Sanierung der Greifswalder Marienkapelle ist abgeschlossen Enthüllung eines architektonischen Kleinods

20.03.2021 · Greifswald.

Am Gründonnerstag, 1. April, wird um 16 Uhr in der St.-Marien-Kirche in Greifswald während eines Gottesdiensts die Fertigstellung der Marienkapelle gefeiert. „Kurz zuvor wird das Baugerüst abgebaut, dann fällt der Vorhang und alle werden die auf den alten Fundamenten neu erstandene Kapelle bewundern können“, kündigt Pastorin Dr. Ulrike Streckenbach an. „Es ist gelungen, Altes und Neues gut miteinander zu verbinden. Die Wände sind auf ein historisches Maß hochgemauert, so dass der mittelalterliche Befund endlich gesichert ist“, so die Pastorin. Die neuen Fensteröffnungen werden im Frühjahr durch den norwegischen Glaskünstler Peter Sutton gestaltet. „Er spielt mit dem Licht, indem die Spektralfarben ineinander verlaufen, wenn man sich davor bewegt“, beschreibt Ulrike Streckenbach die Wirkung der Glasfenster.
 
Historische Wandmalereien treten zutage
 
Die Kalksteinplatten auf den Absätzen der Stützpfeiler hat Steinmetzmeister Peer Reisener von der Firma Feilhaber nach Entwürfen der Gestalterin Gertrud Fahr bereits hergestellt. Kreuz, Herz und Anker symbolisieren darauf die drei christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung. Die Südwand sei noch in ihrer ursprünglichen Gestaltung vollständig erhalten und beweise, dass es sich bei der Kapelle um ein Kleinod frühgotischer pommerscher Architektur handelt, so Ulrike Streckenbach. „Die Restauratoren sind noch am Werk und sichern die Wandmalereien. Ganze Schriftzüge, Figuren und eine Unmenge von Marienrosen werden zutage treten.“
 
Beteiligte waren mit viel Herz dabei
 
Die Planungen für das Bauprojekt Marienkapelle liefen seit dem Jahr 2015. Ursprünglich ging es dabei lediglich um die Sanierung des vorhandenen Baukörpers. „Doch als der Raum leer geräumt wurde, stand die Kirchengemeinde vor einem großartigen historischen Befund und beschloss, den Raum auf keinen Fall mehr als Abstellkammer zu missbrauchen“, berichtet Ulrike Streckenbach. „Dass er jahrhundertelang als Kalkhaus benutzt wurde, das wusste man. Aber dass es sich um eine derart bedeutsame Kapelle handelte, das hatte man über die Zeit vergessen.“ Architekt Ulf-Gernot Kirmis vom Hamburger Architekturbüro Johannsen und Partner, die Bauleute und Fachleute hätten in den folgenden Jahren großartige Arbeit geleistet, ist die Pastorin begeistert. Alle Beteiligten seien mit viel Herz dabei gewesen. Immer wieder neue Entdeckungen hätten dabei angespornt und Lösungen gefordert.
 
Kapelle lädt künftig als „Raum der Stille“ ein
 
Die Ursprünge der Kapelle liegen im Dunkeln. Die bisherigen Entdeckungen lassen mehrere Deutungen zu. Nach Einschätzung des Bauhistorikers André Lutze handelt es sich bei der Marienkapelle um den ältesten fertiggestellten Raum der Stadt. „Hier suchte man also Besinnung, bevor es an die Arbeit ging“, blickt Ulrike Streckenbach auf die Anfänge der Marienkapelle zurück. „In dieser Tradition wird dann auch die zukünftige Nutzung der Kapelle stehen. Sie lädt als Raum der Stille ein, in dieser schnelllebigen Zeit zu sich kommen zu können und alles Tun und Lassen zu bedenken.“

Quelle: PEK (sk)