Andacht

Gott wird die Fenster des Himmels öffnen

Liebe Frauen,

liebe Besucherinnen unserer Homepage,

 

wenn ich in meinem Ort durch eine bestimmte Straße fahre, sehe ich an einem Haus oft eine Frau am Fenster sitzen. Sie hat es sich dort gemütlich gemacht, stützt ihre Arme auf ein Kissen und beobachtet, was sich draußen so tut.

Zu einem Haus gehören nicht nur Türen, sondern auch Fenster.

Wer ein Haus baut, muss sich genau überlegen: wo sollen die Fenster hin, und wie groß sollen sie sein, auf was will ich sehen können. Und viele Fenster braucht es, damit es hell wird im Haus. Und wenn ich dann in diesem Haus wohne, dann habe ich vielleicht auch ein Lieblingsfenster. Was sehen Sie, wenn Sie aus ihrem Lieblingsfenster schauen? Haben Sie eine Erinnerung aus Ihrer Kindheit, die mit einem Fenster zu tun hat? Ich weiß noch, dass am Küchenfenster im Winter Eisblumen waren. Und wenn wir Kinder an den beschlagenen Fenstern mit den Fingern Bilder malten, gab es Ärger mit der Mutter. Und wenn es draußen stürmte, saßen wir am Fenster und beobachteten geschützt die Naturgewalten.

Wir sind gerne Fenstermenschen. Wir stehen im Raum, sind geborgen und geschützt und können doch mit der Welt draußen Kontakt aufnehmen. Ohne die Überschaubarkeit und den Schutz des Zimmers, wäre die unermessliche Weite draußen nicht zu ertragen. Aber auch ohne den Ausblick in diese andere, grenzenlose Welt wäre das Zimmer zum Nicht-Aushalten eng.

Mit dem Computerprogramm „Windows“ lassen sich lauter Fenster öffnen, um an nötige Dokumente zu gelangen. Auch das Fernsehen ist ein Fenster zur Welt, bei dem wir aber selber unbeteiligt bleiben. Eine Welt, die an uns vorbeigeht; wir sind nur die Zuschauer.

Es gibt Menschen, die auch im wirklichen Leben nur noch „am Fenster stehen“, die dazu verurteilt sind, zuzuschauen, wie andere ihr Leben leben, weil sie vielleicht verlassen, krank und einsam sind.

Die Bibel kennt viele verschiedene Bezeichnungen für Jesus. Im Johannesevangelium gibt es die Ich-bin-Worte, wo Jesus von sich selber sagt: „Ich bin die Tür“ – und er spricht nicht vom Fenster. Denn durchs Fenster kommt der Dieb bei Nacht, weiß das Alte Testament. Eine Tür öffnen bedeutet dagegen wahre Begegnung, steht für beteiligtes Leben.

Auf diese Weise will also Jesus uns begegnen. Bei ihm stehen wir nicht vor verschlossenen Türen, nicht „draußen vor der Tür“. Jesus ist für uns die Tür zum Himmel und er schenkt uns, was wir im Tiefsten ersehnen: Leben, Freude und Glück – die Gemeinschaft mit Gott.

Die Bibel hat übrigens noch ein anderes schönes Bild für uns. Da steht beim Propheten Maleachi: Gott wird die Fenster des Himmels öffnen und seinen Segen herabschütten die Fülle.

Stellen wir uns ans Fenster und empfangen die Fülle, die Gott uns schenken möchte.

 

Ulrike Weber, Pastorin aus Sassnitz / Rügen