Bericht von der achten Sitzung des Jahres Pommerscher Kirchenkreisrat: Keine Rettung für Fachwerkkirche in Sicht

Der Boden unter der Klempenower Fachwerkkapelle ist unsicher und in Bewegung. Die Kirche - Bestandteil des historischen Burg-Ensembles - ist wegen Einsturzgefahr baupolizeilich gesperrt. Die Kirchengemeinde und ein engagierter Verein haben die Hoffnung, sie zu erhalten.

Foto: PEK/S. Kühl

05.09.2019 · Weitenhagen. Themen: Immense Kosten verhindern Sanierung der Burgkapelle in Klempenow / Zuschuss für Filmreihe „Starke Stücke“ erhöht / Kirchen in Groß Kiesow, Kletzin und Rambin erhalten Mittel in Notsituation

Der Pommersche Kirchenkreisrat (KKR) sieht keine Möglichkeit, die Sanierung der Fachwerkkapelle in Klempenow zu unterstützen. Darüber verständigte sich das Gremium nach langer und emotionaler Diskussion in seiner jüngsten Sitzung in Weitenhagen. Mit Erschütterung hatten die Mitglieder des Gremiums zuvor das Gutachten der Baubeauftragten aufgenommen. Aus diesem geht hervor, dass die Kapelle in der Nähe des Flussbetts der Tollense auf einer sogenannten Torflinse steht, die von den aktuellen klimatischen Entwicklungen stark beeinflusst wird. Die übermäßigen Regenfälle des Jahres 2017, gefolgt von den trockenen Jahren 2018 und 2019, bewirkten starke Veränderungen des Untergrunds. „Messungen über längere Zeiträume und aktuelle Baugrunduntersuchungen belegen, dass der Baugrund in Bewegung ist und sich die Kirche setzt und neigt“, so das Gutachten über die im Jahr 1690 errichtete Fachwerkkapelle, die zum Ensemble der historischen Burg Klempenow gehört.
 
Pfahlgründungen bis in zwölf Meter Tiefe notwendig
 
Aufgrund der durchgeführten Messungen soll noch in diesem Herbst der kleine Kirchturm entfernt werden, um das Gebäude zu entlasten. Zusätzlich sind Sicherungsmaßnahmen notwendig. Die Kosten dafür werden auf bis zu 100.000 Euro geschätzt. Damit könnte jedoch nur kurzfristig der Einsturz der Kirche verhindert werden. Um das Gotteshaus dauerhaft zu retten, wären mehrjährige, äußerst aufwändige Bauarbeiten erforderlich. Kern der Arbeiten wäre die Pfahlgründung der Kirche bis in zehn bis zwölf Meter Tiefe, um den Baugrund unterhalb der beweglichen Torflinse in Verbindung mit der Schaffung einer Bodenplatte dauerhaft zu sichern. Dafür sind zudem die Zerlegung und der anschließende vollständige Wiederaufbau der Fachwerkkonstruktion, inklusive sämtlicher Arbeiten wie Richten und Ausfachungen notwendig. Ein partieller Verlust historischer Bausubstanz ließe sich kaum vermeiden. Das Gutachten beziffert die Kosten in einer ersten Schätzung mit mindestens 700.000 Euro.
 
Erhalt pommerscher Kirchen ist ein Kernanliegen
 
Angesichts dieser enormen Kostenschätzung und aufgrund der baulichen Situation empfiehlt der KKR der Kirchengemeinde, die Kirche aufzugeben. „Das ist äußerst schmerzhaft und eine große Enttäuschung, doch sieht der Kirchenkreis keinen Spielraum, um in diesen gewaltigen finanziellen Größenordnungen tätig zu werden und zu unterstützen“, hieß es seitens des Kirchenkreisrats. „Der Erhalt der fast 500 Kirchen und Kapellen im pommerschen Kirchenkreis ist eine riesige Aufgabe und zählt zu den Kernanliegen unserer Arbeit“, so das Gremium. Für diese große Gebäudezahl stünden im Haushalt pro Jahr insgesamt weniger als zwei Millionen Euro zur Verfügung. Das verdeutliche, dass die Kirchengemeinde Hohenmocker-Daberkow, zu der die Klempenower Kirche gehört, mit einem Projekt dieses Ausmaßes in eine Situation mit kaum absehbaren Folgen geraten würde. Da es sich bei der Bezifferung der zu erwartenden Kosten um eine Schätzung handelt, die sich erfahrungsgemäß noch deutlich erhöhen werde, gehe der Kirchenkreisrat von einer Summe von bis zu einer Million Euro für den Erhalt der kleinen Kapelle aus. Auch wenn es für die auf Hilfe hoffende Kirchengemeinde enttäuschend ist, könne der KKR eine Unterstützung durch den Kirchenkreis nicht verantworten. Zwar sei dankenswerterweise seitens des Landes Mecklenburg-Vorpommern signalisiert worden, im Falle einer Sanierung beträchtliche Mittel beisteuern zu wollen, doch selbst diese kämen bei weitem nicht in einen Bereich, der das Vorhaben aussichtsreich erscheinen lassen würde, so die Bewertung des Kirchenkreisrats.
 
Höherer Zuschuss für Kirchenkino „Starke Stücke“
 
Der Kirchenkreisrat beschloss, für die Veranstaltungsreihe „Starke Stücke. Berührt und diskutiert“ nicht wie in den Vorjahren 2.000, sondern 4.000 Euro aus dem Fonds „Initiativen und Projekte“ zu bewilligen. Die Pressestelle des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg ist in Kooperation mit mehreren Partnern – darunter der Pommersche Evangelische Kirchenkreis – Veranstalter dieser Filmabende, die vor allem im ländlichen Raum in alten Dorfkirchen stattfinden. Die erfolgreiche Reihe läuft bereits im achten Jahr. „Starke Stücke. Berührt und diskutiert“, sei ein begeisterndes Projekt, das in dünnbesiedelten Gegenden die Kirchen fülle und die Menschen miteinander ins Gespräch bringe, so der KKR. Ohne Eintritt, lediglich auf freiwilliger Spendenbasis hole diese Filmreihe anspruchsvolles Kino aufs Land.
 
Veranstaltungsreihe mit stetig wachsendem Erfolg
 
Die Erhöhung des Zuschusses auf 4.000 Euro begründete der KKR mit einer entsprechenden Vereinbarung, die auf einer gemeinsamen Sitzung der Kirchenkreisräte des pommerschen und des mecklenburgischen Kirchenkreises getroffen wurde. Bei dem Treffen der beiden KKR war deutlich geworden, dass der von Jahr zu Jahr wachsende Erfolg und die Bedeutung der Filmreihe die Bereitstellung weiterer Finanzmittel rechtfertigt. Der mecklenburgische Kirchenkreis erhöhte ebenfalls seinen Zuschuss für „Starke Stücke“. Viele Kirchengemeinden des PEK, wie Franzburg und Richtenberg, Gnevkow, Groß Bisdorf, Alt Pansow, Semlow oder Züssow, haben mit diesem Projekt bereits hervorragende Erfahrungen gesammelt, an die weiterhin angeknüpft werde. Weitere Informationen sind unter www.kirche-mv.de/starkestuecke.html zu finden.
 
Darlehen für Turmsanierung in Kletzin
 
In einem weiteren Beschluss sagte der Kirchenkreisrat, vorbehaltlich des positiven Votums der Finanzabteilung und der Zustimmung des Finanzausschusses, der Kirchengemeinde Sophienhof für die Sanierung des Kirchturms Kletzin ein zinsloses Darlehen in Höhe von 25.000 Euro aus dem Unterstützungsfonds des Kirchenkreises zu. Die Rückzahlung erfolgt ab dem Haushaltsjahr 2020. Der Unterstützungsfonds des PEK kann auf Antrag zur Unterstützung bei der Finanzierung von Maßnahmen oder für Entschuldungen eingesetzt werden. Über die Vergabe der Mittel in Form von Darlehen entscheidet der Kirchenkreisrat im Einvernehmen mit dem Finanzausschuss. Zudem müssen ein entsprechender Kirchengemeinderatsbeschluss, das Votum der zuständigen Pröpstin oder des Propstes sowie ein Votum des Kirchenkreisamts vorliegen.
 
Not-Sicherung der Kirche in Groß Kiesow
 
Ein Hilferuf erreichte den Kirchenkreisrat aus Groß Kiesow. Die dortige Kirche St. Laurentius, deren Dachstuhl bereits saniert wurde, weist bedrohliche Rissbildungen im Chorraum, im Chor- und im Triumphbogen auf, die sich in wenigen Wochen deutlich erweitert haben, wie der Kirchengemeinderat mitteilte. Aufgrund dieser Risse musste die Kirche baupolizeilich gesperrt werden und es herrscht dringender Handlungsbedarf, um die Kirche zu sichern. Der KKR entschied daher, einer Empfehlung des Bauausschusses folgend, für die statische Not-Sicherung der Kirche St. Laurentius im Rahmen einer Verpflichtungsermächtigung aus dem PEK-Fonds für Sonstige Kirchen des Haushaltsjahres 2020 Mittel in Höhe von 15.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Diese Mittel dienen der Sicherung der Eigenmittel im Rahmen der Bewilligung aus dem Strategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommern zur Durchführung bautechnisch dringender Leistungen. Die aus diesem Landes-Fonds in Aussicht gestellten Mittel betragen 120.000 Euro. Insgesamt wird die Sicherung durch spezielle Verankerungen voraussichtlich rund 150.000 Euro kosten.
 
Mauerwerk in Rambiner Kirche ist geschädigt
 
Aus dem Patronatskirchenfonds stellt der Kirchenkreisrat im Rahmen einer Verpflichtungsermächtigung aus dem Haushaltsjahr 2020 Mittel in Höhe von 39.000 Euro für die Sanierung des Mauerwerks an der Kirche Rambin zur Verfügung. Das Gremium folgt damit einer Empfehlung des Bauausschusses. Die Mittel dienen der Sicherung der Eigenmittel im Rahmen der Bewilligung aus dem Förderprogramm ILERL zur Durchführung bautechnisch dringender Leistungen. Wie aus dem Bericht des zuständigen Baubeauftragten hervorgeht, besteht akuter Handlungsbedarf in Bezug auf geschädigte Mauerwerksbereiche. Teile des Mauerwerks sind bereits soweit geschädigt, dass Mauerwerksabbrüche zu befürchten sind, so der Bericht. Zudem dringe Feuchtigkeit ein, sodass auch Innenraum und Ausstattung der Kirche gefährdet sind. Die gesamte Maßnahme wird voraussichtlich 78.000 Euro kosten. Sie wird neben den PEK- und ELERL-Mitteln durch Mittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie Eigenmittel der Kirchengemeinde finanziert.
 
Diakonische Hilfe für polnische Partnergemeinde
 
Der Kirchenkreisrat hat die zweckbestimmte Rücklage „Diakonische Behindertenarbeit Propstei Pasewalk“ in „Diakonische Projekte“ umbenannt. Nun ist es dem Diakonieausschuss möglich, mit dieser Rücklage, die rund 34.000 Euro umfasst, das diakonische Projekt der polnischen Partner in Słups zu fördern, das die Mitglieder des KKR im Frühjahr während einer Klausurreise besuchten. Die Rücklage war noch vor der Nordkirchenfusion geschaffen worden, um den diakonischen Verein „Brückenbauer“ zu unterstützen. Seit 2016 wird der Verein jedoch über die regulären Haushaltsmittel für die Diakonie im PEK unterstützt, so dass diese Rücklage für diesen Zweck nicht mehr benötigt wird. Der Kirchenkreis stellt jährlich für die diakonische Arbeit im PEK 150.000 Euro zur Verfügung.
 
Außerdem befasste sich der KKR während der Sitzung unter anderem mit Grundstücks-, Immobilien- und Finanzfragen, mit weiteren Sanierungs- und Bauvorhaben, mit der Residenz- und Dienstwohnungspflicht für Pastorinnen und Pastoren, mit Personalfragen und anstehenden Pfarrstellenbesetzungen, mit den Auswirkungen des Personalplanungsförderungsgesetzes sowie mit den Vorbereitungen für einen Besuch der Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt im kommenden Jahr. Die nächste Sitzung des Kirchenkreisrats findet am 24. September 2019 statt.

Quelle: PEK (sk)



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