Liebe Leserinnen und Leser des Gemeindebriefes,

die Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen in diesem Jahr, so scheint es. Wir als Christ*innen und als Kirche erleben derzeit, dass wir bei allem Nachdenken über und Wirken für die Demokratie als wichtiger Partner gefragt sind, und erleben gleichzeitig durch die Veröffentlichung der ForuM Studie die schwerste Zeit, die Kirche seit dem Dritten Reich erlebt hat.
Vor Ihnen liegt der neue Gemeindebrief, der informiert. Aber er lädt auch ein zu tollen Angeboten für Kinder und Jugendliche, für Menschen, die singen wollen. Ein buntes Programm für die Monate März bis Mai ist in dieser Ausgabe zu finden.
Viel Freude beim Lesen, gute Erfahrungen bei den Erlebnissen in unseren Kirchengemeinden, gemeinsame Begegnungen und ganz viel Segen wünscht im Namen der Mitarbeitenden der Kirchenregion

Ihre Christina Jonassen

(Regionalpastorin)

 

ForuM-Studie und Konzeptarbeit

Am 25. Januar wurde eine umfassende unabhängige Aufarbeitungsstudie zum Thema Sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie veröffentlicht. Ihr Titel lautet ForuM-Studie. ForuM steht für „Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“. Deshalb möchten wir Sie bereits hier und heute darüber informieren. 


Die wichtigsten Hintergrundinformationen 
Bereits seit 2020 arbeitet ein Forschungsverbund unter der Beteiligung mehrerer Universitäten und Institute an der Studie. Sie besteht aus fünf Teilprojekten und einem verbindenden Metaprojekt. Auch betroffene Menschen bringen ihre Erfahrungen und Sichtweisen ein. 
Die ForuM-Studie wurde von der evangelischen Kirche mit ihren 20 Landeskirchen initiiert und ist auf drei Jahre angelegt. Die Kosten belaufen sich auf ca. 3,6 Millionen Euro. Sie umfasst einen Zeitraum von über 70 Jahren – von der Großeltern- über die Elterngeneration bis heute bzw. 2021. 

 

Zu den Inhalten der Studie 
Sexualisierte Gewalt ist weder ein alltägliches Thema noch ein alltägliches Geschehen. Wie wir heute wissen, kommt sie dennoch vor, in allen Konfessionen und gesellschaftlichen Bereichen. Täter*innen gehen heimlich vor und stellen die Gemeinschaft, besonders die betroffenen Menschen vor gravierende Herausforderungen. Wir müssen damit umgehen, dass es sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie gab und gibt. 
Die unabhängige Studie ForuM hat das Anliegen, eine neue systematische Grundlage für unsere institutionelle Aufarbeitung zu legen. Sie hilft, Zusammenhänge besser zu verstehen und Risiken zu minimieren. Vielleicht werden Sie dazu den Begriff „evangelische Spezifika“ hören. Dahinter steckt, dass jede Institution eigene, spezifische Risikofaktoren hat. Umgangssprachlich gesprochen: Es ist z. B. nicht „das Zölibat“ – sonst wäre ja sexualisierte Gewalt auch nicht in Familien präsent. Die besonderen Risikofaktoren einer Organisation sind zugleich Ansatzpunkte für die Veränderung von Strukturen, für passgenaue Prävention und verbesserte Intervention zum Schutz von betroffenen Menschen. Es geht auch um bessere Aufarbeitung und Begleitung betroffener Menschen. Dazu erwarten wir weitere Erkenntnisse durch die ForuM-Studie. 

 

Was die Kirche bereits tut 
In diese Richtung sind bereits Schritte unternommen. Das Thema ist nicht neu. 
Auf EKD-Ebene wird im Beteiligungsforum sexualisierte Gewalt (also zusammen mit Betroffenenvertreter*innen) derzeit an den folgenden Themen gearbeitet: - Die Einführung regionaler unabhängiger Aufarbeitungskommissionen als nächster Schritt der Aufarbeitung 
- Die Verbesserung und Vereinheitlichung von finanzieller Anerkennung für betroffene Personen 
- Die bessere Unterstützung betroffener Personen in kirchlichen Verfahren 
- Flächendeckende Umsetzung der Präventionsstandards der Gewaltschutzrichtlinie 
Die Nordkirche hat ein System der Prävention, Intervention, Aufarbeitung und Anerkennung aufgebaut. Es basiert auf dem Präventionsgesetz der Nordkirche von 2018. Dazu gehören die unabhängige Stabsstelle Prävention – Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt der Nordkirche ebenso wie Präventions- und Meldebeauftragte für jeden Kirchenkreis, für die landeskirchlichen Hauptbereiche und in den Diakonischen Werken. Bereits seit 2014 berät die beauftragte Ansprechstelle UNA Ratsuchende aus dem Bereich der Nordkirche kirchenunabhängig. Seit 2012 arbeitet eine Anerkennungskommission. 
Wie alle Landeskirchen hat die Nordkirche ihre Archive für die Forschenden geöffnet und ihnen für das Teilprojekt der ForuM-Studie, in dem Personal- und Disziplinarakten von Pastor:innen anonymisiert ausgewertet wurden, umfangreich und offen zugearbeitet. 

 

Was aus der Studie folgt 
Die Studie macht die Herausforderung, vor die uns alle sexualisierte Gewalt stellt, noch einmal deutlich. Sie hilft, den Blick auf evangelische Strukturen zu schärfen, die das Ausüben von sexualisierter Gewalt begünstigen können. Die Studie ist ein weiterer Impuls, dass jeder und jede von uns beherzt hinschauen und handeln muss, wo betroffene Menschen zu schützen sind. 
Beim Erscheinen von Zahlen und Fakten gilt auch: Wir sollten an die Menschen unter uns denken, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind oder waren. Es gilt in diesem Moment, ihr Leid anzuerkennen und mit Mitgefühl an sie zu denken. 
Um die vermutlich komplexen Ergebnisse der Studie zu würdigen, braucht es Zeit und gute Überlegung. Gefragt ist die gesamte evangelische Kirche, in Landeskirchen, Synoden genau wie Einrichtungen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der EKD aus Betroffenenvertreter*innen und kirchlichen Beauftragten. Ein Zielpunkt wird die EKD-Synode im November 2024 sein. 
In der Kirchenregion Neubrandenburg wird derzeit ein Schutzkonzept erarbeitet und in den kommenden Monaten durch die Kirchengemeinderäte beschlossen. Wir werden in der nächsten Ausgabe darüber berichten.

 

Wichtige Internetseiten mit weiteren Informationen:

www.kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

www.ekd.de/missbrauch

www.forum-studie.de

www.wendepunkt-ev.de/UNA

www.kirche-mv.de/praevenztion

 

Fallmeldungen:

Wer Hinweise auf sexualisierte Gewalt im kirchlichen Zusammenhang geben möchte, oder wer gefragt wird, wo dies möglich ist, wendet sich oder verweist bitte an den Präventionsbeauftragten im Kirchenkreis Mecklenburg

Der Beauftragte für Meldung und Prävention

Martin Fritz

Mobil: 0174-3267628,

martin.fritz@elkm.de,

www.kirche-mv.de/praevention

 

Ebenfalls unterstützt Sie gern

Anais Abraham in einem

Erstgespräch

Mobil: 0176-21385316,

ichtrauemich@abrahamcoaching.de

www.abraham-coaching.de