Aus dem Gemeindeleben Gottesdienst zur Orgeleinweihung in der Dorfkirche Sietow
Von Hans-Joachim Kohl
12.10.2022 · Sietow. Endlich ist die restaurierte Lütkemüller Orgel in der Dorfkirche in Sietow offiziell eingeweiht. Bereits im Juni erklang sie in der Reihe Orgeltörn das erste mal nach ihrer Restaurierung. Pröpstin Britta Carstensen hielt den Gottesdienst und Friedrich Drese und Erik Mörke spielten die Orgel.
Am vergangenen Freitag (7.10. um 18.00 Uhr) war es soweit. Pröpstin Britta Carstensen lobte den Einsatz der Kirchengemeinde für die Kirche in Sietow Dorf. „Ich war vor fünf Jahren das erste mal hier. Da war das ein sehr grauer, dunkler, sehr düsterer und unfreundlicher Raum. Ich finde, das ist jetzt eine ansprechende, sehr warme Kirche mit einer guten und einladenden Atmosphäre geworden“. Die Kirche wurde außen und innen restauriert. Sie wurde zu einer Erzählkirche entwickelt und bekam einen Anbau für die Gemeindearbeit.
Das I-Tüpfelchen bei der Instandsetzung der Kirche ist die Lütkemüller Orgel von 1866. „Es mussten“, so sagt der Orgelsachverständige und Leiter des Orgelmuseums in Malchow, Friedrich Drese, „im wesentlichen Holzwurm- und Wasserschäden an der Orgel beseitigt werden“. Letztere traten bei der Dachsanierung auf, deshalb wurde die Orgelsanierung von der Versicherung bezahlt.
Die Orgel hat einen neugotischen Serienprospekt mit fünf Pfeifenfeldern und rechtsseitigem Spieltisch. „Serienprospekt bedeutet“, so erläutert Friedrich Drese, „dass Lütkemüller beim Bau einer Orgel alle Teile zwei- oder dreifach angefertigt hat. Die Tasten hat er über fünfzig Jahre immer gleich gebaut, mit schwarzen, ebenholzbelegten Untertasten“. Viele seiner Orgeln hatten auch ein genormtes Spielwerk. Die Metallpfeifen hatten noch keine Stimmrollen, wie es sich damals langsam durchsetzte. „D.h. in den Metallpfeifen waren zwei senkrechte Schlitze“, erklärt Friedrich Drese, „so konnte man – praktisch wie bei einer Konservendose – das Blech aufrollen und so die Pfeife stimmen. Die Pfeifen ohne diese Stimmschlitze klingen noch etwas barocker und das ist hier der Fall“.
„Die Orgelrestaurierung ist sehr gelungen“, freut sich Friedrich Drese, „sie war immer schon eine sehr schöne Orgel, weil sie ein bisschen größer ist als die normalen Orgeln von Friedrich Hermann Lütkemüller. Die Gemeinde und Pastor Stahlberg wollten nach 1860 etwas besonderes haben und haben das auch bekommen“.
Mit dem 16-jährigen Erik Mörke, der gleich neben der Kirche wohnt, hat die Kirchengemeinde einen angehenden Organisten. Erik hat derzeit Orgelunterricht bei Kirchenmusikdirektorin Christiane Drese an der Lütkemüller Orgel der Georgenkirche in Waren. Er kann sich vorstellen einmal Kirchenmusik zu studieren.
Noch bis zum 31. Oktober können Besucher in der Kirche Sietow die Ausstellung „Scharade des Lichtes“ sehen. Das sind stimmungsvoll beleuchtete Schiffsmodelle von Kerstin Schneggenburger aus Metall, Papier und Holz, wie Treibhölzern, Mooreichen und Fachwerkteilen. Bei den Objekten, so heißt es in der Beschreibung der Ausstellung, „handelt es sich um Versuche das Licht zu rehumanisieren – und zwar gerade auch das ganz modern technische - und ihm die alte, immer auch sacral verstandene Bedeutung zurück zu geben, als Trostspender, als Umkreis, wo sich Schönheit entfalten kann, als Ziel tastender Irrgänge durch undifferenziertes Dunkel“.
Die Kirche Sietow ist täglich geöffnet. Etwa einmal im Monat und zu den Hochfesten feiert die Gemeinde.
Quelle: ELKM (hjk)