Wort zum Osterfest 2018 von Bischof v. Maltzahn "Sich auf den Grund der Hoffnung besinnen“
31.03.2018 · Schwerin.Wir leben in einer Zeit der Verunsicherungen. Tod und Zerstörung bestimmen das Bild der Nachrichten. Spannungen nehmen weltweit zu und lassen auch unsere Gesellschaft nicht unberührt. Das Bedürfnis nach Sicherheit und „heiler Welt“ wächst. Kann das allein schon erklären, dass in unserem Land Auseinandersetzungen zunehmend aggressiv geführt werden?
Neben der Verunsicherung durch äußere Ereignisse scheint mir eine wesentliche Ursache für diese Entwicklung in mangelnder Selbstgewissheit zu bestehen. Damit meine ich nicht nur die Sorge vor sozialem Abstieg. In einem viel umfassenderen Sinn sind sich offenbar viele Menschen ihrer selbst nicht sicher – und reagieren aggressiv auf alles, was diese Verunsicherung verstärkt. Mit Simone Weil gesagt:
„Die Entwurzelung ist bei weitem die gefährlichste Krankheit der menschlichen Gesellschaft.
Wer entwurzelt ist, entwurzelt.
Wer verwurzelt ist, entwurzelt nicht.
Die Verwurzelung ist vielleicht das wichtigste und meistverkannte Bedürfnis der menschlichen Seele.“
Darum gehört es zu den wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben, Menschen dabei zu begleiten und zu stärken, „Wurzeln“ zu entwickeln, die ihnen Halt für ihr Leben geben. Auch wir als Kirche sind dabei gefragt – birgt der christliche Glaube doch ein gewaltiges Hoffnungspotential.
Diese Hoffnung hat ihren Grund im Ostergeschehen: Tod und Zerstörung behalten nicht das letzte Wort, sondern das neue Leben, das Gott schenkt. So haben es einst die Freundinnen und Freunde Jesu erfahren. Sie machen Erfahrungen voller Leben mit Christus, der doch am Kreuz gestorben war. Seit diesem Osterfest können wir darauf bauen: Gottes Wege führen durch den Tod hindurch zum Leben.
Welch eine Freiheit liegt darin, nicht alles von diesem Leben erwarten zu müssen! Um wie viel gelöster lässt es sich mit solcher Hoffnung leben: Hingegeben an Menschen, die uns brauchen, engagiert in der Arbeit für gerechtere Verhältnisse, gespannt auf das, was uns in Gott erwartet, dem Ursprung allen Lebens. All das vermag, Menschen Halt zu geben – getragen von den Wurzeln österlicher Hoffnung.
Dr. Andreas v. Maltzahn
Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche (Schwerin)