Reformationsgottesdienst in Parchim Bischof v. Maltzahn: Lassen wir uns bei den Wahlen nicht Europa nehmen!
12.03.2017 · Parchim. „Unser Wert als Mensch ist nicht abhängig von Leistung! Unsere Würde ist gottgeschenkt!“ Dies sagte Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn am Sonntag im Festgottesdienst zum Reformationsjubiläum in der St. Georgenkirche zu Parchim. In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte der Schweriner Bischof die Frage, wie die Menschen angesichts all der Herausforderungen in Schule und Beruf, Partnerschaft und Familie sowie in den Herausforderungen der Zeit bestehen können. Für den Theologen ist dabei „Vertrauen zu Gott der Schlüssel zu freiem, mutigem Leben.“
Zum Jubiläum „500 Jahre Reformation" hatten beide Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden St. Marien und St. Georgen in Parchim gemeinsam zum Festgottesdienst eingeladen. In seiner Predigt sprach Bischof v. Maltzahn eingangs die beruflichen Leistungsansprüche, die einen mehr und mehr unter Druck setzen, ebenso an wie den Erwartungsdruck, unter dem Männer und Frauen in Partnerschaft und Familie stehen. Ähnlich sei die Frage gewesen, die den Reformator Martin Luther umgetrieben hatte: „Wie kann ich bestehen – vor Gott, vor seinem Gericht?“
Die befreiende Antwort auf seine Fragen fand Luther in der Bibel, erinnerte der Bischof. So entscheidet in Gottes Augen „kein Tun, kein Werk, nicht einmal das Lebens-Werk über den Wert eines Menschen. Seine Würde, der Sinn insgesamt seines Lebens, ist leistungsunabhängig.“ Gleiches gelte für scheiternde Menschen, die nicht ihren Wert und ihre Würde in den Augen Gottes verlieren. „Die vertrauende Beziehung zu Gott lässt Menschen bestehen – vor sich selbst, vor den Ansprüchen des Lebens, vor Gott.“ Dabei sei Vertrauen „der Schlüssel zu freiem, mutigem Leben – Vertrauen zu Gott! Für Andreas v. Maltzahn ist dies eine hochaktuelle Zusage, die deutlich macht: „Unser Wert als Mensch ist nicht abhängig von Leistung! Unsere Würde ist gottgeschenkt! Wir müssen unser Lebensrecht nicht erst erarbeiten – in Schule und Beruf, Partnerschaft und Familie.“
Seligpreisungen können Orientierung geben
Zugleich schlug der Bischof in seiner Festpredigt einen Bogen zu den Herausforderungen unserer Zeit. Hier sei es wichtig, dass „wir uns nicht bestimmen lassen von Angst. Wo wir auf Gott vertrauen, werden wir frei, in seinem Sinne zu leben.“ Orientierung können die Seligpreisungen der Bibel geben, die zu Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und dem Stiften von Frieden aufrufen. Als ein Beispiel für Gerechtigkeit forderte der Bischof „Schulen, die allen Kindern gerecht werden, indem sie allen eine echte Chance bieten, ohne Angst die eigenen Talente zu entwickeln“.
Zudem rief er dazu auf, Barmherzigkeit zu üben. „Ein gutes Beispiel dafür ist ,M 41‘ – das Haus der Begegnung zwischen Einheimischen und Geflüchteten in Parchim“, so Andreas v. Maltzahn. Frieden stiften liegt Gott ebenso am Herzen. „Bauen wir Brücken zueinander, wo Menschen sich verrannt haben in Hass und Feindseligkeit!“, so der Bischof. „Lassen wir uns bei den nächsten Wahlen nicht Europa nehmen!“ Denn bei allem, was an der Europäischen Union reformbedürftig sei, gab der Bischof zu bedenken, „dieser Friedensordnung ist es zu verdanken, dass wir so lange keinen Krieg erleben mussten“. Abschließend unterstrich Bischof v. Maltzahn, das im Vertrauen auf Gott die Ängste nicht die Oberhand behalten und wir mutig uns dem Leben stellen können.
Quelle: ELKM (cme)