Arbeit mit Frauen in den Kirchenkreisen Mecklenburg und PommernGeschichte
Am Pfingstsonntag 2012 wurde mit dem Gründungsfest in Ratzeburg die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland aus der Taufe gehoben. Das Evangelische Frauenwerk in Mecklenburg-Vorpommern und das Nordelbische Frauenwerk in Kiel sind zum Frauenwerk der Nordkirche fusioniert.
Die Anfänge der Frauenhilfe liegen über 125 Jahre zurück. 1899 wurde in Berlin auf Initiative der späteren Kaiserin Auguste Victoria die „Ev. Frauenhülfe“ gegründet. Hintergrund war die Kehrseite der Industrialisierung: soziale Notstände vor allem in den Städten, Armut in Familien, sich selbst überlassene Kinder, von der harten Arbeit ausgelaugte Mütter. Dieser Impuls des sozialen Engagements vor allem dort, "wo die Kräfte der organisierten Kirche nicht ausreichen", erfasste die preußischen Provinzen und ging darüber hinaus.
1905 wurde der Provinzialverband der Ev. Frauenhilfe in Pommern gegründet. Sein Sitz war in Stettin (heute Szczecin, Polen). Zuvor bestanden allerdings bereits verschiedene regionale Frauenkreise. Dem Verein der Pommerschen Frauenhilfe wurde bald die Ausbildung eigener Bibelarbeiterinnen und Schwestern genehmigt. Damals reisten bis zu 8 Bibelarbeiterinnen durch Pommern, um Frauenkreise zu besuchen und Bibelstunden zu halten. Die Schwesternschaft wurde offiziell 1921 gegründet.
Der 1. Weltkrieg brachte große Herausforderungen für die Frauenhilfe, in der die Frauen verstärkt karitativ tätig waren. Durch die Verschlechterung der Situation für Frauen durch die Weltwirtschaftskrise stand nun die Müttererholung im Vordergrund.
1926 wurde der Landesverband Evang. Frauenhilfe in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz gegründet. Er hatte seinen Sitz in Schwerin. In den folgenden Jahren bildeten sich viele Frauenhilfskreise. 1932 hatten sie in Mecklenburg etwa 6000 Mitglieder.
1933 verschlechterte sich die Lage für die Frauenhilfe dramatisch. Die meisten Frauenhilfskreise in Mecklenburg und Pommern hielten sich zur Bekennenden Kirche. Die Müttererholung wurde durch die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt übernommen und die soziale Arbeit der Frauenhilfe wurde verboten.
1944 wurde die Zentrale der Pommerschen Frauenhilfe in Stettin durch die alliierten Bomber zerstört. 1945 wurde die Zentrale dann nach Greifswald verlegt. Nach dem 2. Weltkrieg war die Not der Menschen unendlich groß und die Hilfe brauchte viel Tatkraft und Einsatz.
In den Nachkriegsjahren wurde die mecklenburgische Frauenhilfe mit vielen Schwierigkeiten innerhalb der Leitungsstrukturen der Kirche, aber auch seitens der politischen Ausrichtung im Ostsektor konfrontiert. Auch hier waren die Reisesekretärinnen über Land unterwegs, um mit Vorträgen und Bibelabenden die Frauenkreise vor Ort zu unterstützen. Die Dienstfahrten wurden per Bus, Bahn und Fahrrad unternommen und oft übernachteten die Sekretärinnen in den Gemeinden.
Die Frauenhilfe in Pommern übernahm bis in die 1950-er Jahre hinein die Bahnhofsmission. Die Leiterin, eine Sekretärin und zwei Reisesekretärinnen leisteten die Arbeit in Greifswald in der Geschäftsstelle. Mitte der 50-er Jahre wuchsen die Repressalien des sozialistischen Staates auch gegenüber der Frauenhilfe. Die Bahnhofsmission wurde ihr entzogen.
Durch die Vollerwerbstätigkeit vieler Frauen blieb kaum noch Zeit, sich für die Frauenhilfe zu engagieren und die Veranstaltungen wurden vorwiegend von Seniorinnen besucht. Die Arbeit verlagerte sich auf Rüstzeiten. Ab 1955 wurde der Weltgebetstag in Greifswald gefeiert. Kurze Zeit später verbreitete sich die größte ökumenische Bewegung der Frauen auch auf die pommerschen Dörfer.
Bis 1972 waren noch Reisesekretärinnen in der Greifswalder Landeskirche unterwegs. Stand bisher die sozialdiakonische Arbeit an Bedürftigen im Vordergrund, so engagierte man sich zunehmend auch für fortschrittliche Themen wie Verhütung, sexuelle Aufklärung und Scheidungsrecht. Die besondere Sorge galt weiterhin Müttern, Alleinerziehenden und Familien mit behinderten Kindern. Bis zur Wende schöpfte man für die Arbeit viel Inspiration aus den „Arbeitshilfen“, die für die ostdeutsche Frauenhilfe bis zur Wende in Potsdam herausgegeben wurden.
1963 wurden in der Greifswalder Landeskirche aus Pfarrvikarinnen Pastorinnen. Die bisherige Einsegnung wurde durch die Ordination ersetzt. Ab 1972 gab es in Mecklenburg die Gleichstellung der Pastorinnen. Ordiniert wurden Frauen dort seit 1966. Die sogen. Zölibatsklausel, nach der das Arbeitsverhältnis von Pastorinnen beendet wurde, wenn sie heirateten, wurde 1974 für alle östlichen Landeskirchen aufgehoben. 1982 wurden durch das neue Pfarrerdienstgesetz Frauen und Männer in der DDR kirchenrechtlich gleichgestellt.
In der Mecklenburgischen Kirche gab es bereits ab 1975, in der Greifswalder Landes-kirche dann von 1985 bis 1992 eine eigene Stelle für Familienarbeit. 1989 brachte die Wende gravierende Veränderungen. Bedingt durch die neuen Reisemöglichkeiten hatten die Rüstzeiten weniger Teilnehmerinnen. Gleichzeitig stellte sich heraus, dass die Unterschiede zwischen der Frauenarbeit im Osten und Westen groß waren und die ostdeutschen Frauenhilfen das Gefühl hatten, nicht genügend gehört zu werden.
1995 feierte die pommersche Frauenhilfe ihr 90-jähriges Jubiläum. Nun wurden gezielt junge Frauen angesprochen und für die Mitarbeit im Landesarbeitskreis gewonnen. Neue Angebote und Kooperationspartnerinnen sollten die Öffnung in die ganze Lebens-wirklichkeit der Frauen ermöglichen. Ganzheitliche Angebote und Frauenreisen nahmen neben biblischen Themen und der Weltgebetstagarbeit Platz im neuen Programm ein.
Aufgrund der schwierigen finanziellen Lage der Landeskirchen begannen 1998 die Fusionsverhandlungen des Pommerschen Frauenwerks und der Mecklenburgischen Frauenhilfe, die zwei Jahre andauerten. 2000 fand dann die Fusion zum Evangelischen Frauenwerk Mecklenburg-Vorpommern statt. Das Büro fand seinen Platz im Schwesternheimathaus in Stralsund. Der Sparzwang brachte Stellenstreichungen mit sich. Aus vier wurden drei geteilte Arbeitsstellen. So waren dann zwei Sekretärinnen, zwei Referentinnen und eine Leiterin unterstützt von einer Gruppe von Ehrenamtlichen tätig, die wiederum in die Gemeinden reisten.
Das Ziel des neuen Frauenwerks war, „dass die befreiende und erneuernde Kraft biblischer Botschaft erfahrbar wird und in Frauen die Sehnsucht geweckt wird, mitzuwirken an der Gestaltung des Reiches Gottes.“
Auch nach 2000 waren die ständigen Veränderungen noch nicht zu Ende. 2008 fusionierte der Dachverband Ev. Frauenhilfe in Deutschland e.V. (EFHiD) zusammen mit der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland e.V. (EFD) zu einem einzigen Dach-verband kirchlicher Frauenarbeit: Evangelische Frauen in Deutschland (EFiD).
Das Frauenwerk wurde 2012 zum Frauenwerk der Nordkirche fusioniert. Lange kämpften die Frauen danach um eine weiterhin auf Sprengelebene ansetzende Basisarbeit.
Die vielseitige, ganzheitliche und biblisch begründete Arbeit erreichte in den vergangenen 25 Jahren viele Frauen. Sie ermutigte, unterstützte und befähigte Frauen in ihrem persönlichen Leben, in ihren Familien und in den Gemeinden vor Ort die frohe Botschaft des Evangeliums Gestalt gewinnen zu lassen.
Sehr herzlichen Dank an Frau Astrid Utpatel-Hartwig, aus deren Büchern „Die Evangelische Frauenhilfe in der Mecklenburgischen Landeskirche“ (2012) und „Die Evangelische Frauenhilfe in der Pommerschen Kirche“ (2014) die meisten Fakten, Zusammenhänge und geschichtlichen Einordnungen entnommen werden konnten.
Veröffentlichungen
Im Frauenwerk der Nordkirche erhalten Sie die Chronik der Frauenarbeit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und der Pommerschen Evangelischen Kirche.
Bei Interesse wenden Sie sich bitte an folgendes Büro:
Frauenwerk der Nordkirche
Häktweg 4-6
18057 Rostock
Tel.: 0381 260 536 21
E-Mail: mecklenburg-vorpommern@frauenwerk.nordkirche.de