Bauarbeiten an Klosterkirche nach zehn Jahren abgeschlossen Bedeutender Schatz für die Nachwelt erhalten

Von Christian Meyer

Bald werden die Gerüste an der Klosterkirche auf dem Sonnenkamp abgebaut.

Fotos: C. Meyer

13.09.2024 · Neukloster. Einst erbaut für Nonnen des Benediktinerordens, stehen heute noch Kirche, Glockenturm und Propsteigebäude auf dem Gelände der ehemaligen Klosteranlage Sonnenkamp in Neukloster (Landkreis Nordwestmecklenburg). Zehn Jahre lang ertüchtigten Bauarbeiter vor allem das Dachgebälk der Klosterkirche und deckten u.a. das Langhaus mit neuen Mönch- und Nonnenziegeln ein. Jetzt erstrahlen Turm und Dach des „Denkmals nationaler Bedeutung“ in restaurierter Schönheit. Mit einem Festempfang am gestrigen 12. September dankte die Kirchengemeinde allen am Bau beteiligten und den Förderern.

„Mit der Instandsetzung erhalten wir für die Nachwelt eine außergewöhnliche Dachkonstruktion aus dem 13. Jahrhundert. Dank dieser wurde unsere Klosterkirche im Jahr 2014 zum ,Denkmal nationaler Bedeutung'", so Gemeindepastor Paul Glüer und verwies zugleich auf den wertvollsten Schatz der Klosterkirche auf dem Sonnenkamp: die mittelalterlichen Glasmalereien, die um 1250 entstanden. „Es sind die ältesten und bedeutsamsten Glasmalereien Norddeutschlands“, so der Theologe. Experten sehen den Sakralbau in Neukloster in einer bedeutenden kulturhistorischen Reihe mit dem Doberaner Münster.

 

Gebälk offenbarte eine Sensation

 

Doch das ist nicht alles: Seit nunmehr zehn Jahren wurde in fünf Bauabschnitten umfangreich am Dachstuhl und am Dach renoviert und restauriert. Zwischenzeitlich stockte die Finanzierung und beinahe wäre der Vierungsturm durch einen Sturm zusammengestürzt. Das Gebälk offenbarte zudem eine kleine Sensation: die Holzbalken des Dachstuhles sind rund 800 Jahre alt und im Original erhalten. Aufwändige dendrologische Gutachten ergaben diese Datierung, die sich konkret auf die Jahre zwischen 1244 und 1251 beziffern lässt. 

 

Wer mit offenen Augen den Dachstuhl inspiziert, entdeckt so genannte „Abbundzeichen“. Diese dienten den Zimmerleuten einst, um zu wissen, welche Balken zusammengehören, um diese auf dem Dach zusammenzubinden. Aus Respekt vor den Vorfahren und um möglichst viel Holz aus der Romanik zu erhalten, gingen Bauingenieur Frank Thoms und die heutigen Bauleute bei der jüngsten Restaurierung behutsam vor. So wurden beispielsweise gesplitterte Sparren nach und nach mit Metallstützen versteift.

 

Bevor die Handwerker 2014 loslegen konnten, musste der Dachstuhl zunächst beräumt werden. Gut 47 Tonnen Schutt aus Jahrhunderten und Taubenkot türmte sich bergeweise auf den Rundbögen des Chores und im Dach, erinnern sich Gemeindemitglieder und Bauleute. Heute ist alles sauber und ein Rundweg aus Bohlen und einem Geländer führt um den Dachstuhl oberhalb des Chores herum. 

 

Prägend für die mecklenburgische Kleinstadt

 

„Solch eine große Restaurierung ist auch eine Kraftanstrengung. Viel Zeit, Geld und Arbeit wurde investiert von ganz unterschiedlichen Menschen“, sagt Pastor Glüer. Zu ihnen gehöre beispielsweise Dr. Sven Andresen, der erst 2017 mit Familie an den Neukloster See zog und schon im Jahr darauf dem Förderverein vorstand und seither als Baubeauftragter der Kirchengemeinde fungiert. Unermüdlich mit weiteren Mitstreiterinnen und Mitstreitern gab der pensionierte Sanitätsoffizier dem Bauprojekt immer wieder Rückenwind, sammelte Spenden und organisierte Veranstaltungen.

 

Für Dr. Andresen ist die Kirche „sinngebend“ und ein wichtiger Ort für den Glauben, für Kultur und für Begegnung. Die jahrelangen Bauarbeiten hätten die Kirche zudem wieder mehr ins Bewusstsein der Neuklosteraner gerückt, so der Vereinsvorsitzende. „Daher möchten wir nkünftig mehr Führungen anbieten. Aktuell sammeln wir daher Spenden für eine Innenbeleuchtung.“

 

Der mecklenburgischen Propst Marcus Antonioli (Wismar) spricht davon, dass „das Kleinod norddeutscher Backsteingotik ein Denkmal anderer Art“ sei, ein Zuhause für die Sonnenkamp-Kirchengemeinde, deren Geläut der Glocken die Menschen aus dem Alltag ruft und dem Leben einen anderen Horizont eröffnet. Und für Bürgermeister Frank Meier „atmen die Mauen der Kirche die Geschichte von Menschen und der Stadt“, die ihre Gründung dem Kloster verdanke.

 

Gut 2,1 Millionen aus verschiedenen Töpfen verbaut

 

Für das ehrgeizige Projekt zum Erhalt der Klosterkirche standen seit 2014 insgesamt rund 2,1 Millionen Euro zur Verfügung. Gelder steuerten der Kirchenkreis Mecklenburg mit rund 675.000 Euro, die öffentliche Hand von Bund – unterstützt durch den SPD-Bundestagsabgeordneten Frank Junge – das Land und die Stadt mit insgesamt rund 1,1 Millionen Euro bei.

 

„Treu begleiteten das Projekt die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (KiBa),  60.000 Euro, und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die 140.000 Euro für Neukloster ausschütteten“, informiert die Baubeauftragte des Kirchenkreises Mecklenburg, Ute Reil-Romanski. Ebenso beachtlich und erfreulich sei die Summe, die Förderverein und Kirchengemeinde Neukloster, zum Erhalt des Baudenkmals sammelten: rund 91.000 Euro.

 

Für das Budget konnten versierte Handwerker in den vergangenen zehn Jahren die Fenster im Chor instand setzen, den Dachstuhl reinigen, den Vierungsturm und das südliche Querschiff sichern und renovieren, das Chordach, das nördliche Querhaus und das Langhaus neu eindecken sowie die Westfassade in Schuss bringen.

 

Herausfordernd und schön sei diese kirchliche Baustelle gewesen, äußerten beteiligte Handwerksfirmen, die sich allesamt mit alten Techniken gut auskannten, so dass die Besucher zu Gottesdiensten, Andachten, Konzerten, Ausstellungen und Festen, weiterhin hier behutsam sanierte Bauleistungen ihrer Vorfahren in Augenschein nehmen können.

Quelle: ELKM (cme)



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