Propstei Neustrelitz Britta Carstensen als mecklenburgische Pröpstin eingeführt
12.06.2016 · Neustrelitz.„Locken, rufen, gewinnen können wir nur mit Ehrlichkeit, mit viel Humor, mit Bescheidenheit, Respekt und Geduld. Und natürlich mit ganz praktischer Hilfe – so wie sie an vielen Orten in den Gemeinden ja schon ganz selbstverständlich angeboten wird.“ Mit diesen Worten plädierte die neue Pröpstin Britta Carstensen am Sonnabend (11.Juni) für eine evangelisch-lutherische Kirche, die sich intensiv nach außen öffnet. Zuvor war die Theologin in der Stadtkirche Neustrelitz von Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn in ihr leitendes Amt im Kirchenkreis Mecklenburg eingeführt worden.
„Jesu ruft auf neue, befreiende Wege. Schon darum können wir den dumpfen Rufern einer NPD oder einer AfD nicht das Feld überlassen“, sagte Pröpstin Carstensen in ihrer Predigt. Aufgabe der Christen sei es, wie Jesus genau hinzuschauen. „Und die neugierigen, fragenden, die verunsicherten Menschen aus ihrer Distanz zu locken in die Mitte hinein…. Denn wir haben doch um Jesu Willen Nähe, Freundlichkeit, Hoffnungskraft und neuen Boden unter den Füßen anzubieten“, sagte die bisherige Gemeindepastorin aus Mölln-Breesen (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte).
"Neue Ideen werden geboren"
Zuvor hatte Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn bereits die derzeit vielfältigen Herausforderungen benannt: „Der demografische Wandel ist zu bewältigen. Die Polarisierungen in unserer Gesellschaft stellen unsere junge Demokratie auf die Probe. Die Nöte der Armen bei uns und anderswo können uns nicht ruhen lassen.“ Zugleich, so der Schweriner Bischof, stellten sich geistliche Fragen. Beispielsweise, wie das Leben in den Kirchengemeinden so gestalten werden kann, „dass auch Menschen auf Gott aufmerksam werden, die ohne religiöse Prägung aufgewachsen sind“? Gemeinsam suche man Antworten. „Vieles ist schon im Werden: Neue Ideen werden geboren, Initiativen entwickelt. Kirchengemeinden öffnen sich und trachten nach Vertiefung geistlichen Lebens“, beschrieb Andreas v. Maltzahn den Weg, auf dem die evangelische Kirche in Mecklenburg gemeinsam unterwegs sei.
Dafür, so Pröpstin Carstensen in ihrer Predigt - zur biblischen Geschichte des Zöllners Zachäus, den Jesus in die Gemeinschaft zurückholt - sei es wichtig, welches Beispiel die Christen selbst dabei abgeben: „Strahlen wir aus, was wir glauben und hoffen? Macht unsere Offenheit, Freundlichkeit, und Hilfsbereitschaft, anderen Lust, über den eigenen Schatten zu springen? Ich glaube ja, mit nichts anderes können wir die Neugierigen, die Suchenden und Zweifler anziehen!“, so die 50-Jährige.
"Viel mehr Leichtigkeit“
Zugleich wünschte sie sich und ihrer Kirche, dafür manchmal etwas „weniger Erdenschwere und viel mehr Leichtigkeit“. Dies bedeutet für die Pröpstin, im Blick auf den Kontakt mit Menschen, auch diesen die Freiheit einzuräumen „selbst zu bestimmen, wie nahe oder fern sie der sichtbaren Kirche sein möchten“. Sie begründete dies mit ihrer eigene Erfahrung: „Die neugierigen Individualisten werden oft ihren Platz am Rand nicht aufgeben wollen. Auch wenn wir unsere Türen noch so weit offen halten. Was uns nicht davon abhalten sollte, sie immer wieder aufzusuchen und einzuladen.“ So könnten Nähe und neue Perspektiven entstehen - auch zwischen völlig Fremden, sagte Pröpstin Carstensen und verwies auf die Begegnung zwischen Jesus und Zachäus, die das Leben des Zöllners umkrempelte
Nach dem Gottesdienst versammelte sich die gesamte Festgemeinde mit Pröpstin Carstensen, Bischof v. Maltzahn und den Pastorinnen und Pastoren der Region auf dem Platz vor der Stadtkirche und ließ bunte Luftballons in den blauen Himmel steigen. Mit dieser Aktion setzen sie ein Zeichen für Demokratie, Toleranz und ein gutes Miteinander. Anlass war der heutige Aktionstag für ein buntes, vielfältiges und integrationsbereites Neustrelitz.
Quelle: ELKM (cme)