Neu eingeführter mecklenburgischer Propst Dirk Fey: Als Verantwortungsgemeinschaft die Botschaft von Gottes Liebe bezeugen
01.05.2022 · Rostock. „Wir haben uns einem kirchlichen Strukturwandel zu stellen, der uns herausfordert und Kräfte in unglaublicher Dimension raubt. Und wir haben die Botschaft der Menschenliebe und Nähe Gottes in eine Zeit hinein zu sagen, in der mittlerweile sogar die moralische Integrität der weltweiten Kirche beschädigt ist.“ Mit diesen Worten beschrieb der neue mecklenburgische Propst Dirk Fey am heutigen Sonntag die aktuellen Herausforderungen seiner Kirche. Zuvor war der 44-jährige Theologe in der St. Nikolai-Kirche zu Rostock vom Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, Tilman Jeremias, in sein leitendes Amt im Kirchenkreis Mecklenburg eingeführt worden. Unter den zahlreichen Gästen waren u.a. VertreterInnen des Landes, der Rostocker Bürgerschaft und der Kultur und Wissenschaft.
Von Herzen wünschte Propst Fey in seiner Predigt, dass sich alle Glaubensgeschwister in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Mecklenburg „als eine von Jesus geschenkte Verantwortungsgemeinschaft erleben“. Denn dies mache die innerliche geistliche Beziehungsstruktur als Kirche aus. „In diesem Liebesgefüge gilt es, einen jeglichen Konflikt auf Augenhöhe auszutragen, weil es hier keinen Platz für Konkurrenz gibt“, gab Dirk Fey zu bedenken. Vor diesem Hintergrund erinnerte er an den innerkirchlichen Strukturprozess „Stadt, Land, Kirche – Zukunft in Mecklenburg“ vor einigen Jahren, durch den manche „ihre grundeigenen Bedürfnisse bedroht sahen“.
Das Bedürfnis nach Verlässlichkeit, das Bedürfnis nach Entwicklung, das Bedürfnis nach sozialen Kontakten oder nach Individualität treten nicht selten in einen Wettstreit zueinander, beschrieb der Prediger seine Erfahrung. Verschiedene Interessen und Notwendigkeiten können die kirchengemeindliche Einigkeit dann ins Wanken bringen. Vor diesem Hintergrund „höre ich vermehrt Stimmen, alle Veränderungen mögen doch bitte zukünftig von Oben geregelt werden – wo auch immer in einer synodal verfassten Kirche oben sein mag. Allein, dann treten ein scheinbares Oben und ein scheinbares Unten in Konkurrenz zueinander“, kritisierte der Propst und riet dazu: „Alle Beteiligten sollten in diesem Gefüge über Gruppen, Grenzen und Ansichten hinweg miteinander befreundet, verbündet, verpartnert sein und eine neue, bunte, österliche Familie bilden, die die erfahrene Liebe Gottes permanent nach außen trägt.“
Im Blick auf die zentrale Frage „Liebst du mich mehr als diese?, die Jesus an Petrus, einem seiner Jünger, im Predigttext aus dem Johannes-Evangelium 21,15 stellt, formulierte Propst Fey, dass „dem offenen und ehrlichen Menschen die Antwort Jesu gilt: Weide meine Schafe! Zeige Leitungsverantwortung! Sei mit anderen unterwegs! Begleite sie! Erinnere dich ihrer Freiheit! Lass sie selber suchen! Gib ihnen den nötigen Raum! Lerne die anderen, die, wie du, mit mir unterwegs sein wollen, kennen und gib ihnen die Möglichkeit, dich kennenzulernen! Erweise dich als ein hütender, sorgender Mensch!“
Bischof Jeremias: Geistliches als ein Herzensanliegen
Zuvor hatte Bischof Tilman Jeremias bei der Einführung gesagt, dass er sich auch persönlich sehr freue, dass die Kirche mit Dirk Fey einen neuen Propst bekäme, der durch seine Arbeit in der Kirchengemeinde Wanzka gezeigt hat, „wie sehr er sich auf die Menschen und ebenso auf unsere komplizierte Situation gerade auf dem Lande einlassen kann, und was er dort alles bewegt hat“. Der neue Propst, so Bischof Jeremias, sei ein Mensch, der „durch seine Biografie in der katholischen Kirche und in einem Orden, speziell das Geistliche stark macht, was mir selbst auch ein Herzensanliegen ist“.
Der Bischof wünschte dem neuen leitenden Theologen in Mecklenburg, dass er einen guten Einstieg bekommt in der Propstei, mit den 59 Pastorinnen und Pastoren und ebenso mit dem gesamten Kirchenkreis sowie, dass er Wertschätzung erlebt und seine Ideen und Visionen, die er bei seiner Wahl skizziert hat, umsetzen könne.
Propst Fey: Kirche muss Institution des Vertrauens bleiben
Damals – im Oktober 2021 – hatte Dirk Fey betont, dass für ihn Kirche – trotz aller notwendigen Veränderungen und einer Konzentrationen auf das Kerngeschäft – eine „Institution des Vertrauens bleiben müsse, in der Menschen durch die Botschaft der Liebe gestärkt werden und im liebenden Angesicht Gottes zu sich selber reifen können“. Das kirchliche Kerngeschäft bedeute für ihn: „Gott ins Gespräch zu bringen, sich auf ihn hin auszurichten, Menschlichkeit zu praktizieren, Gleichgesinnte als Bereicherung zu erfahren und jede Misere zu einem geistlichen Ereignis werden zu lassen und sie aus der Liebe heraus zu deuten.“
Kirchenkreisrat wünschte Propst Fey viel Fantasie und Kreativität
Für den Kirchenkreisrat wünschte dessen Vorsitzender Dirk Sauermann, dem neuen Propst viel Fantasie und Kreativität, wie man sie einem Bergsteiger wünschen kann, der eine Wand durchklettern muss, die er noch nie zuvor durchklettert habe. Sauermann beschrieb sehr persönlich die Bandbreite an Aufgaben, die oft problembeladen seien. Im Blick auf „Gottes viel gefordertes und viel gescholtenes Bodenpersonal“ werde die Buntheit und Vielgestaltigkeit, dessen Unzulänglichkeit und oft auch unerwartete Kreativität dem Propst nicht nur Freude bereiten, blickte er aus eigener Erfahrung voraus und ergänzte an Dirk Fey gerichtet: „Sei nachsichtig mit Dir selbst, dass Du Dich nicht an den eigenen Ansprüchen überforderst, sondern mit Dir und anderen ein weites Herz hast für alle Deine und die der anderen Fragen“, so Propst Sauermann und unterstrich, dass es fertige Antworten meistens nicht gäbe – „nur die Bitte um Gottes Kraft, die in uns Schwachen wirken möge“.
Zur Person
Die mecklenburgische Kirchenkreissynode hatte Pastor Dirk Fey am 29. Oktober 2021 für zehn Jahre zum Nachfolger von Propst Wulf Schünemann gewählt, der nach zwölf Jahren nicht wieder für das Amt kandidierte. Dirk Fey, stammt gebürtig aus Kirn im Hunsrück. Mit 21 Jahren trat er einem Orden bei und studierte Katholische Theologie in Mainz, Fulda und Vallendar. Im Jahr 2005 erhielt er die Priesterweihe und war anschließend in Zwickau als Kaplan in der Gemeinde-, Schul- und Studentenseelsorge tätig. Von 2008 bis 2014 leitete der Theologe das Geistliches Zentrum St. Bonifatiuskloster in Hünfeld bei Fulda. Anschließend war er in Mainz als Ökonom für seinen Orden sowie später als Sozialpädagoge tätig. Im Jahr 2016 konvertierte Dirk Fey in Bayern zur evangelisch-lutherischen Kirche. Seit November 2016 war er Gemeindepastor in Rödlin-Warbende und bis Ende April 2022 in Wanzka bei Neustrelitz. Dirk Fey war Mitglied der mecklenburgischen Kirchenkreissynode und zugleich Mitglied im Kirchenkreisrat, dem er Kraft Amt jetzt weiter angehört. Der 44-Jährige ist mit Pastor Stephan Möllmann-Fey verheiratet.
Quelle: ELKM (cme)