Das Barther Bibelzentrum feiert 20-jähriges Bestehen "Das Gegenteil von Elfenbeinturm"
Von Nicole Kiesewetter
30.10.2021 · Barth. Ein Haus für ein Buch - dieser Idee folgte das Bibelzentrum im vorpommerschen Barth bei seiner Gründung am Reformationstag 2001. Heute geht es neue Wege.
Bei einer Konferenz im Jahr 1988 sei „diese großartige Idee“ entstanden, erinnert sich Ulrich Hojczyk: Die Überlegung, die besondere Barther Bibel von 1588 in den Mittelpunkt einer Dauerausstellung zu rücken. „Ein Haus für ein Buch, war unsere Vision“, beschreibt Hojczyk. Als Referatsleiter für Kirchenangelegenheiten beim Land MV brachte er damals zusammen mit der Pommerschen Landeskirche das Vorhaben ins Rollen.
13 Jahre später, am Reformationstag vor 20 Jahren, war es soweit: Die 1588 in Barth gedruckte Bibel in mittelniederdeutscher Sprache wurde in einer festlichen Prozession von der St. Marienkirche in ihr neues Domizil gebracht - die ehemalige Hospitalkirche des St. Jürgen-Hospitals. Das Bibelzentrum war eröffnet, damals noch in Trägerschaft der Landeskirche. Seit dem bietet eine Ausstellung Wissenswertes zur Bibel.
Empfang am Reformationstag und Festwoche
„Das Eröffnungs-Jubiläum soll jetzt mit einer Festwoche gefeiert werden“, sagt die heutige Leiterin des Bibelzentrums, Nicole Chibici-Revneanu. So sind am Reformationstag, dem 31. Oktober, ein Gottesdienst um 10 Uhr in der Marienkirche und ein Empfang um 12 Uhr im Bibelzentrum geplant. Als sie vor fünf Jahren von ihrem Vorgänger Johannes Pilgrim die Leitung übernahm, habe sie ein gutes Programm vorgefunden, sagt Chibici-Revneanu. Vieles ist denn auch geblieben: Führungen durch die Ausstellung, Bildungsprogramme, Veranstaltungen wie Kinoabende oder Lesungen. „Aber wir müssen neue Wege ins Niederdeutsche finden.“
„Platt nicht nur für Plattsnacker, Platt als Entdeckungsfläche“ ist ihr Wunsch, der sich gut zusammenführen lasse mit dem verstärkten Niederdeutsch-Angebot an den Schulen. Die Barther Bibel in niederdeutscher Sprache soll das vielzitierte „Herzstück“ der Ausstellung bleiben, versichert die promovierte Theologin. „Aber ein Erlebnis- und Fortbildungsort wie das Bibelzentrum muss auch neue Wege gehen.“
"Bibel und Minecraft“
Spätestens mit den Corona-Maßnahmen sei der Zwang gekommen, sich Bibel und Glaube auch digital zu nähern, so die 46-Jährige. Neben digitalen Gottesdiensten und Podcasts gehört unter anderem auch die Entwicklung des Angebots „Bibel und Minecraft“ dazu. „Minecraft ist ein Computer-Spiel, in dem man aus vielen verschiedenen Blöcken so ziemlich alles bauen kann, was man sich vorstellen kann. Ein bisschen wie digitales Lego.“
Auf einem Minecraft-Server des Bibelhauses Berlin biete sich der Anblick einer antiken Landschaft des alten Israels. Dort bauen die Mitspieler gemeinsam Szenen aus der Apostelgeschichte nach. „Zusammen wollen wir die gesamte Apostelgeschichte durch die Augen der jungen Akteure neu entdecken“, sagt Chibici. Als Teil der Festwoche startet ein Minecraft-Computerspiel-Event am 6. November um 17 Uhr.
"Digitale Schatzkiste“
Ergänzend zum Buch „20 Jahre Bibelzentrum“ öffnet sich am 31. Oktober um Mitternacht auf www.bibelzentrum-barth.de die „Digitale Schatzkiste“ mit Texten, Filmen, Radioberichten und Interviews von Zeitzeugen.
Unter Chibicis Leitung ist das Bibelzentrum, das seit 2016 von der Nordkirche getragen wird, aber auch ein „Laboratorium für andere Gottesdienste“ geworden: Vom kriminalistischen „Tatort-Gottesdienst“ über Gartengottesdienste mit und ohne Lagerfeuer bis zum Musikgottesdienst oder dem Gottesdienst für verwaiste Eltern. „Wir sind mehr als ein Ort, an dem man Bibel-Expertise abfragen kann“, sagt Nicole Chibici. „Wir sind eine Außenstelle von Kirche.“ Dazu gehöre die Herausforderung, „auch theologische Zusammenhänge“, einfach zu kommunizieren. „Wir sind eben das Gegenteil von Elfenbeinturm.“
Quelle: epd