Pommersche Synodale entschieden sich im zweiten Wahlgang Neuer Propst Tobias Sarx: "Begeisterung für das Evangelium wecken“
Foto: PEK/S. Kühl
23.10.2021 · Greifswald. Dr. Tobias Sarx erhielt das Vertrauen: Die Mitglieder der pommerschen Kirchenkreissynode wählten am heutigen Abend in Greifswald den 46-jährigen Pastor im zweiten Wahlgang mit 36 Ja-Stimmen von 57 abgegebenen und gültigen Stimmen zum Propst mit Sitz in Stralsund.
Zur Wahl nötig waren mindestens 34 Ja-Stimmen – die Mehrheit der derzeit gesetzlichen Anzahl von 66 Synodalen, von denen 57 an der Tagung teilnahmen. Das Gremium war damit beschlussfähig. Die zehnjährige Amtszeit des neuen Propstes beginnt am 1. Juni 2022. Mitbewerber um dieses leitende Amt im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis war Dr. Ulf Harder, Pastor der Kirchengemeinde Züssow-Zarnekow-Ranzin.
Neuer Propst kündigte „frischen Wind“ an
„Vielen Dank für das Vertrauen“, sagte Tobias Sarx nach seiner Wahl. In seiner Vorstellungsrede hatte er zuvor davon gesprochen, dass er als Propst Bewährtes übernehmen, dabei aber mit seinen vielfältigen Erfahrungen neue Perspektiven eintragen wolle. Die Wertschätzung des Ehrenamts und der Hauptamtlichen sei ihm gleichermaßen wichtig. Die Menschen, die sich für ihre Kirche einsetzen, bezeichnete Tobias Sarx als den größten Schatz. „Als Propst möchte ich Menschen begleiten, fördern, sie schulen und motivieren. Ich möchte fragen, was begeistert Dich, bei welchen Ideen bekommst du strahlende Augen, der Dienst für Gott soll auch Freude bereiten.“ Selbstverständlich sei Rückbau ein schmerzlicher Prozess, dennoch könne auch mit weniger Ressourcen in Pommern noch viel erreicht werden. „Ich werde alles dafür tun, um neue Begeisterung für das Evangelium zu wecken. Ich möchte zuhören, welche Fragen die Menschen bewegen.“ Dabei wolle er unter anderem neue und moderne Kommunikationswege nutzen, die auch junge Menschen erreichen. „Lassen Sie uns stärker gabenorientiert, weniger standesorientiert denken“, schlug Tobias Sarx vor und kündigte an, frischen Wind bringen zu wollen. Als neu gewählter Propst tritt er im kommenden Jahr die Nachfolge von Pröpstin Helga Ruch an, die zum 31. Mai 2022 in den Ruhestand geht.
Bischof Tilman Jeremias: Frauen stärker fördern
Bevor die Synodalen ihre Stimmen abgaben, hatte Bischof Tilman Jeremias, der den Pröpstewahl-Ausschuss leitete, das Votum des Gremiums begründet: „Ich danke den Mitgliedern des Ausschusses“, so der Bischof. „Wir haben intensiv miteinander gearbeitet und gerungen. Wir haben uns die Zeit und den Raum genommen, bis wir eine große Einhelligkeit gewonnen haben und einen Wahlvorschlag, hinter dem wir alle stehen. Ich danke den beiden Kandidaten, dass sie sich dieser Wahl stellen.“ Tilman Jeremias wies in seiner Begründung aber auch darauf hin, dass der Wahlausschuss gern eine Kandidatin vorgeschlagen hätte. Der Ausschuss sei darum gezielt auf Frauen zugegangen. „Wir erlebten aber in den Antworten der Angesprochenen, dass Frauen noch immer einen stärkeren Blick auf ihre Familie haben oder die Belastung des Amtes größer einschätzen, als Männer das tun.“ Der Bischof zog daraus die Schlussfolgerung, dass Frauen künftig noch weitaus gezielter und stärker als bisher in Hinsicht auf die Übernahme von Leitungspositionen gefördert werden müssen. „Und wir müssen diese Ämter so gestalten, dass mehr Menschen sich gern dafür zur Verfügung stellen“, sagte der Bischof. Um dies zu erreichen, sei weiteres Nachdenken notwendig. Dennoch sei der Wahlausschuss überzeugt, mit den beiden Kandidaten einen sehr guten Wahlvorschlag zu machen. Beide seien äußerst fähige Teamplayer mit sehr großem Weitblick, denen diese Aufgabe außerordentlich wichtig sei, die Verantwortung wahrnehmen wollen und geistliche Akzente setzen können.
Bisher Studienleiter in Ratzburg
Der 1975 in Elmshorn geborene Tobias Sarx arbeitet zurzeit als Studienleiter am Prediger- und Studienseminar der Nordkirche in Ratzeburg. Dort ist er zuständig für die Entwicklung und Durchführung alternativer Wege in den Pfarrdienst. In diesem Rahmen sind in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit der Theologischen Fakultät Greifswald ein berufsbegleitender Masterstudiengang für Menschen aus theologiefernen Berufen entstanden sowie das Nachqualifizierungsvikariat (NQV) für bewährte kirchliche Mitarbeitende. Vorher war Tobias Sarx als Gemeindepastor in den Evangelischen Kirchengemeinden Marlow und Blankenhagen im Kirchenkreis Mecklenburg tätig. Sein Vikariat absolvierte er in der Kirchengemeinde Damgarten-Saal. Zusammen mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern lebt der 46-Jährige im pommerschen Teil der Stadt Ribnitz-Damgarten. Seine Frau arbeitet als Lehrerin an der örtlichen Regionalen Schule. Bevor Tobias Sarx in den Pfarrdienst wechselte, war er von 2002 bis 2007 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum und von 2007 bis 2013 Akademischer Rat an der Philipps-Universität Marburg. Neben Unterricht im Fach Kirchengeschichte und umfangreicher Gremientätigkeit entstanden während dieser Zeit zwei Forschungsarbeiten zu dem reformierten Theologen Franciscus Junius (1545 - 1602) und zu den Auswirkungen der 68er-Bewegung auf Theologie und Kirche im Bereich des westdeutschen Protestantismus.
Verantwortung im Kirchenkreis und in der Propstei
Das Propstamt wird im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis von drei pröpstlichen Personen in gemeinsamer Verantwortung wahrgenommen. Zugleich tragen sie jeweils Sorge für ihr Propsteigebiet und ebenso für gemeinsame Aufgaben im Kirchenkreis, beispielsweise für die Verwaltung, für die Zusammenarbeit mit der Diakonie oder für die Dienste und Werke. Die drei pommerschen Propsteisitze befinden sich in Pasewalk, Demmin und Stralsund. Gewählt wurde der neue Stralsunder Propst während der 8. Tagung der II. Synode des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK), die am heutigen Sonnabend (23. Oktober) in Greifswald stattfand. Neben der Propstwahl stand unter anderem der Haushalt 2022 auf der Tagesordnung der Synode.
Weitere Informationen und Bildergalerie: 8. Tagung der II. Kirchenkreissynode
Quelle: PEK (sk)