Ev.-Luth. Kirchengemeinde SchwaanKirche Schwaan
Das Kirchengebäude als Bauwerk
Die St.-Pauls-Kirche in Schwaan ist 50 Meter lang, am Chorraum außen 11 Meter breit, am Turm 15,5 Meter breit und der Turm selbst ist etwa 42 Meter hoch. Wann genau mit dem Bau der Kirche begonnen wurde, ist heute nicht mehr bekannt, auf jeden Fall aber in der Übergangszeit von der Spätromanik zur Frühgotik. Der Rundbogenfries außen am sogenannten Ostchor gilt als spätromanisches Stilelement.
In einer Urkunde aus dem Jahr 1232 wird ein Priester aus Schwaan erwähnt. Daraus schließt man auf das Bestehen einer Kirche. Nach dieser Jahresangabe wird heute das Alter der Kirche angegeben, obwohl sie mit Sicherheit erst später fertiggestellt wurde. Durch ein wissenschaftliches Verfahren hat man herausgefunden, dass der Dachstuhl über dem Chorraum um 1254 entstanden sein muss und über dem Kirchenschiff um 1260.
Der Turm wurde wahrscheinlich erst später gebaut. Die Holzkonstruktion im Inneren des Turmes stammt aus dem Jahr 1459. Der alte Turmhelm wurde 1840 völlig erneuert und hat seitdem seine jetzige Gestalt.
Der südliche Anbau der Kirche entstand erst 1830 und wurde aus alten Ziegelsteinen errichtet, die aufgrund des Durchbruchs der Außenmauer und des Abrisses zweier Anbauten auf der Nordseite zur Verfügung standen.
Die Schwaaner St. Pauls-Kirche ist die erste Kirche im Nordosten Deutschlands, die von Anfang an als reine Backsteinkirche geplant war. Viele andere Kirchen haben eine Mischbauweise aus Backstein und Feldstein.
Das Innere der Kirche
Von 1828-29 erfolgte eine umfassende Renovierung der Kirche. Aus dieser Zeit stammt die gesamte heutige Inneneinrichtung, auch der Altar, nur das Altarbild war ein anderes. Das alte Bild steht jetzt oben neben der Orgel auf der Empore.Der heutige Farbanstrich wurde 2001 aufgebracht. Der ungefähr um 1900 installierte Ofen rußte dermaßen, dass das Innere immer wieder neu gestrichen werden musste.
Besondere Gegenstände in der Kirche
Wiendorfer Madonna: Die Mariendarstellung aus dem Jahr 1500 wurde 1945 auf dem Dachboden der Kirche Wiendorf gefunden, und trägt darum den Namen Wiendorfer Madonna. Die Madonna stammt aus der Werkstatt des Rostocker Künstlers Henning Roleves. Diese Art Maria mit dem Jesuskind darzustellen, nennt man Mondsichelmadonna oder auch Apokalyptische Madonna. Sie ist im letzten Buch der Bibel, im Buch der Offenbarung, beschrieben:
„1 Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.2 Und sie war schwanger und schrie in Kindsnöten und hatte große Qual bei der Geburt.“ Offb 12,1-2
Diese Beschreibung hat man im Laufe der Jahrhunderte auf Maria gedeutet und sie deshalb lange Zeit auf diese Weise dargestellt. Die Bekleidung mit der Sonne wird oftmals dadurch angedeutet, dass man die Gestalt Marias mit einem goldenen Strahlenkranz umgibt.
Stiftertafel: Über der Wiendorfer Madonna befindet sich eine kleine Tafel aus Sandstein. Sie zeigt einen vor dem Kreuz Jesu knienden Mann und über ihm einen Rahmen mit der Inschrift:
GSMSG = GOTT SEI MIR SÜNDER GNÄDIG.
Innerhalb dieses Rahmens ist vermerkt, dass ein gewisser Simon Hase der Kirche 1598 einen Predigtstuhl, also eine Kanzel gestiftet hat. Aus seiner vor dem Kreuz knienden Haltung kann man schließen, dass diese Stiftung wahrscheinlich ein Bußakt gewesen ist. Ursprünglich war die Kanzel also an der Südseite angebracht und nicht wie heute an der Nordseite.
Taufbecken: Im Chorraum steht ein sechseckiges Taufbecken aus dem Jahr 1589. Auf allen sechs Seiten sind Reliefs angebracht. Sie zeigen die vier Evangelisten mit ihren Symbolen:
• Markus mit einem Löwen,
• Matthäus mit einem Menschen oder Engel,
• Lukas mit einem Stier,
• Johannes mit einem Adler sowie
• den segnenden Christus mit der Weltkugel und
• Johannes den Täufer auf ein Lamm zeigend. Das Lamm steht für Jesus Christus.
Das umlaufende Schriftband ist niederdeutsch verfasst und bedeutet:
„WER DA GLAUBT UND GETAUFT WIRD; DER WIRD SELIG WERDEN“
Triumphbogen-Gruppe: Das älteste Kunstwerk ist der Christus zwischen Maria, der Mutter Jesu, und Johannes, seinem Lieblingsjünger, an der Nordwand des Chorraumes. Er stammt wohl aus dem Jahr 1300. Solch eine Dreier-Gruppe ist normalerweise auf einem Querbalken im Bogen zwischen Chorraum und Kirchenschiff befestigt. Die Anfertigung der beiden Figuren links und rechts von Christus ist allerdings viel jüngeren Datums. Sie wurden erst nachträglich hinzugefügt. Wo sich zuerst das Kreuz und später dann die gesamte Gruppe ursprünglich befunden haben, wissen wir heute nicht mehr.
Orgel: Zu den wertvollsten Stücken in der Schwaaner Kirche gehört die historische Orgel. Die Königin der Instrumente ist eine der großen Orgeln, die von dem Wismarer Orgelbauer Friedrich Wilhelm Winzer gebaut wurde. Sie entstand 1860. Bis auf den elektrischen Motor ist die Orgel noch im Originalzustand erhalten. Von der Vorgängerorgel ist nur noch eine Zeichnung der Vorderseite (des Orgelprospektes) erhalten. Sie muss in der Zeit Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts gebaut worden sein.
Besonderheiten an der äußeren Kirche
Kirchturmuhr: Die Uhr des Schwaaner Kirchturms hat vier Zifferblätter mit nur je einem Zeiger. Das Fehlen des Minutenzeigers erklärt sich vielleicht damit, dass es damals noch nicht so auf die Minute ankam. Das mechanische Uhrwerk hat im Jahre 1841 der Uhrmacher Gottlieb Gärtner, Hofuhrmachermeister aus Bad Doberan, gefertigt. Es rostete knapp ein Jahrhundert vor sich hin, bis es von einer Spezialwerkstatt 1994 – 1996 restauriert wurde. Der alte Mechanismus bewegt nicht nur die Stundenzeiger, er löst auch den Impuls, der die elektrischen Hämmer für den Viertelstunden- und den Stundenschlag der Glocken in Gang setzt. Einmal in der Woche wird das Uhrwerk auf herkömmliche Art mit einer großen Kurbel aufgezogen.
Sonnenuhr: Rechts neben dem südlichen Turmzugang befindet sich eine alte Sonnenuhr aus dem 14. Jahrhundert.
Glocken: Im Turm befinden sich zwei Glocken. Die eine stammt wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert, ist aus Bronze und wiegt 1720 kg; die andere ist aus dem Jahr 1956 und aus Eisen.
Die Kirche ist im Sommer jeden Tag von 10:00 bis 18:00 Uhr für eine Besichtigung geöffnet. Bitte melden sie sich bei Pastor Jungmann im Pfarrhaus. Wir laden herzlich zu unseren Veranstaltungen und Konzerten ein.