Pommerscher Kirchenkreisrat: Historisches Kulturgut im Internet nutzen
06.05.2021 · Greifswald. Der Kirchenkreisrat (KKR) des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK) beschloss in seiner jüngsten Sitzung, die als Videokonferenz stattfand, dass alle Kirchenbuch-Digitalisate des Kirchenkreises, die durch das Kirchenkreisarchiv oder das Landeskirchliche Archiv der Nordkirche erstellt wurden, dem Kirchenbuchportal Archion zur Verfügung gestellt werden. Voraussetzung ist dabei, dass die Zustimmung der betreffenden Kirchengemeinden vorliegt.
Bereits in den 1990er-Jahren hat die damalige Pommersche Evangelische Landeskirche mit der Sicherungsverfilmung der Kirchenbücher begonnen, seit 2012 wird das Projekt vom Kirchenkreis fortgeführt. Neben der Sicherungsverfilmung zur Langzeitarchivierung werden die Kirchenbücher zudem digitalisiert. Zurzeit werden die bereits Anfang der 2000er-Jahre verfilmten Kirchenbücher des Altkirchenkreises Greifswald digitalisiert. Nach Abschluss dieser Maßnahme sind dann rund 60 Prozent der pommerschen Kirchenbücher digital so aufbereitet, dass sie auf das von den Evangelischen Landeskirchen in Deutschland betriebene Kirchenbuchportal Archion hochgeladen werden könnten. Kosten für das Hochladen oder Verwalten der Datensätze entstehen dem Kirchenkreis nicht. Durch die Digitalisierung und die Bereitstellung der wertvollen historischen Daten auf dem Portal Archion werden die Kulturgüter geschützt, es werden bessere Möglichkeiten für Historiker, für die Genealogie und für die private Ahnenforschung geschaffen sowie Ressourcen im Kirchenkreisarchiv freigesetzt, hieß es zu dem Beschluss aus dem Kirchenkreisrat.
Kirchenbücher bieten buntes historisches Bild
Im Greifswalder Kirchenkreisarchiv, Karl-Marx-Platz 15, befasst sich Kirchenkreisarchivarin Jana Holzberg mit der Digitalisierung der Kirchenbücher. „In den Kirchenbüchern wurden sämtliche kirchliche Amtshandlungen eingetragen, also Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Bestattungen. Darüber hinaus sind sie mit vielen Informationen versehen, aus denen sich für heutige Historiker und Genealogen ein buntes historisches Bild ergibt: Beispielsweise die Herkunft des Brautpaars, der ausgeübte Beruf oder Stand des Vaters eines Täuflings, die Taufpaten oder bei einer Beerdigung die Todesursache“, zählt Jana Holzberg auf. „Oftmals findet man noch kleine Randvermerke zur besonderen Situation in der Gemeinde wie etwa Kriegsjahre, Dürre oder besondere Gegebenheiten. Die ältesten Kirchenbücher in unserem Kirchenkreis sind fast 400 Jahre alt, sie beginnen zum Ende des Dreißigjährigen Krieges.“ Vereinzelt gebe es auch frühere Aufzeichnungen. Alle Kirchenbücher zu digitalisieren, ist eine langwierige Aufgabe, die zudem viel Fingerspitzengefühl erfordert. Rund 150 Kirchengemeinden im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis bedeuten mehrere tausend Exemplare. Bis sie auf Archion verfügbar sind, können die bereits digitalisierten Kirchenbücher im Kirchenkreisarchiv nach vorheriger Anmeldung per E-Mail unter kirchenkreisarchiv@pek.de eingesehen werden.
Hygienemaßnahmen für Haushalts-Synode geplant
Elke König, Präses der pommerschen Kirchenkreissynode, stellte dem KKR die Pläne für die anstehende Synode am 28. und 29. Mai vor. Demnach soll der erste Synodentag als Videokonferenz stattfinden, der zweite Tag als Präsenzsitzung im „KulturBahnhof Greifswald“, so Elke König. Ein mobiles Testzentrum werde vor dem KulturBahnhof eingerichtet, zudem gelte während der Tagung die Umsetzung bewährter Hygienemaßnahmen, wie beispielsweise das Tragen von Masken. Voraussetzung für die Präsenztagung am 29. Mai sei aber, dass die Inzidenz in den beiden Landkreisen Vorpommern-Greifswald und Vorpommern-Rügen, aus denen die meisten Synodalen und Tagungsteilnehmenden kommen, am 21. Mai unterhalb von 100 liegt. Ansonsten werde auch der zweite Tag als Videokonferenz stattfinden, kündigte Elke König an. Zu den geplanten Themen der Synode zählen der Haushalt, der Pfarrstellenplan, die anstehende Wahl der pröpstlichen Personen sowie der Bericht der AG Finanzen.
Erhalt von Arbeitsbereichen und Personalstellen
Der pommersche Kirchenkreisrat beschäftigte sich noch einmal abschließend vor der anstehenden Synode mit den rückläufigen Finanzen. Dabei fasste der KKR wiederum eine Reihe von Beschlüssen, die auf Vorschläge der durch die Synode ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe Finanzen zurückgehen. Zu den wichtigsten Zielen dieser Beschlüsse zählen dabei der Erhalt der vielfältigen Arbeitsbereiche im Kirchenkreis und die Sicherung von Personalstellen. Unter anderem plant der Kirchenkreisrat, die Nutzung der kirchenkreislichen Räumlichkeiten zu überprüfen sowie die Erstellung eines Gebäudestrukturplans für die nicht-sakralen Gebäude. Im Rahmen der Maßnahmen beschloss der KKR zudem die Einrichtung einer „Begleitgruppe Digitalisierung“, die beratend die Umsetzung des Digitalisierungsprozesses im PEK unterstützen wird. Mitglieder dieser Begleitgruppe, die noch erweitert werden soll, sind zunächst Propst Gerd Panknin, Regionalzentrumsleiter Pastor Matthias Bartels, die KKR-Mitglieder Dr. Ulf Harder und Dr. Gerrit Marx sowie Philipp Regge vom Finanzausschuss. Die Digitalisierung soll unter anderem zu einer Verminderung des Verwaltungsaufwands in den Kirchengemeinden führen.
Dank für Engagement der AG Finanzen
Der KKR bedankte sich bei den Mitgliedern der AG Finanzen für ihr großes Engagement. Trotz der noch offenen Fehlbeträge sei die Arbeit der AG im hohen Maße zielführend und für den PEK überaus hilfreich gewesen und habe Perspektiven eröffnet, hieß es aus dem Kirchenkreisrat. „Die AG hat herausgearbeitet, was heute und jetzt möglich ist“, so der Vorsitzende des KKR, Propst Gerd Panknin. Dies werde nun der Kirchenkreissynode zur Beratung und Entscheidung vorgelegt. Danach müsse jährlich überprüft werden, wie sich die Zahlen, Einnahmen wie Ausgaben, entwickeln. Der Propst betonte, dass es in der AG nicht nur um Einsparungen, sondern auch um die zukünftige Ausrichtung des PEK gegangen sei und diese Zielstellung auch in den Vorlagen für die Synode sichtbar werde.
Außerdem befasste sich der KKR in der Sitzung unter anderem mit Fragestellungen zu Kirchengemeindefusionen, mit Verpachtungsfragen, mit Personalfragen, mit der Vereinheitlichung des Arbeitsrechts in der Nordkirche sowie mit Erbbaurechtsbestellungen, der Verwendung von Kapitalvermögen und der Beteiligung an Mehrerträgnissen aus Pfarrland in Kirchengemeinden. Die nächste Sitzung des Kirchenkreisrats findet am 11. Mai 2021 statt.
Quelle: PEK (sk)