Reformationsempfang der Nordkirche in Rostock Landesbischof Ulrich: "Reformation hat Tür zu Freiheit und Würde aufgestoßen“
31.10.2017 · Rostock. Rund 1200 Menschen feierten am heutigen Reformationstag den zentralen Gottesdienst der Nordkirche im Sprengel Mecklenburg und Pommern zu "500 Jahre Reformation". Beim Anschließenden Empfang würdigte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig die offene Art der Reformationsfeierlichkeiten.
Die Predigt im Festgottesdienst in der St.-Marien-Kirche hielt Landesbischof Gerhard Ulrich. Im Mittelpunkt stand dabei die Bachkantate „Ein feste Burg ist unser Gott“ nach dem gleichnamigen Choral von Martin Luther. Die Reformation habe die Tür aufgestoßen zur Freiheit und Würde jedes Einzelnen, betonte der Landesbischof. Sie habe die Ungerechtigkeit und Spaltung der Gesellschaft enttarnt und den Erniedrigten eine vitale Stimme gegeben.
Luther sei kein Held gewesen, sagte Ulrich in seiner Predigt. "Er brach nicht nur mit Vergangenem. Er war auch eine Person mit Brüchen." Es zähle zu seinen Stärken, dass er die Qualen des Lebens existenziell ertragen habe. Er habe sie nicht verdrängt und sich keine Scheinlösungen eingeredet. Zugleich habe Luther die Musik als "Atem des Glaubens" gefördert. Ein wesentlicher Beitrag der Reformation zur gesellschaftlichen Veränderung sei gewesen, nicht auf vorgegebene Autoritäten zu vertrauen, betonte Ulrich. Der Mensch sollte die Antworten zu Glauben und Leben mit dem Blick in die Bibel selber finden.
Reformationsumzug von der Marien- zur Nikolaikirche
Unter den Teilnehmern am Festgottesdienst in der St.-Marien-Kirche waren rund 1200 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Medien, Verbänden und Vereinen, Kirchen und Gemeinden sowie Vertreter der englischen Partner-Diözese der Nordkirche in Lichfield. Nach dem Gottesdienst zogen die Gäste von der Marien- zur Nikolaikirche. Historische Figuren aus der Geschichte Mecklenburg und Pommerns wurden dargestellt, darunter der Rostocker Reformator Joachim Slüter, der pommersche Reformator Johannes Bugenhagen und die Herzogin Elisabeth von Dänemark.
In seiner Begrüßung zum Empfang in St. Nikolai würdigte der Schweriner Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn die zahlreichen kreativen Veranstaltungen und Projekte in MV zum Reformationsjubiläum. Im Zentrum der Feierlichkeiten stehe nicht die Geschichte, sondern die aktuelle Bedeutung der Reformation. Dabei gehe es um das Verhältnis von Freiheit und Verantwortung sowie um die Selbstverantwortung von Menschen für Kirche, Schulen und Gemeinwesen. Nicht zuletzt gehe es darum, "die Frage nach Gott wichtig sein zu lassen", so Bischof v. Maltzahn. Er sei dankbar für alles gute Miteinander der verschiedensten Akteure und Partner aus Kunst und Kultur, Kommunen und Vereinen. „Dieses gemeinsame Engagement hat unserer Zivilgesellschaft gutgetan“. Verlässliche Partnerin sei dabei auch die Landesregierung gewesen; sie habe die Aktivitäten zum Reformationsjubiläum „ideell und finanziell tatkräftig unterstützt“.
Schwesig würdigt offene Art der Reformationsfeierlichkeiten
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig wandte sich im Namen der Landesregierung an Gäste und Gastgeber. Sie sei erfreut über die Art, wie das Reformationsjubiläum begangen werde, denn dies sei „ein wichtiges Zeichen für Offenheit, Freiheit und Toleranz in der Gesellschaft“. Diese hohen Güter seien für ein friedliches Miteinander unverzichtbar: „Ich bin sehr froh, dass auch die Kirchen in diesem Sinne aufeinander zugegangen sind und dass das Gemeinsame und nicht das Trennende betont wird.“ Gerade in Zeiten, in denen viele Mauern bauen und Gräben ziehen und der Ton in vielen Debatten rauer werde, sei es „wichtig, dass Menschen aufeinander zugehen, die Hand ausstrecken und Brücken bauen“. Die Ministerpräsidentin würdigte „den großen Beitrag der Kirchen zum sozialen Zusammenhalt in Deutschland“. Sie würden Partei für diejenigen ergreifen, die Unterstützung und Solidarität brauchen: „Ihr Wort hat Gewicht.“
In der Nikolaikirche wurde nach dem Grußwort der Ministerpräsidentin das Musik-Theaterstück "Luther und die Reformatoren im Norden" aufgeführt. Zudem gab eine Fotoausstellung Einblicke in Veranstaltungen zum Reformationsjahr. In der Gerberkapelle von St. Nikolai wurden Videos des Jugend-Wettbewerbs "Frei wie der Wind" gezeigt.
Die Bischöfe im Sprengel, Dr. Andreas v. Maltzahn (Schwerin) und Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald), der Präses der Landessynode, Dr. Andreas Tietze, sowie die Gemeinden der Kirchenregion Rostock hatten zu den Feierlichkeiten eingeladen. Sie waren Höhepunkt und Abschluss des Jubiläumsjahres. Musikalisch gestaltet wurde der Festgottesdienst in der Marienkirche vom Kammerorchester des Konservatoriums und Solisten, von der Heiligen-Geist-Kantorei, dem Rostocker Motettenchor, dem Rostocker Ökumenischen Bläserkreis und Kantor Karl-Bernhardin Kropf an der Orgel. Die Kollekte war bestimmt für den „Fischkutter“ in Rostock-Toitenwinkel, eine Begegnungsstätte, in der es für Kinder und Jugendliche neben frisch gekochtem Mittagessen auch Hausaufgabenhilfe und Freizeitangebote gibt.
Quelle: Nordkirche/epd/kmv