit August gebe es jede Woche fünf bis 20 Anfragen aus ganz Deutschland, sagt Severin. Vermutlich seien schon um die 1.500 Spiele ausgeliefert worden. Bei "Paaraby" wird auf 64 deutsch-arabischen Memory-Karten Allgemeinwissen vermittelt zu deutscher Kultur, Traditionen und Sprache sowie den arabischen Entsprechungen.

Spielerisch ist beispielsweise zu erfahren, dass Deutsche und Araber Fußball lieben, in vielen anderen Bereichen des Alltags aber durchaus auch unterschiedliche Vorlieben haben. So gilt bei Deutschen die Pünktlichkeit als Tugend, bei Arabern die Gastfreundschaft. Während in Deutschland die Politesse ein unbeliebter Beruf ist, ist bei Arabern der Gesundheitsinspektor nicht besonders gern gesehen. Deutsche essen gern Kartoffeln, Araber bevorzugen das Kichererbsenmus Hummus.

600 Spiele für den Kirchenkreis Mecklenburg

"Die Idee des Spiels ,Paaraby'  hat uns überzeugt. Deshalb haben wir für den Kirchenkreis Mecklenburg eine größere Anzahl Spiele herstellen lassen. Es soll Gemeinden und Initiativen bei ihrer Integrationsarbeit und beim Sprachunterricht unterstützen", sagen die Flüchtlingsbeauftragte Sibylle Gundert-Hock und der mecklenburgische Flüchtlingspastor Walter Bartels. Der Kirchenkreis habe deshalb 600 Spiele herstellen lassen, von denen etwa die Hälfte bereits weitergereicht wurde, innerhalb und außerhalb des Kirchenkreises. Gemeinden, Initiativen und Arbeitsstellen des Kirchenkreises können ihre Bestellung direkt an die Flüchtlingsbeauftragte Sibylle Gundert-Hock schicken: (E-Mail: fluechtlingsbeauftragte@elkm.de) Gundert-Hock: "Ein bis drei Spiele sind kostenfrei, diejenigen, die mehr brauchen, bitten wir um eine Unkostenbeteiligung von fünf Euro pro Spiel."

Wenn es genug Interesse gibt und sich eine Mindestauflage von 1.000 Stück lohnt, können die Kartenpaare bei der Wismarer Agentur auch in anderen Landessprachen wie etwa Persisch oder auf bestimmte Branchen wie beispielsweise die Gastronomie zugeschnitten werden, sagt Franka Severin. Sonst würde der Stückpreis explodieren.

Ideen für weitere Spiele gibt es laut Franka Severin auch schon. Etwa für Unternehmen, die Flüchtlinge integrieren wollen. Viele Konflikte lassen sich vermeiden, wenn mehr über interkulturelle Verhaltensweisen bekannt ist. Geplant ist, mit provokanten Thesen und stammtischartigen Vorurteilen zu arbeiten und denen dann Fakten entgegenzusetzen. Dazu gehört das deutsche Vorurteil, alle Araber seien unhöflich, weil sie einem nicht in die Augen schauen. Das In-die-Augen-Schauen gilt in der arabischen Welt jedoch als Provokation.

Hilfreich für weitere Projekte wird sicherlich sein, dass Kassem El Laham ab Januar für ein zweites Praktikum in die Agentur "Lachs von Achtern" kommen wird - ein halbes Jahr lang. Immerhin hat der in Wismar lebende syrische Flüchtling aus Damaskus nach Angaben von Franka Severin zehn Jahre Berufserfahrung als Grafiker.

Quelle: epd/cme