Orgeltag in Malchow 40 Jahre Orgelrestaurierungen in Mecklenburg

Von Hans-Joachim Kohl

Friedrich Drese spielt an der Grünebergorgel von 1879, einer Leihgabe der Kirche Langenhanshagen bei Barth.

Foto: Hans-Joachim Kohl

07.06.2023 · Malchow. In den 1980 Jahren wurden nur 3 Orgeln in Mecklenburg restauriert: die Herbst/Gercke Orgel in Basedow von 1683, die Ladegast Orgel im Schweriner Dom von 1871 und die Lütkemüller Orgel im Dom zu Güstrow von 1868. „Ansonsten wurden bis 1990 Orgeln vielfach neu gebaut, sonst eben repariert“, sagt Friedrich Drese, der Leiter des Orgelmuseums in Malchow. Dort wird bis Oktober eine neue Ausstellung, „40 Jahre Orgelrestaurierungen in Mecklenburg“, zu sehen sein. Anlass dafür war die Vollendung der ersten Orgelrestaurierung in Mecklenburg 1983 in Basedow. Am Samstag 3. Juni startete sie mit einem Orgeltag.

Dabei führte Friedrich Drese durch das Orgelmuseum und das Pfeifendepot, das vor kurzem wetterfest gemacht wurde und eine Werkstatt bekam. Kinder konnten eine Selbstbauorgel zusammenbauen und zum Klingen bringen. Michael Burchard, ein Mitarbeiter der Orgelbaufirma Arnold in Plau, führte vor, wie Orgelpfeifen gelötet werden. Leider blieb die Besucherresonanz etwas hinter den Erwartungen zurück.

 

"Man ging nicht liebevoll damit um"

 

Um 1990 war der Zustand der Orgeln in vielen Kirchen in Mecklenburg „verheerend“, sagt Friedrich Drese, „ein großer Teil der Orgeln war stark reparaturbedürftig. Ein ganzer Teil schwieg und es gab wenig Aussicht auf Veränderung“. Der alte Orgelbestand wurde vernachlässigt. Der Wert romantischer Orgeln wurde von der Fachwelt noch stark unterschätzt. „Man ging nicht liebevoll damit um“, meint Friedrich Drese. Das verbesserte sich in den folgenden Jahren immer mehr. Die Orgelbauer begannen Orgeln zu restaurieren und nicht mehr nur zu reparieren. Nicht mehr nur die Funktion wurde wieder hergestellt, sondern man versuchte Orgeln wieder in ihren Originalzustand zu versetzen. Das meint Restaurieren. „Mit den Methoden der ursprünglichen Bearbeitungs- und Herstellungsqualität“, ergänzt Friedrich Drese, „und auch mit dem Material. Zum Beispiel schreibe ich bei den Ausschreibungen für Orgelrestaurierungen, dass man grundsätzlich mit gleichem Material die Dinge ersetzen soll und es soll ausschließlich mit Warm- oder Knochenleim gearbeitet werden“. Das ist eine alte Leimart, die lösbar ist. „Denn Dinge, die wir jetzt herstellen altern ja wieder und müssen wieder ersetzt werden“, sagt er, „das Schlimmste ist, wenn man beim Demontieren einer Orgel noch mehr Schaden machen muss, nur weil vor 30/40 Jahren mit modernem Kaltleim Dinge zusammengeleimt wurden, die eigentlich mit Warmleim verbunden waren. Der lässt sich immer wieder lösen. Das ist ein Wundermittel. Ich bin so dankbar, dass es den Warmleim gibt“. Das erleichtert die Arbeit jeden Orgelbauers und –restaurators. Auch das wurde den Besuchern am Orgeltag vorgeführt und erklärt.

 

Orgelrestaurierungen mit Sachverstand

 

In der Ausstellung „40 Jahre Orgelrestaurierungen in Mecklenburg“ erfahren Besucher am Anfang auf 5 Informationstafeln grundlegendes zu Orgelsanierungen. Danach kann man lesen wir verschiedene Orgeln restauriert wurden. Am Anfang stehen die drei oben genannten Orgeln in Basedow, Schwerin und Güstrow. Berichtet wird aus Sternberg, Petschow, Bützow, Zettemin, Lübtheen, Redefin und weiteren Orten. Seit 1990 wurden etwa 200 Orgeln restauriert, was Friedrich Drese als epochalen Vorgang bezeichnet.  

 

Friedrich Drese ist auch Orgelbauer und Orgelsachverständiger des Kirchenkreises Mecklenburg. Er hat viele Kirchengemeinden bei Orgelrestaurierungen beraten und unterstützt. Zum Beispiel mit Pfeifen und anderem Material aus dem Depot des Orgelmuseums. Dabei hat er auch einige bemerkenswerte Entdeckungen gemacht, wie ein Orgelpositiv in der Kirche Ruchow, zwischen Sternberg und Güstrow. Es war vom Orgelbauer Jochim Richborn aus dem Jahr 1684. „Wenn ich durchs Land fahre“, sagt er, „dann sehe ich auf der einen Seite die Natur, auf der anderen Seite gehen mir die ganzen Orgeln durch den Kopf, die hier und da stehen. Viele wurden spielbar gemacht, immer ein wunderschönes Erlebnis“.

 

Mehr: www.orgelmuseum-malchow.de

Quelle: kirche-mv.de (hjk)