Wort zum Christfest 2018 Bischof Abromeit: Es ist nicht egal, woran wir glauben
24.12.2018 · Greifswald.Natürlich hatte die Ministerin es gut gemeint. Niemandem sollte zu nahe getreten werden, wenn ihm oder ihr „frohe Weihnachten“ gewünscht wurde. Deswegen verschickte die Pressestelle einen neutralen Gruß: „Egal, woran Sie glauben … wir wünschen Ihnen eine besinnliche Zeit …“. Solche allgemeinen Glückwünsche sind nicht neu. Bei einem weihnachtlichen USA-Besuch vor fast drei Jahrzehnten fielen mir die Karten und Aufkleber auf, die ein unterschiedsloses „Happy season!“ wünschten. Einige bewusste Christen erinnerten auf ihren Autos: „Jesus is the reason for the season!“ „Jesus ist der Grund für das Fest!“
Diese vermeintlich banale Frage berührt ein Grundproblem moderner pluralistischer Gesellschaften. Stärkt die Selbstzurücknahme eigener Überzeugungen das friedliche Zusammenleben in Gesellschaften mit unterschiedlichen Religionen, Weltanschauungen und Ideologien? Oder schwächt es das Zusammenleben, wenn die eigene Position im Ungefähren bleibt?
Es ist ganz klar: Der Pluralismus lebt vom Miteinander Unterschiedlicher, die sich ihrer Verschiedenheit bewusst sind, sie auch auszudrücken vermögen, aber diese nicht gegeneinander ausspielen. Wenn wir als Christen nicht selbstbewusst zu unserem christlichen Glauben stehen, ihn nicht mit wenigen einfachen Worten bezeichnen können, dann zerstören wir die Grundlage unserer christlichen Kultur und auch den Pluralismus.
Dabei bietet gerade die Weihnachtsbotschaft die Grundlage für beides, sowohl für eine eigene feste Überzeugung als auch für das liebevolle Miteinander mit allen Menschen. In der Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas kommt beides vor. Der Engel verkündigt: „Euch ist heute der Heiland geboren!“ Gleichzeitig singen die Engel vom „Frieden auf Erden“ (vgl. Lukasevangelium, Kapitel 2,Verse 11 u. 14).
Christen bekennen: In Jesus Christus hat Gott nicht nur das Prinzip Liebe bekannt gemacht, sondern ist Gott selbst Mensch geworden. Genau das ist das Besondere des christlichen Glaubens. Gott spricht nicht nur durch einen Menschen. Gott wird Mensch. In diesem unglaublich verletzlichen kleinen Kind in der Krippe ist Gott selbst. Das ist das Wunder der Heiligen Nacht.
Weil Gott aber Mensch geworden ist, gibt es kein Menschsein, das abgewertet werden darf. Die Menschwerdung Gottes adelt den Menschen und gibt Gott die Ehre. Sie ist eine Voraussetzung für ein friedliches Miteinander. Darum grüße ich Sie mit dem bekanntesten christlichen Weihnachtslied, das dieses Jahr 200 Jahre alt ist:
„Stille Nacht, heilige Nacht!
Hirten erst kundgemacht,
durch der Engel Halleluja
tönt es laut von fern und nah:
Christ, der Retter ist da,
Christ, der Retter ist da!“
Deswegen dürfen wir uns gegenseitig ein „Frohe Weihnachten!“ zusagen.
Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern (Greifswald)