Festgottesdienst Bischof Abromeit eröffnet 800-Jahr-Feierlichkeiten in Zerrenthin
11.09.2016 · Zerrenthin. „Viele Steine – eine Kirche, viele Leute – ein Dorf“: Unter diesem Motto stand am Sonntagnachmittag ein feierlicher Gottesdienst, mit dem die Festwoche zu 800 Jahren Zerrenthin (bei Pasewalk) eingeläutet wurde – im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Predigt hielt der Greifswalder Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit. Bezogen auf das Motto sagte er: „Was hilft dabei, dass es Freude macht, hier zu leben? Was hilft, dass viele ein Gemeinsames sind? Es ist das Verhältnis zu Gott! Zerrenthin ohne seine Kirche – das ist unvorstellbar. Diese kleine Kirche mit ihrem 45 Meter hohen Turm ist seit Jahrhunderten das Wahrzeichen von Zerrenthin und erinnert uns daran, dass ein Dorf mehr ist als die Summe seiner Einwohner und Einrichtungen. Ein Dorf wird lebenswert durch gelebte Gemeinschaft, durch Nächstenliebe und durch Hoffnung auf Zukunft. So wie es Grundhaltungen gibt, die Dörfer zu einem freundlichen Zuhause machen, so gibt es Grundhaltungen, die machen das Leben überhaupt erst lebenswert. Ohne Glaube, Hoffnung und Liebe ist alles nichts.“
Den Gottesdienst gestaltete Pastor Matthias Bohl gemeinsam mit dem Bläserkreis und dem Kirchenchor, den seine Frau, Pastorin Ulrike Bohl, ins Leben gerufen hat und ehrenamtlich leitet. Seit 1989 ist Matthias Bohl in Zerrenthin Pastor, seit 1998 teilt er sich die Aufgaben im Gemeindegebiet, zu dem inzwischen 12 Kirchen gehören, mit seiner Frau. „Die Zerrenthiner, ob Kirchgänger oder nicht, haben ein Herz für ihre Kirche“, erzählt er. “Als sie in den 1990-er Jahren renoviert werden musste und drei neue Glocken bekam, spendeten die Bürger für damalige Verhältnisse unglaubliche 100 000 Mark – bei nur 500 Einwohnern. Wie wichtig die Kirche ist, sieht man auch an dem Ortswappen, das Zerrenthin im letzten Jahr erhalten hat – da steht unsere Kirche im Zentrum.“
"Gutes Miteinander gewachsen"
Das gute Miteinander zeige sich an täglichen Kleinigkeiten: „Für den Festgottesdienst leiht uns jemand aus dem Nachbardorf seine Bierzeltgarnitur. Ein Zerrenthiner fährt mit seinem Traktor hin, ein anderer stellt seinen Anhänger zur Verfügung. Ich bin dankbar dafür, dass hier so ein gutes Miteinander gewachsen ist.“ Besonders freut sich Pastor Bohl, dass wieder mehr Kinder zur Christenlehre kommen: „Für uns ist es ein Glücksfall, dass sich Daniela Schiebe, die hier aus dem Ort kommt, zur Gemeindepädagogin weiterbilden konnte und Angebote für Kinder und Jugendliche macht. Das ist toll, wenn hier donnerstags die Autos vorfahren und so viele Kinder aus der Umgebung zur Christenlehre kommen, inzwischen sind es rund 20. Da kommt Leben in die alten Mauern.“
Es brauche Glauben von der Art, wie der Apostel Paulus ihn in seinen Briefen beschreibt, damit wieder mehr christliches Leben in alte Kirchenmauern in der Region einziehe, meinte Bischof Abromeit in seiner Predigt: „Glauben heißt nicht, dass ich etwas mit meinen eigenen Kräften durchtrage, sondern dass ich von Gott in Jesus Christus getragen werde. Glaube ist das Leben Jesu Christi in mir. In der Verbindung zu Jesus Christus bekommen wir Anschluss an die Kräfte der Ewigkeit. Da sind wir mit unserem begrenzten Leben angebunden an Gottes unendliche Weisheit, Allmacht und Kraft. Davon geht eine Bewegung aus. In einer Region, in der viele das Vertrauen zu Gott verloren haben, brauchen wir solchen Glauben.“
Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)