Die St.-Marien-Kirche zu Parchim

1200 bis 1300

Um 1200 bildeten sich überall in Mitteleuropa Städte als Handelszentren. Die Produktion war so gewachsen, dass in großem Maßstab Güter über den örtlichen aktuellen Bedarf hinaus gehandelt werden konnten.
Zusätzlich expandierten einerseits mit kriegerischer Gewalt, andererseits mit ihrer wachsenden wirtschaftlichen Stärke deutsche Herrschaften über die Elbe hinaus nach Osten in das slawisch besiedelte Gebiet, teilweise (zur Schande der Kirche) auch als „Kreuzzug“ motiviert.

Der Obodritenfürst Niklot (Reiterstandbild am Schweriner Schloss) war 1160 geschlagen worden. Nun deutscher Lehnsherr wurde sein Sohn Pribislav I (am 30.12.1178 in Bad Doberan begraben). Sowohl dessen Sohn Borwin I als auch dessen Enkel Heinrich Borwin II starben kurz hintereinander 1226 bzw. 1227. Die Herrscherfamilie war bereits in dieser Zeit durch Heiraten mit den Herrschaften in Norwegen, Dänemark, Braunschweig, Schottland, Thüringen/Henneberg u. a. in das Netz europäischer Herrscherfamilien eingebunden.

Heinrich Borwin II hatte Güstrow gegründet und kurz vor seinem Tod dem Handelsplatz Parchim 1226 das Stadtrecht verliehen. Zu dieser Stadt gehörte die vielleicht schon um 1200 erbaute „Parchimer Basilika“ als Vorgängerbau der St. Georgenkirche. Mauerreste dieser älteren Kirche sind noch gut im heutigen Bau zu erkennen.
Wegen der genannten Todesfälle kam es 1229 zu einer Landesteilung Mecklenburgs unter die 4 lebenden Nachfahren und zusätzlich den Schweriner Grafen. Dabei entstand die Herrschaft Parchim-Richenberg. Erbe für diesen Landesteil wurde Pribislav II. Da Pribislav II zu dieser Zeit noch nicht volljährig war, verwaltete sein größerer Bruder Johann I zunächst noch das Land mit.

Johann I hatte den Beinamen „der Theologe“. Er kümmerte sich von Anfang an besonders auch um kirchliche Belange. In einer Urkunde vom 4.6.1229 wird zum Beispiel geregelt, dass die damals bereits vorhandenen Kapellen in Damm, Klockow, Lancken und Möderitz durch den Pfarrer von St. Georgen mit beaufsichtigt werden. Eine Urkunde vom 20.9.1229 betrifft die Berufung eines Pfarrers Johannes auch für die Burgkapelle.
Nach seinem Wappen zu urteilen, war Pribislav II sehr von sich eingenommen, so als wolle er der Welt zeigen, dass er einer der Größten ist. Pribislav II wurde 1238 volljährig. Bereits 1238 gründete er Sternberg (nach Parchimer Recht), bald darauf neben der Stadt Parchim seine Neustadt mit planmäßigem Straßennetz und dem Bauplatz für die St. Marienkirche im Zentrum. Mit der Urkunde vom 15.5.1248 berief (oder bestätigte) er den Priester Johannes zum Dienst an der Burgkapelle und für die im Bau befindliche St. Marienkirche. Mit der Urkunde vom 20.9.1249 erhielt dieser Priester Johannes auch die Schulaufsicht über Alt- und Neustadt; dieses Schulaufsichtsamt blieb bis ins 20. Jahrhundert erhalten.

Holzaltersdaten von wiederverwendeten Balken im Dachstuhl über dem Altarraum der St. Marienkirche (1250; 1250±10) lassen die Schlussfolgerung zu, dass vielleicht bereits um etwa 1250 der Altarraum als eine Art Kapelle und erster nutzbarer Bauabschnitt der St. Marienkirche fertiggestellt war.

Pribislav II stritt sich mehrfach mit dem Schweriner Bischof über Gebiets- und Zinsrechte, z. B. über Rechte am Gebiet um Bützow. 1256 ließ der Schweriner Bischof seinerseits Pribislav II überfallen und in Bützow ins Gefängnis bringen. Seine Brüder erwirkten zwar die Freilassung; Pribislav II sollte aber selbst das Lösegeld aufbringen. Da er dazu nicht in der Lage war, musste er 1258 seine Herrschaft aufgeben.

Das Langhaus der St. Marienkirche war zu dieser Zeit gerade erst im Bau, die vier sehr schön gegliederten Säulen für die geplante „westfälische Halle“ noch längst nicht fertig. Mit dem Ausscheiden des Stadtgründers wurde 1258 die Gemeinde selbst zum „Bauherrn“. Seitdem konnte sie nur jeweils so viel bauen, wie sie dazu Mittel aufbringen konnte.
Urkunden von 1274, 1277, 1278 u. a. belegen Schenkungen für den weiteren Kirchbau. Offensichtlich wollten viele Bürger, dass die Kirche fertig gebaut werden sollte. Am 19.6.1278 fand dann die erste Kirchenweihe statt.
Wir nehmen an, dass das Langhaus um 1278 noch kein Gewölbe, sondern eine ebene Holzdecke besaß. Die Außenwände waren noch nicht so hoch wie heute, die Fenster entsprechend niedriger. Auch das Dach war wohl weitaus flacher, und der Turmbau war bestenfalls erst begonnen.

Eine wichtige Rolle spielte bereits im 13. Jahrhundert das hiesige Franziskanerkloster. Die Ordensregel der Fran-ziskaner in Oberitalien wurde 1233 bestätigt. Mit nahezu unvorstellbarer Geschwindigkeit breitete sich das Gedankengut der Franziskaner, das als eine Art kirchliche Reform- und Alternativbewegung zu verstehen ist, über ganz Europa aus. Das Parchimer Franziskaner-Kloster war bereits 1246 vorhanden und fand hier Zuspruch.
Beim Stadtbrand von 1289 wurde auch die „Parchimer Basilika“ zerstört. Sehr schnell wurde dort mit dem Bau der mehrfach größeren St. Georgenkirche begonnen, jetzt nach gotischer Baumode. Dass man sich dabei auch dort allerdings nach den vorhandenen finanziellen Mitteln strecken musste, belegen die gegenüber der St. Marienkirche weit einfacheren Säulenquerschnitte und die nur aus einfachen Ziegeln gemauerten Fensterrippen der hohen (nach der Nordseite hin) dreibahnigen Fenster. Und natürlich werden die Verantwortlichen der Neustadt neugierig auf das Baugeschehen geschaut haben und überlegt haben, was sie selbst vielleicht besser und schöner machen könnten.

1300 bis 1400

Ein beim Abwaschen älterer Farbschichten im Gewölbe des Altarraumes bruchstückhaft erkennbar gewordenes Spruchband belegt, dass unter Bischof Gotfried von Schwerin eine zweite Kirchenweihe stattfand. Bischof Gotfried amtierte 1292 - 1314; die zweite Kirchenweihe fand also spätestens 1314 statt. Es hat sich eingebürgert mit einem Weihedatum im Jahr 1314 zu rechnen. Für 2014 steht dazu das 700-Jahre-Jubiläum an.

Wir sehen noch heute, dass das Gewölbe im Langhaus sozusagen angestückt ist. Auf einem Foto von 1907/08 ist zu erkennen, dass auch an den Säulen eine nicht sehr ansehnliche Naht zwischen den Rippen der Säulen und des Gewölbes bestand. Diese Naht wurde 1908 durch die schwarzen Kapitellsteine kaschiert. Ein langer, an der Südwand heute fast durchgängiger Riss zwischen Gewölbe und Wand belegt zusätzlich, dass das Gewölbe lediglich nachträglich angesetzt ist und heute leider abreißt.

Vor dem Einbau des Gewölbes war es nötig, zunächst die Außenwand auf die neue, geplante Höhe zu bringen. Die Außenmauer musste außerdem für die neue und größere Belastung verstärkt werden. Das Hochmauern der Außenwand kann um etwa 1300 oder wenig später erfolgt sein, in einer Zeit, in der man sowohl noch romanischem als auch frühgotischen Formempfinden verpflichtet war. Romanisch mutet der urtümliche Rundbogenfries des oberen Mauerabschlusses an. Dieser Rundbogenfries ist neben dem „deutschen Band“ darüber die obere Kante einer außen vorgesetzten neuen, verstärkenden Mauer mit hohen frühgotischen Fenstern, im wohl bewussten Gegensatz zur St. Georgenkirche hier nicht drei- sondern generell vierbahnig und mit Rippen aus Formziegeln ausgeführt. Während in dieser Außenmauer alles wie aus einem Guss gemauert aussieht, sind die Fensterbahnen im Kircheninneren oben durch einen noch wenig gotisch anmutenden Rundbogen begrenzt und darüber durch eine glatte Wandpartie ausgeglichen. - Mit diesen Baumaßnahmen war offenbar zunächst die Finanzkraft der Gemeinde wieder einmal ausgeschöpft. Jedenfalls war zunächst nur ein vorläufiges Dach über dem Gewölbe möglich.

In der kirchlichen Praxis des 14. Jahrhunderts wurde bewusst und häufig mit der Angst um das Seelenheil und einen „guten Platz im Himmel“ gearbeitet (, obwohl man sich ja so etwas nicht kaufen kann). Jedenfalls belegen zahlreiche Urkunden aus der Zeit zwischen 1317 und 1400 ein florierendes „frommes Geschäft“. Um Geld ging es 1347 auch beim Streit zwischen Pfarrer Gerhard und den Franziskanern. Wenn beispielsweise Gemeindeglieder dorthin wegen des Heiligen Abendmahles gingen (und dort nichts dafür bezahlen mussten), fehlten schließlich der St. Marienkirche Einnahmen. Manche finanzielle Spende und Beleihung von Häusern war aber sicher auch durch Krankheitsnöte zu erklären. Schließlich grassierte die Pest.
Ein weiteres Merkmal der Zeit war das Versprechen der damaligen Kirche, sich durch Unterstützung oder Teil-nahme an den Kreuzzügen ins „heilige Land“ „gute Punkte für das Jenseits“ zu erwerben. Der Nachfolger von Johann I und Pribislav II, Heinrich I, erhielt wegen seiner Beteiligung an solchen Kriegs- bzw. Pilgerzügen den Beinamen „der Pilger“. In der Gründung und in den Namen von Bruderschaften des alten Parchim spiegelt sich etwas von diesen Kreuzzugsteilnahmen wieder: „Bruderschaft zum Heiligen Grabe“ (1309), „Gilde des Heiligen Geistes“ (1344), „Gilde der Heiligen drei Könige“ (1352), „Bruderschaft vom Heiligen Leichnam“ (1353).

Ein Merkmal des „frommen Geschäftes“ war die Stiftung von „Vikarien“. Das waren Dienstbereiche in der Kirche mit einem Altartisch, für den die Stifter die Anstellung eines Geistlichen finanzierten, der dann gegen Entgelt Litur-gien zelebrierte, oft waren das lateinische Seelenmessen. Für die damals 30 (!) Geistlichen der Stadt wurde 1345 die „Bruderschaft zum heiligen Gregor und heiligen Augustin“ gegründet. 1379 wird dieser Bruderschaft von 30 Geistlichen und zwei dienenden Laienbrüdern ein „beträchtliches Vermögen“ bestätigt, welches durch zwei Kämmerer verwaltet wurde.

Trotz des florierenden „frommen Geschäfts“ ging es nach 1314 im Verlauf des 14. Jahrhunderts mit Baumaßnahmen an unserer St. Marienkirche kaum voran. Möglicherweise erklärt sich das auch durch Pestepidemien und ihre Nöte. 1350 wurde die Bartholomäikapelle (heute Sitz der Landeskirchlichen Gemeinschaft) als Dank für das Erlöschen der Pest gestiftet. Die später bei uns im Nordquerschiff mit verbauten jüdischen Grabsteine mit Begräbnisdaten zwi-schen 1267 und 1346 bezeugen auf ihre Art, wie man damals den Juden Schuld an der Pest zuschob, sie vertrieb und ihren Friedhof schleifte. Die großen Steine dienten dann später mit als Baumaterial; ein besonders großer jüdischer Grabstein von 1344 wurde dabei über mehr als 500 Jahre zum „Fußabstreicher“ im Nordportal, bis der Stein dann 2001 dort herausgenommen wurde und in die Grabsteinsammlung des Museums eingegliedert wurde.

Einziger Sachzeuge für Anschaffungen aus der Zeit zwischen 1314 und 1400 ist unsere große bronzene Tauffünte von 1365.

1400 bis 1500

Um 1400 bzw. kurz nach 1400 begann eine Zeit intensiven Bauens an unserer St. Marienkirche. Holzaltersdaten belegen das Fällen von großen Eichen für das Kirchendach über dem Langhaus um 1396, 1398, 1398±10, 1399 (2 x), 1399±1, 1400 (4 x) und 1401. Der demnach heute ungefähr 600 Jahre alte große Dachstuhl über dem Kirchen-schiff wurde also erst ca. 85-95 Jahre nach dem Einbau des frühgotischen Gewölbes aufgesetzt.

Damit parallel ging die Aufmauerung und Ausgestaltung der beiden großen Dachgiebel, nach dem Neumarkt zu sind das die Blendgiebel-Verzierungen oberhalb des Daches des Altarraumes. Nach der Turmseite zu sind in den beiden Ecken des Giebels ebenfalls gotische Zierelemente erhalten. Möglicherweise wurden weitere Zierelemente vom erst danach höher gezogenen Kirchturm verdeckt.

Im Turm wurden in den unteren Fenstergruppen die kleineren, noch romanischen Doppel-Fenstergruppen zugesetzt und größere frühgotische Fenster darüber gesetzt. Erst relativ spät wurde dann der Turm auf die Höhe mindestens des Glockenstuhls gemauert. Der große wuchtige Glockenstuhl wurde für vier Glocken geplant. Die erste (heute nicht mehr erhaltene) Glocke darin wurde 1450 angeschafft. Spätestens zu dieser Zeit war der Turm hochgezogen und von innen durch ein ausgeprägt gotisches Stützmauerwerk verstärkt worden.

Das „fromme Geschäft“ florierte weiterhin. An unserer Kirche waren dabei an schließlich 14 (!) Altären so viele Geistliche bzw. Vikare tätig, dass sich 1422 von der oben genannten „Bruderschaft zum heiligen Gregor und heiligen Augustin“ speziell für die Geistlichen von St. Marien der „Kaland St. Marien Magdalenen“ ausgründete. Kaland nannte man eine Bruderschaft von vorwiegend Geistlichen mit karitativen Zielen, die sich regelmäßig trafen.

Manchen war vielleicht die Art der damaligen frommen Geschäftigkeit als nicht ganz richtig erschienen. So erregte es einiges Aufsehen, als die Witwe des letzten Fürsten von Werle, Mechthild, - die in Parchim auf dem Fürstenhof unterbracht war -, ausdrücklich festlegte, dass sie nicht auf einem der beiden „amtlichen“ Friedhöfe an den beiden Stadtkirchen, sondern auf dem Friedhof der Franziskaner beerdigt werden wollte. Ihr Begräbnis fand 1402 dort statt.
Irgendwann zwischen etwa 1400 und 1450 (?) erwarb man eine große geschnitzte Triumphkreuzgruppe, die tradi-tionell ihren Platz über den Altarstufen (beziehungsweise dem Lettner oder der „Chorschranke“) hatte. Heute steht dieses Kunstwerk (oder ein artgleiches) in unserem Turmraum.

Zu ähnlicher Zeit, angenommen wird zwischen 1420 und 1430, wurde mit dem Bau des Nordquerschiffes begonnen. Durch solche Querschiffe nach beiden Seiten des Langhauses wurde normalerweise ein kreuzförmiger Grundriss angestrebt. An unserer Kirche wurde mit dem nördlichen Querschiff begonnen. Für ein Querschiff nach Süden reichte dann das Geld offenbar nicht mehr; hier wurde lediglich ein neues gotisches Portal in die Wand eingesetzt. Im unteren Teil des Mauerwerkes wurden mehrere jüdische Grabsteine (des um 1350 geschleiften jüdischen Friedhofs) mit als Baumaterial verwendet.

Es mag sein, dass die Bauverantwortlichen der St. Marienkirche doch ihre Möglichkeiten überschätzt hatten. Jedenfalls wurde noch 1482 zu einer größeren Sammlung aufgerufen, um das Nordquerschiff fertig zu stellen. Das Querschiff wurde mit schönen vierbahnigen Fenstern und einem gotischen Sterngewölbe ausgestattet Zur Verzierung des Portals bezog man offensichtlich aus Wismar zwei schwarz glasierte Figurensteine, - eine Bischofsfigur und eine Madonna mit Kind -, wie sie dort auch in großer Stückzahl an der 1487 geweihten St. Nikolaikirche verwendet worden waren.
Bei der Betrachtung des Dachstuhls gewinnt man jedoch den starken Eindruck, dass gespart werden musste. Das betrifft die wenig sorgfältige Gewölbeausführung und die gegenüber dem soliden Dachstuhl über dem Hauptschiff sehr sparsame Zimmerung. Noch krasser wird dieser Eindruck, wenn wir die oberen beiden Giebeldreiecke des Querschiffs betrachten, bei denen offenbar die Formsteine für die Umrandung der Blendgiebelfelder auf halbem Wege ausgegangen waren und die Mittel wohl nicht ausreichten, weitere zu beschaffen.

Erst nach vielleicht 70-80 Jahren Bauzeit (1420/30 – 1490?) war die Bauetappe mit Nordquerschiff, Südportal, neuer Ausmalung des vergrößerten Kirchenraumes, Anschaffung der Triumphkreuzgruppe und Turmaufmauerung mindestens bis in die Höhe des großen Glockenstuhles und der Anschaffung der ersten der vier geplanten Kirchen-glocken vollendet.

1500 bis 1600

In der Größenordnung um die 20 Jahre nach Abschluss der eben beschriebenen Bauetappe folgten 1514 der Guss der beiden großen Kirchenglocken, - Nummer 2 und 3 des Geläutes -, ihre Anlieferung aus Lübeck und ihre Weihe bei der Ingebrauchnahme bei uns. Zu diesem Ereignis steht 2014 das 500-Jahre-Jubiläum bevor.

Die beiden großen Kirchenglocken wurden 1514 bei Heinrich (Heinrich van Kampen) von Lupke (Lübeck) gegossen. Die „große Glocke“, ca. 3000 kg schwer, zeigt neben einigen Flachreliefs die Inschrift: „Im Jahre 1514 um das Fest Johannis des Täufers durch Meister Heinrich von Lupke wurde dieses Werk vollendet“. Die fast ebenso große, etwa 2500 kg schwere „Apostelglocke“ enthält unter anderem die Inschrift: „Mich gebar die Mutter zu derselben Zeit, in der sie selbst geboren war“. Sie könnte also am Tag der Geburt Marias, - dem 8.9. -, oder auch am gleichen Tag wie die große Glocke gegossen worden sein.

Die beiden großen Glocken unserer St. Marienkirche gehören zu den ältesten und bedeutendsten Glocken Mecklenburgs. Wegen ihrer Bedeutung entgingen sie glücklicherweise sowohl im ersten als auch im zweiten Weltkrieg der Zwangsablieferung.

Wahrscheinlich ebenfalls wenig nach 1500 wurde der große Altar unserer Kirche hergestellt, allerdings für das Franziskanerkloster. Das Franziskanerkloster muss in den Jahren vor der Reformation so groß und bedeutend gewesen sein, dass es sich so einen großen Altar leisten konnte und auch Räumlichkeiten entsprechender Größe besaß.

Bisher hatte man nach kunsthistorischen Merkmalen als Zeitangabe „Lübeck um 1500“ gesagt. Nach neuen Überlegungen von J. Trinkert (Kiel 2008 und 2010) könnte der Altar auch bei einem Meister, der in Lübeck ausgebildet wurde, hergestellt worden sein; und nach der Schuhmode der geschnitzten und gemalten Figuren wäre nach ihrer Ansicht eher an eine Datierung um etwa 1520 als an 1500 zu denken.

In der Reformationsgeschichte der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts spielte Parchim eine wichtige Rolle, und zwar bereits deutlich vor der landesweiten Einführung der Reformation nach dem 1549 erfolgten Landtagsbeschluss an der Sagsdorfer Brücke. Bereits bald nach Luthers Thesenanschlag in Wittenberg (1517) setzte sich Rektor Caspar Lönnies ab 1526 für die neue lutherische Lehre ein; ab 1528 predigte er in diesem Sinne in der St. Georgen-kirche, bekam das allerdings zunächst wieder untersagt. Um Unruhen vorzubeugen, ordnete Herzog Heinrich V 1534 an, dass St. Georgen lutherisch werden durfte; als Ausgleich sollte die St. Marienkirche weiterhin katholisch bleiben. Schon 1535 ließ Herzog Heinrich V in Parchim eine erste evangelische Visitation durchführen.

Auf dem Parchimer Landtag empfahl Magnus III als Bischof von Schwerin und „evangelischer Administrator“ des Bistums Schwerin am 10.11.1538 seinem Vater Herzog Heinrich V die Ausarbeitung einer neuen Kirchenordnung. Mit dieser Ausarbeitung wurde Johann Riebling beauftragt. Diese in Parchim ausgearbeitete Kirchenordnung wurde nach der Überarbeitung durch Melanchthon zu einem der wesentlichen Muster für die Ordnungen der deutschen evangelischen Landeskirchen. 1540 wurde Johann Riebling als erster evangelischer Landessuperintendent be-rufen; Parchim wurde Sitz der evangelischen Generalsuperintendentur für Mecklenburg. 1542 folgte die Einrichtung einer protestantischen Schule.

Eine ganz wesentliche Rolle für die Anerkennung des neuen Gottesdienstverständnisses spielte die Kirchenmusik. Statt für lateinische Liturgien bezahlen zu müssen jetzt nach eingängigen Melodien in der eigenen deutschen Sprache im Gottesdienst mitsingen zu können, steckte an und begeisterte regelrecht. Deutlich für diese Aussage steht, dass das erste in Parchim gedruckte Buch, 1547 bei J. Löw gedruckt, ein Gesangbuch mit dem charakteristischen Untertitel „zur Ergänzung der Wittenberger Gesänge“ war.

Nach der landesweiten Einführung der Reformation wurde 1550 auch unsere St. Marienkirche lutherisch. Ent-sprechend dem neuen Gottesdienstverständnis gehörte nun die Predigt an zentrale Stelle. Die fromme Geschäftigkeit mit dem Dienst an den 14 Altären verschwand sehr schnell. Für die viele Kirchenbesucher begeisternde Kirchenmusik brauchte man personell und räumlich neue Regelungen. Es reifte der Plan einer eigenen Musikempore und der Anstellung eines Kantors, Chorleiters und Organisten. Von 1596 und 1599 ist die Gehaltszahlung an Kantor Nikolaus Wendelmann belegt.

Das Franziskanerkloster verlor in dieser Zeit sehr bald an Zulauf. 1550 löste es sich selbst auf; 1553 wurden Priestergewänder aus dem Bestand des Klosters an die beiden Kirchen verteilt. Der große, damals noch fast neue Altar aus dem Franziskanerkloster wurde in unsere St. Marienkirche umgesetzt.

Mit der Reformation veränderte sich grundsätzlich die Verwaltungssituation aller Kirchenvermögen. Die Landesherren wurden neue oberste Verwalter. Aus dieser Regelung wird leicht verständlich, dass die Landesherren nicht nur aus Glaubensgründen handelten; sie hatten auch handfeste ökonomische Interessen. Es war vertraglich geregelt, dass der Landesherr einerseits das Kirchenvermögen mit verwaltete und andererseits für die Erhaltung der Kirchengebäu-de zuständig wurde. Dieser „Patronatsvertrag“ gilt noch heute.

Merkwürdig spät, 1563, erst 14 Jahre nach der landesweiten Einführung der Reformation, fand in Parchim eine gründliche Visitation und finanzielle Bestandsaufnahme statt. Das ausführliche Protokoll berichtet unter anderem zu den früheren Stiftern der Vikarien in unserer St. Marienkirche, von den 14 ehemaligen Altären und ihren finanziel- len Hintergründen. So wurden einige Vikarien früher aus Zinseinnahmen aus Dörfern finanziert, die zum Verwal-tungsgebiet der nach wie vor katholischen Herzogin von Lübz gehörten. Die Herzogin hielt die Zinszahlungen, die eigentlich bestimmungsgemäß unserer Kirche zustanden mit der Bemerkung zurück: „Wenn der Pastor in der Neustadt wieder (wie das auch der ursprünglichen Stiftung entspricht) Seelenmessen liest, dann kann er auch sein Geld bekommen!“ Da man aber diese Art des „frommen Geschäftes“ gerade eben abgeschafft hatte, konnte es nun auch diesen Teil des Einkommens unserer Gemeinde nicht mehr geben.

Wahrscheinlich hat das aber die Gemeinde in der allgemeinen Begeisterung nicht sonderlich bedrückt. Man strömte förmlich zur Kirche und zu den neuen Gottesdiensten, in denen nicht mehr wie früher in so starkem Maße mit der „Angst um einen guten Platz im Himmel“ gearbeitet wurde. Man wollte so viel mehr von der „neuen Lehre“ hören, dass man, wie ebenfalls im Protokoll von 1563 nachzulesen ist, sogar noch um einen dritten Prediger und zusätzliche Gottesdienstzeiten bat.

Von 1595 ist die Schenkung eines ehemals vorhandenen kunstvollen Gitterzaunes um die Tauffünte belegt.
So, als hätten sich alle bösen Mächte gegen die Ausbreitung der neuen lutherischen Lehre verschworen, gab es im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts große Probleme durch das erneute Grassieren der Pest in den Jahren 1565, 1583 und dann gleich wieder 1604. Auch das folgende 17. Jahrhundert war weitgehend durch Pest-, Stadtbrand- und Kriegsnöte charakterisiert. In deren Gefolge machte sich notgedrungen auch mancher Aberglaube breit, von dem zum Beispiel die „Pestschabesteine“ an unseren Kirchenmauern zeugen. Wenn scheinbar gar nichts mehr hilft, klammert man sich schließlich auch an die Hoffnung, dass Speisen und Getränken beigemischtes Ziegelmehl von Kirchenmauern Heilung und Hilfe bringen könnte.

1600 bis 1700

Von 1601 stammt die prächtige Schnitzkanzel der St. Marienkirche, wahrscheinlich wurde sie in der Werkstatt von Tönnies Evers in Lübeck hergestellt. Dieses sehr aufwändige und entsprechend teure Kunstwerk muss gegen Ende des 16. Jahrhunderts in der großen Lübecker Werkstatt bestellt worden sein. Wegen des sehr ähnlichen Kunststils gilt allgemein die Annahme, dass auch die Seitenflügel unserer Orgelempore dem gleichen Datum zuzuordnen sind. Manchmal liest man auch, dass die Jahreszahl 1601 für Kanzel, Musikempore und Orgel insgesamt gelten soll. Eine dermaßen umfangreiche Bestellung war bei unserer Gemeindesituation sehr unwahrscheinlich. Es gibt aber bisher noch keinen exakten Beleg, obwohl sich vielleicht Daten zur Bestellung und Bezahlung in den noch vorhandenen Jahresfinanzberichten finden lassen könnten.

Wir können zunächst davon ausgehen, dass nach dem Kunststil die Seitenflügel der Orgelempore mit 1600±10 datiert werden können. Wir hatten oben erwähnt, dass es Gehaltbelege von 1595 und 1599 für Kantor Nikolaus Wendelmann gibt. Ob dieser Kantor auf der Musikempore auch schon vielleicht eine kleine Orgel stehen hatte, ist nicht bekannt.
Der eigentliche Orgelprospekt spricht wegen seines abweichenden Kunststils für eine jüngere Kunstepoche; die mehr geschwungenen Aufbauten weisen schon auf die Barockzeit hin. Nach der jüngeren Zeit hin gibt es eine Al-tersgrenze durch die Bemerkung des Chronisten Cordesius von 1670:
„Der Predigtstuhl und die Orgel samt dem Chor ist Anno 1601 gar künstlich aus der Kirchen Intraden gebauet, doch haben die Bürger reichlich dazu gesteuret und den Orgelbauer und Tischler dabey gespeyset. Wie sind heute die Leute so sehr aus der Art geschlagen! …, heute sind die Beutel mit eisernen Ketten verriegelt.“

Diese mahnende Erinnerung an frühere Spendenfreudigkeit kann natürlich kein echtes Datum ersetzen. Die kurze Bemerkung macht aber sehr wahrscheinlich, dass unser Orgelprospekt deutlich vor 1670 zu datieren ist. Zwischen 1600±10 und deutlich vor 1670 lag die Zeit des 30-jährigen Krieges und weiterer extremer Problem- und Notzeiten. 1612 gab es einen großen Stadtbrand, 1626/27, 1633-38 und 1639 wütete die Pest, 1631 grassierte die Ruhr und während des 30-jährigen Krieges gab es zwischen 1618 und 1648 insgesamt 30 Zeiten von Besetzung und extremer Ausbeutung der Stadt durch die Kriegsheere und -horden der verschiedenen Parteien.

All das hatte zur Folge, dass die Einwohnerzahl der Stadt Parchim insgesamt von etwa 5000 am Anfang des Krieges auf am Ende dieser extremen Notzeit nur noch 1300 zurückgegangen war. Die Stadt war nahezu vollständig ausgeblutet. Trotz der Not gab es zwar noch 1635 eine Sammlung von 155 Gulden und 2 Schillingen für dringende Baureparaturen an der St. Marienkirche, aber es war wohl kaum denkbar, in dieser Zeit die Bestellung für den großen und teuren Orgelprospekt aus-zulösen. Von 1641-1650 musste sogar die 1. Pfarrstelle unbesetzt bleiben.
Das führt zu der Annahme, dass unmittelbar nach dem Ende des Krieges (1648) Gemeindeglieder den Mut gefasst haben müssen, so einen teuren Auftrag auszulösen. Vielleicht waren beispielsweise die ansässigen Schuster und Tuchmacher der Neustadt überzeugt, dass es nun endlich wieder aufwärts gehen müsse. Jedenfalls spricht all das dafür, dass unser großer Orgelprospekt in den Jahren um etwa 1650 hergestellt und geliefert sein kann. Ein ähnliches Werk gab es in der Lübecker St. Petrikirche, wo es allerdings im zweiten Weltkrieg mit verbrannt ist.

Aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gibt es keine größeren Baumaßnahmen oder neue Kunstwerke in unse-er St. Marienkirche. Diese Zeit war durch häufige weitere Kriegsbelastungen (1658-60, 1663, 1675, 1679-80, 1684-88) charakterisiert. Die Einwohnerzahl und damit auch die Gemeindegliederzahl blieb weiterhin unter der Zahl von 2000 für ganz Parchim. Das ließ nicht viel an Bautätigkeit zu.

1700 bis 1800

Auch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts litten unsere Stadt und unsere Gemeinde unter schweren Belastungen durch Kriegsabgaben (1711-12, 1715, 1733, 1742 und im siebenjährigen Krieg 1756-1763).

Eine wichtige Rolle im Gemeindeleben spielte in seiner Amtszeit von 1743-1765 Pastor Engel. Sein großer Grabstein, der heute an der Wand des Turmraumes steht, bezeugt noch heute die ihm gebührende Wertschätzung. In seine Amtszeit fällt 1751 die Anschaffung der nunmehr vierten Glocke, der jetzt nicht mehr vorhandenen „Wächterglocke“, außerdem die Orgelreparatur durch den Orgelbaumeister Paul Schmidt (1749-1752) und 1764 die Anschaffung einer Wetterfahne für unseren Kirchturm.

1791/93 wurde ein Blitzableiter installiert. 1792 gab es einen ersten Sakristeianbau an die Kirche.

1800 bis 1900

Im Jahre 1800 wurde der spätere Generalfeldmarschall Graf Helmut Moltke geboren und am 26.10.1800 in unserer St. Marienkirche getauft.

1808 wurde der Beschluss gefasst, die beiden Friedhöfe rund um die Stadtkirche aufzugeben; die Auflösung des Friedhofes war 1821/22 abgeschlossen. Der Kirchplatz wurde mit Linden bepflanzt.

Beim Rückzug der geschlagenen Armeen Napoleons wurden 1813 kriegsgefangene Sachsen und Franzosen in den beiden Stadtkirchen untergebracht. Im Gefolge dieser Einquartierung waren Schäden an der Orgel entstanden. Die Reparatur dieser Schäden wurde lange Zeit angemahnt; schließlich wies der Großherzog als oberster Kirchenpatron an, dass die Kirchgemeinde die notwendigen Finanzen leihen solle. 1818 erfolgte dann endlich die Reparatur, bezie-hungsweise der Teilneubau mit den nur sparsam verfügbaren Mitteln durch die Firma FRIESE I.

Eine für unsere St. Marienkirche besonders bemerkenswerte Pfarrerpersönlichkeit war von 1845-1873 Pastor Koch.
Als Hobbymaler hinterließ er uns das große Lutherbild und weitere zwei Bilder, die hinter dem Altar aufgehängt sind. Er legte außerdem das bemerkenswerte Predella-Bild unseres Altars wieder frei. Zu den Bildern der Einhornjagd auf der Passionsseite des Altars schrieb er eine bemerkenswerte Abhandlung.
Auf dem Lutherbild ist links oben im Hintergrund die Wartburg bei Eisenach als Stätte der Bibelübersetzung zu sehen, unten rechts unsere St. Marienkirche. Neben Luther ist als eine Art Wappenbild ein Schwan dargestellt. Er ist ein Symbolbild dafür, dass Reformation in der Kirche keine Eintagsfliege ist und sein soll. Bezugspunkt ist der Name des böhmischen Reformators Jan Hus. Auf deutsch heißt das tschechische Wort „Hus“ Gans. Jan Hus soll 100 Jahre vor Luthers Thesenanschlag auf dem Scheiterhaufen in Konstanz gesagt haben: „Ihr könnt zwar eine Gans verbrennen, aber ein Schwan wird auferstehen!“ Damit ist zum Ausdruck gebracht, dass sich die Entwicklung der Reformation nicht aufhalten lassen wird. Das Bild des aufstehenden Schwans wurde zu einem Symbolbild Luthers und der lutherischen Kirche.

1849 wurde in unserer St. Marien-Kirchgemeinde das 600-Jahre-Jubiläums des (möglichen) Baubeginns unserer Kirche gefeiert.
Am 16.7.1857 gab es einen Blitzeinschlags-Schaden an Kirchturm und Glockenstuhl, der dann am 21.9.1857 wieder behoben war. Die Jahreszahl wurde zur Erinnerung in die Wetterfahne eingestanzt.
1862 stiftete Anna von Hessen-Darmstadt, die zweite Gemahlin von Großherzog Friedrich Franz II, unseren Kron-leuchter.
1864 wurde in der Amtszeit von Pastor Koch ein Sakristeianbau an die Südostseite des Altarraumes außen ange-baut. Von dieser Sakristei führte eine Tür in den Altarraum, der nach einer alten Fotographie damals noch zwei-jochig aufgebaut war. 1869 wurden Baureparaturen am Gewölbe des Chorraumes notwendig, zur Stütze des Mauer-werkes wurden in diesem Zusammenhang schräg stehende Strebepfeiler angesetzt. Außerdem wurde das fünfbah-nige Stabwerk des großen Ostfensters hinter dem Altar erneuert.

Pastor Wilhelmi (Amtszeit 1884-1887) erteilte als einer der Nachfolger den Auftrag zu einer gründlichen Renovierung der Kanzel. Wir verdanken dieser 1885/86 ausgeführten Renovierung die heutige natürliche Holzfarbe und Schriftfassung. Dabei hatte es Pastor Wilhelmi versäumt, diesen relativ großen Auftrag, wie eigentlich vorgeschrieben, beim Oberkirchenrat genehmigen zu lassen. Er wollte die Kosten aus dem Kollektenaufkommen abdecken. Bei seinem relativ frühen Ausscheiden aus dem Dienst unserer Gemeinde, hinterließ er diese Unstimmigkeit seinem Nachfolger.

Dieser Nachfolger war von 1887-1897 Pastor Dr. Martin Theodor Behm, der spätere erste Landesbischof der einige Jahre nach dem 1. Weltkrieg gegründeten Mecklenburger Landeskirche. In seine Amtszeit fällt in unserer Kirche der bescheidene Orgelneubau, - natürlich im alten kunstvollen Gehäuse -, durch die Firma FRIESE III (1887-1890).
Außer dem Heizofen rechts neben den Altarstufen und dem Schornstein, den man heute noch auf dem Dachboden am Ostgiebel des Langhauses sehen kann, ließ die Kirchgemeinde in der Amtszeit von Pastor Behm 1890 einen zweiten Schornstein im Nordquerschiff für zwei große eiserne Öfen einbauen, die an der Nordwand des Querschiffes standen.

1900 bis 2000

Das 20. Jahrhundert ist charakterisiert durch einen relativen Wohlstand in der Gründerzeit seit 1871 und zu Anfang des Jahrhunderts, durch den 1. Weltkrieg 1915-18, durch die gesellschaftlichen Umbrüche nach dem 1. Weltkrieg, die von der Kaiserzeit zur Weimarer Republik führten, durch die Geldentwertung in der Inflation 1923, durch die Zeit des totalitären Staatsregimes des Nationalsozialismus ab 1933, den 2. Weltkrieg 1939-45, die Notzeiten nach beiden Weltkriegen, ab 1949 durch das totalitäre Staatsregime der DDR mit seinem kämpferischen Atheismus als Staatsdoktrin und schließlich durch die politische Wende 1989. Alle diese Teil-Epochen haben mehr oder weniger ihre Spuren auch in unserer Kirche und Gemeinde hinterlassen.

Die Aufbauphase zu Anfang des Jahrhunderts, den ersten Weltkrieg, die Notzeit danach und die Inflation und schließlich den größten Teil der Weimarer Republik begleitete in unserer Gemeinde Pastor Gustav Hübbe; seine Dienstzeit in unserer Gemeinde lag zwischen dem 1.5.1902 und seinem Tod am 20.8.1931.

Pastor Hübbe hatte seit 1897 die zweite Pfarrstelle in der St. Georgenkirche inne, und erlebte dort 1897/98 die große Generalsanierung. Von seinem Dienstantritt in der St. Mariengemeinde an setzte er sich für eine Generalsanierung auch der St. Marienkirche ein. Am 18.10.1903 und am 16.10.1904 fanden größere Kirchenkonzerte statt, die zur Finanzierung der notwendigen Bauarbeiten beitragen sollten. Spenden aus der Gemeinde folgten. 1904 erarbeitete Distriktsbaumeister Wachenhusen ein Gesamtprojekt, im Herbst 1906 wurde der Kostenvoranschlag durch das großherzogliche Finanzministerium genehmigt. Dabei wurden etwa 30 000 Mark an Eigenmitteln gefordert, vorhanden waren zunächst bis dahin nur etwa 13 000 Mark. Den Baubeginn ermöglichte dann ein durch Bürgermeister Capobus erwirktes günstiges Darlehensangebot von 10 000 Mark seitens der städtischen Sparkasse. Am 09.06.1907 fand in der St. Marienkirche der letzte Gottesdienst vor der Renovierung statt, am 27.09.1908 die feierliche Wieder-weihe, an welche die 1909 angefertigte Gedenktafel erinnert.

Sehr vieles, was heute dem Besucher unserer Kirche ins Auge fällt, stammt aus der Zeit der Generalsanierung von 1907/08:

die schönen, gut gearbeiteten und bequemen Kirchenbänke
die Fußbodenplatten
die aus dem Fußboden genommenen und an die Wände gestellten Grabtafeln
die Fußbereiche und die schwarzen Kapitellsteine der großen Säulen
der völlig neu aufgemauerte Altarraum mit neuem Fensterzuschnitt und Gewölbe; dabei wurden die äußeren Stützpfeiler wieder entfernt, ebenso der Sakristeianbau von 1864
das bis dahin hinter dem Altar befindliche große fünfbahnige Fenster wurde durch die heutige Dreifenster-gruppe ersetzt
die den Altarraum nach hinten begrenzende Wand
Gitter in der Kirche und außen die Treppe zum ehemaligen Heizungsraum als Bestandteile der ehemaligen Heizung, die nie richtig funktioniert hatte
die bunten Fensterverglasungen im Altarraum und Reste des ehemaligen „Moltke-Fensters“
die Stützwand im Turmraum, die für eine wesentlich größere Orgel nötig wurde; die hintere Wand des Langhauses wurde dabei ausgebrochen und der historische Orgelprospekt vom abgeklemmten Brustwerk gerückt
die gesamte Ausmalung
die heute zur elektrischen Beleuchtung umgearbeitete ehemalige Gasbeleuchtung.

Die beeindruckende Ausmalung unter der Regie des Parchimer Kunstmalers Willi Schomann brachte diesem seinerzeit viel Anerkennung und Folgeaufträge ein; leider fand seine Karriere dann durch seinen Tod als Soldat im ersten Weltkrieg ein jähes Ende. Wir finden seinen Namen mit auf der 1922 durch Prof. Wandschneider gestalteten Ehrentafel für die 112 Kriegsgefallenen aus unserer Gemeinde.

1910 erschien der erste Gemeindebrief in unserer Kirchgemeinde.
1913 fand eine Sammlung für eine Kirchturmuhr statt. Das heute noch funktionstüchtige Uhrwerk wurde zwar noch geliefert, das Anbringen einer Kirchturmuhr entfiel aber im ersten Weltkrieg und wurde auch später nicht weiter verfolgt. Das Uhrwerk wurde dann lediglich als Schlagwerk für die Stundenanzeige genutzt. Aktuell wird über eine Instandsetzung nachgedacht.

1928 wurde mit einem Gemeindefest die 650. Wiederkehr der ersten Kirchenweihe von 1278 gefeiert. Kurz vor dem Tod von Pastor Hübbe gab es im Juli 1931 ein bemerkenswertes Gemeindefest mit am Nachmittag etwa 500 Teilnehmenden in der ehemaligen Brunnengaststätte am Sonnenberg.

Ein besonderes Verdienst von Pastor Hübbe sind seine verschiedenen und wichtigen Aufzeichnungen, einerseits aus der Bauzeit von 1903-08, andererseits seine Festschrift zum Kirchweihjubiläum 1928, außerdem weitere Aufzeichnungen in der Chronik.

Kurz vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten trat 1932 Probst Johannes Güsmer seinen Dienst in unserer Kirchgemeinde an. Bei einer der Wahlen im Vorfeld der endgültigen „Machtergreifung“ der Nazipartei freute man sich noch, dass in der St. Marien-Kirchengemeinde bei der seinerzeitigen Kirchgemeinderatswahl keine politischen Parteien gewählt worden waren. Es war damals eine Methode der Nazis, durch gezielte Wahlbeteiligung andersartige Gremien sozusagen von innen heraus zu durchsetzen und möglichst zu ersetzen. – Probst Güsmer schrieb bereits am 20.6.1933 in seinem Gemeindebericht für das Jahr 1932:
„Es ist freilich die Befürchtung nicht von der Hand zu weisen, dass der gegenwärtige Staat zum totalen Staat wer-den möchte und dass er die Botschaft der Kirche vielleicht nur insoweit gelten lässt, als sie de Staate genehm ist und nützlich erscheint, während für das echte Evangelium kein Raum mehr bleibt.“
Das erwies sich nur allzu wahr, als zum Beispiel der Nazistaat sehr bald keine eigenständige kirchliche Jugendarbeit mehr zuließ.
Schließlich beendete das nationalsozialistische Regime sich selbst nach nur 12 Jahren mit dem 2. Weltkrieg. Unsere Kirchgemeinde beklagte 91 Gefallene.

Im Februar 1945 war unsere Kirche noch kurz vor Kriegsende zum Stofflager degradiert worden. Die Verantwortlichen dafür vermuteten die Kirche als relativ sichere Tarnung. Gottesdienste fanden in dieser Zeit im Turmraum statt, wobei die Gefallenen-Ehrentafel eine Art Notaltar war.

Aufregung gab es bei der verdienstvollen Aktion von Bürgermeister Prestien und Major Uiberacker nach der Ver-handlung mit der bereits am Sonnenberg stehenden sowjetischen Armee zur kampflosen Übergabe der Stadt. Es stand das Ultimatum, am 3. Mai 1945 binnen einer halben Stunde vor allem von den hohen Kirchtürmen weiße Fahnen zu hissen, andernfalls würde die Stadt zerstört. Als Pastor Güsmer dabei noch atemlos vom Glockenturm herunter schaute, standen bereits die russischen Panzer auf dem Kirchplatz.

Ab Pfingsten 1945 gab es dann wieder Gottesdienst in der St. Marienkirche. – Die Gemeinde hatte sich verändert. Es fehlten die Kriegsgefallenen. Hinzugekommen waren zahlreiche Umsiedler.

Gegen Ende der Dienstzeit von Probst Güsmer war es deutlich geworden, dass nun nach der kirchenfeindlichen Politik der Nazizeit der atheistische Staat DDR den Einfluss der Kirche immer konsequenter bekämpfte. Allem voran standen Bemühungen, die Jugend der Kirche zu entfremden. Vom Dezember 1963 ist eine Arbeit von Probst Güsmer mit dem Titel „Die christliche Botschaft in einer nichtchristlichen Welt“ erhalten. Darin heißt es:
„Die Verkündigung der christlichen Botschaft in einer nichtchristlichen Welt ist zu allen Zeiten Aufgabe der christlichen Kirche. Unser Thema hätte also bereits im Jahre 50 nach Christus formuliert werden können; und auch im Jahre 2000 wird es darum gehen, das ewige Evangelium von Christus in einer gottfernen, gottverschlossenen, gottfeindlichen Welt zu verkünden.“
Probst Güsmer ging am 1.10.1965 in den Ruhestand.

Nachfolger wurde ab 1.1.1966 Pastor Bull, leider nur bis November 1970. Er bemühte sich vergeblich um die Genehmigung zu einem Haus auf kircheneigenem Grund für die kirchliche Betreuung der wachsenden Weststadt von Parchim.

Die bewusste Entfremdung der Jugend von der Kirche trug ihre Früchte auch in zunehmendem Vandalismus. Mehrere große Kirchenfenster wurden durch Steinwurf zerstört. Einige konnten im März-April 1967 teilweise neu verglast und durch Drahtgitter geschützt werden.

Im Frühjahr 1970 genehmigte die Landessynode für die zahlenmäßig durch den Bau der Weststadt stark gewachsene St. Marienkirchengemeinde die Errichtung einer zweiten Pfarrstelle. Allgemein zeigte sich beim Bauzustand unserer Kirche immer deutlicher, dass vor allem größere Dachreparaturen unausweichlich wurden.

Am 25.7.1971 wurden als neuer erster Pfarrer Pastor Wienandt und als zweiter Pfarrer Pastor Kuessner in ihr Amt in unserer Gemeinde eingeführt, gleichzeitig J. Anders als Gemeindediakon. Neben den Arbeiten und Problemen in der Gemeinde warteten zunehmend größer werdende Bauaufgaben an unserer St. Marienkirche auf sie. Das Hauptdach, außerdem in starkem Maße auch das Dach des Turmes und erneut mehrere Fenster waren so schadhaft, dass bei Regenwetter nur noch im Altarrraum trockener Platz für den Gottesdienst zu finden war.

Es gehörte zur Grundeinstellung des sozialistischen Staates, - auch entgegen zu Bemühungen der Denkmalspflege -, Kirchen lieber einfallen zu lassen als zu sanieren. Abhilfe kam 1975 mit der Einordnung unserer St. Marienkirche in das Sonderbauprogramm der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Bereits 1975 konnten die zerstörten Fenster und das Turmdach gesichert werden. 1976 begann die bauliche Sanierung des Kirchturms. Das riesige Holzgerüst um Turm und Kirche war ein für alle sichtbares Zeichen, dass es mit der Kirche vorangeht. Beim Dachdecken ab 1977 waren sehr viele freiwillige Helfer beteiligt. Ab 1978 begann auch der Innenausbau mit dem Einbau der Winterkirche, des Gemeinderaums und der Funktionsräume; diese Arbeiten wurden 1981 abgeschlossen. Während der Bauarbeiten wurde vom 21.-28.06.1978 das 700-Jahre-Jubläum der ersten Kirchenweihe gefeiert.

„Westgeld“ hatte im Sonderbauprogramm die Genehmigung der Sanierung bewirkt. Hinzu kamen viele Spenden, z. B. 10.000 Mark von Frau Cläre Naraschewski für die schöne Doppelverglasung des Ostfensters der Winterkirche, 15.000 Mark von Frau Gerde Brügmann für das Orgelpositiv der Winterkirche, Polsterstühle für die Winterkirche vom Diakonischen Werk Stuttgart u. a. Von dort her wurde auch die elektrische Glockenläuteanlage finanziert. Den edlen Natursteinfußboden verdanken wir einer zu Bruch gegangenen Ladung der Deutschen Seerederei. Für das genehmigten stärkeren Stromkabel wurde in Eigenleistung ein Graben vom Mönchhof über den Neuen Markt geschaufelt.

Eine wichtige Rolle spielte unsere St. Marienkirche bei der politischen Wende von 1989. Am 4.10.1989 trafen sich 30 Personen in der Wohnstube der Familie v. Rechenberg; sie beschlossen die Gründung der „Interessengemeinschaft Umgestaltung“. Am 11.10.89 waren es bereits 50 Personen, die im Jugendraum weiter diskutierten. Zur Versammlung am 18.10.89 entstand das „Hoffnungslied“ von Kantor Manfred Helmuth und das „Lied zur Wende“ von Herbert Schell für die 200 Gäste in der St. Marienkirche.
Am 25.10.89 fanden die Tausende schließlich nur noch in beiden Kirchen Parchims Platz. Pastor Kuessner rief zur ersten großen Demonstration für den 26.10.89 auf. Die zweite große Demonstration fand am 1.11.89 statt, wieder nach dem Beginn mit einem Friedensgebet in der St. Marienkirche. Die sehr große Demonstration am 4.11.89 begann dann vor der St. Georgenkirche.

Bereits ab 1986 hatte Wolfgang v. Rechenberg jeweils zu Ostern Treffen mit Jugendgruppen aus Joure/Niederlande organisieren können. Nach der Wende entwickelten sich daraus Fahrradfreizeiten durch Friesland und regelmäßige Treffen in Parchim und den Niederlanden.

2000 bis heute

2001 wurden im Hintergebäude des Pfarrhauses Mühlenstr. 40 schöne, neu gestaltete Räume für die Kinder- und Jugendarbeit eingeweiht.

Seit 2002 organisieren die Stadtverwaltung und unsere St. Marienkirchgemeinde gemeinsam mit zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den "Parchimer Adventsmarkt", in jedem Jahr am Wochenende des 2. Advent. Die gelungene Kombination von Markt, stündlichen Musikprogrammen und den anspruchsvollen Ausstellungen
   2002: "Weihnachtskrippen" 
   2003: "Engel"
   2004: "Sterne"
   2005: "Adventskalender"
   2006: „Das Weihnachtslicht“
   2007: "Weihnachtsbriefmarken"
   2008: "Weihnachtsbilder"
   2009: "Hirten und Könige"
   2010: "Weihnachtsfenster - Blick auf Weihnachten"
   2011: "Weihnachtskrippen - international"
   2012: "Weihnachtslieder und -figuren zur Weihnachtsgeschichte von Irla Wulf"
   2013: "Lichter, Leuchter und Laternen mit Motiven der Weihnachtsgeschichte"
   2014: "Advent - Wegzur Krippe"
   2015: "Adventsfreude - Adventsgestecke"
   2016: "Weihnachtskrippen aus der internationalen Sammlung von Helga Zimmermann (Mestlin) und der Goethe-Grundschule Parchim"
   2017: "Luthers Lied: 'Vom Himmel hoch da komm ich her' - Engel aus Parchim und Umgebung"
   2019: "Die Hirten, Schafe, der gute Hirte"
   2018: "Der weite Weg"
   2020: -
   2021: -
   2022: "Weihnachtszeit - Wünschezeit. Kinderwünsche an die Welt, gestaltet von Kindern in und um Parchim"
in der Kirche zieht seither immer viele Besucher an.

Vom 14.-19.06.2003 feierten wir das 725-Jahre-Jubiläum der ersten Kirchenweihe. Zu diesem Anlass spendete Herr Zierke ein Bausystem von 10 großen Ausstellungstafeln, die seither in regem Gebrauch sind. Anlässlich dieses Jubiläums wurde eine Sammelaktion für die nach 100 Jahren notwendige Neuausmalung gestartet.

Ab 2005 starteten wir mit der Organisation eines regelmäßigen Sommermusikprogramms.

2006 wurde an Balkenauflagen des Daches über dem Altarraum Hausschwamm-Befall festgestellt.

Eine gründliche Begutachtung zeigte dann 2007 zahlreiche Schäden auch am Balkenwerk des Hauptdaches; das Gutachten dazu wurde im Frühjahr 2008 vorgelegt. Vorbereitend hatte im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme eine „1€-Gruppe“ von September 2007 bis März 2008 eine gründliche Säuberung des Gewölbebodens vorgenommen; in diesem Zusammenhang entstand der feste Laufsteg, der nun eine gefahrlose Besichtigung des historischen Dach-bodens ermöglicht. Zur Absicherung notwendiger Spendenwerbungen wurde am 26.8.2007 der seither aktive „Bauförderverein St. Marien Parchim e. V.“ gegründet. Mit Unterstützung durch Lehrkräfte und Schüler der Kreismusikschule Parchim-Lübz organisiert der Bauförderverein seit März 2008 monatlich ein Kirchen-Café zugunsten der Bauaufgaben.

Im September 2008 organisierte der Bauförderverein eine Festwoche zur Erinnerung an die Aktivitäten der Generalsanierung von 1907/08 und an die Wiederweihe nach diesen Arbeiten.

Eine große Ausstellung gemeinsam mit dem städtischen Museum war dem Maler Willi Schomann gewidmet. 2009 erinnerten eine viel beachtete Ausstellung und mehrere gut besuchte Veranstaltungen an das 20-Jahre-Jubiläum der „Wende 1989“.

Im Frühjahr 2010 erfolgte die Aufnahme des Ensembles der beiden großen Backsteinkirchen Parchims in die Liste der „Baudenkmäler von nationaler Bedeutung“. Das ist die Voraussetzung für die Bereitstellung erheblicher Bundesmittel für die Sanierungsbauaufgaben der Folgejahre, immer unter der Bedingung, dass es den vorgeschriebenen Anteil an Eigenmitteln gibt. Für die Kirchgemeinde und den Bauförderverein ist das eine große Herausforderung. Damit verbunden werden für den Zeitraum 2010-2016 Bundesmittel für Sanierungsbauarbeiten zugesagt, immer unter der Voraussetzung adäquater Landes- und Eigenmittel. Der Eigenmittelanteil beträgt in diesen 7 Jahren etwa 600.000 €.

Der 1. Bauabschnitt startete im Juli 2010. Am 22.08.2010 gab es einen Festgottesdienst zum Baustart. Im 1. Bauabschnitt wurde der Dachstuhl über dem Langhaus denkmalsgerecht saniert und neu eingedeckt. Einbau von zwei Zugankern im Kirchenschiff. Der Bauförderverein stellte für den 1. Bauabschnitt 35 T€ zur Verfügung, für den 2. Bauabschnitt in 2011 noch einmal 15 T€. Neben Spenden wurden Finanzmittel durch den Verkauf einer neuen Schmuckprägung (Einkaufs-Chip), eines ersten von vier geplanten schönen Bildkalendern, der zweiten Weihnachts-Kunstpostkarte, durch das monatlich organisierte Kirchen-Café und Sonderveranstaltungen eingeworben. Zum 9. Parchimer Adventsmarkt war 2010 in der Kirche die Ausstellung „Weihnachtsfenster“ aufgebaut. An der Begleitaktion „Parchimer Stadtadvent“ beteiligten sich ungefähr 50 Einrichtungen und Geschäfte.

Am 11.04.2010 wurde nach 18 Jahren Dienstzeit (1992-2010) Pastor Wulf Schünemann feierlich in sein neues Amt als Landessuperintendent nach Güstrow verabschiedet. Nach einem Jahr Vakanz wurde am 10.04.2011 Frau Jessica Warncke-Stockmann als Pastorin für St. Marien in ihr Amt eingeführt. Im Rahmen der seit 20 Jahren bestehenden Städtepartnerschaft Parchim-Neumünster wurde der Wunsch nach einer Gemeindepartnerschaft zwischen der Anschar-Kirchgemeinde Neumünster und unserer Kirchengemeinde geäußert. Der Bauförderverein übernahm mit der Organisation der Fotoausstellung „20 Jahre Wende in Parchim“ (Voß / Brause) und deren festlicher Eröffnung am 17.11.2010 in Neumünster zunächst eine Brückenfunktion. 

Das nächste Jahrzehnt ist geprägt von den umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Kirche. Dazu ein kleiner Exkurs: Am Kirchturm der St. Marienkirche Parchim wurde in mehreren Etappen etwa 275 Jahre lang gebaut. Baubeginn war bald nach Gründung der Neustadt um 1240. Von der romanischen Bauetappe künden noch kleine, zugemauerte Zweifenstergruppen. Bis 1314 erfolgte eine frühgotische Überbauung. Nachdem nach 1400 das große Kirchendach erbaut war, wurde der Turm weiter gebaut; Balken für den Glockenstuhl hinter großen, später wieder zugemauerten Schall-Luken sind auf etwa 1409 datiert. Für die 1514 angeschafften zwei großen Glocken wurde der Glockenstuhl höher gesetzt und dann in der heutigen Form umbaut. Ca. 500 Jahre prägt inzwischen der 54,5 m hohe Kirchturm die Stadtsilhouette mit. Zwischen 1976 und 1981 war der Kirchturm schon einmal komplett eingerüstet. Westdeutsche Kirchensteuermittel erlaubten damals im „Sonderbauprogramm der Evangelischen Kirchen in Deutschland“ notwendige Dachreparaturen. Die historische Wetterfahne musste damals Flugwarnleuchten weichen. Der Kirchturm beherbergt heute neben zahlreichen Vögeln auch eine Netzstation für den Mobilfunk.

2016 wurden uns dank der Initiative des Bundestagsabgeordneten Frank Junge Fördermittel des Bundesamtes für Kultur und Medien (BMK) zu Fertigstellung und Abschluss der 2010 begonnenen großen Bausanierung zugesagt. Schwerpunkt ist dabei bis etwa 2018 die Sanierung des Turmes mit dem historischen Glockenstuhl, die Sanierung der Aufhängung der beiden großen Glocken von 1514 und die Fertigstellung der Restaurierung der Innenausmalung, insbesondere mit den berühmten großen Apostel-Bildnissen von Willi Schomann († September 1917). Zur Gegenfinanzierung der Fördermittel 2016-18 benötigen wir 400.000 € an Eigenmitteln (Patronatsmittel, Kirchengemeinde, Bauförderverein und Spenden). Wir freuen uns, dass zu den bisherigen Spendern auch die Windkraft-Firma UKA-Nord gehört.

Eine kurze Übersicht zur Geschichte: Der Stadtgründer Przybislav II wollte auch mit der Marienkirche im Zentrum seiner Neustadt hoch hinaus. Seine Großmannssucht und Geldgier führten dazu, dass er schon 1258 seine Herrschaft aufgeben musste. Der kaum begonnene Kirchenbau wurde unterbrochen. Aber die Bewohner der Neustadt ließen nun selbst in vielen kleinen Schritten weiterbauen. Schließlich gehörte eine Kirche zur Stadt, und der Turm sollte weithin zu sehen sein und in den Himmel weisen. In der romanischen Bauetappe entstanden bis zur ersten Kirchenweihe 1278 der Altarraum (vielleicht schon 1250 fertig?) und das Langhaus mit vorläufigem Dach und der untere Teil des Kirchturms. In einer frühgotischen Bauetappe wurden bis zur zweiten Kirchenweihe 1314 das frühgotische Gewölbe über dem Langhaus und große Kirchenfenster eingebaut. Die Außenmauer bekam eine frühgotische Ummauerung. Die Arbeiten wurden dann vor allem durch die „große Pest“ (Ende dieser Pest 1350) unterbrochen. Die durch die „große Pest“ ganz allgemein gewordene Sorge um das Seelenheil und einen guten Platz im Himmel führte in der Kirchenpraxis zum ausgedehnten „frommen Geschäft“. Mehr als 150 Jahre lang gab es dadurch Einnahmen auch für den Kirchenbau: 1365: bronzene Tauffünte; nach 1400: großes Kirchendach; nach 1409: Weiterbau am Turm, 1. Glocke hinter großen Schall-Luken; 1420/30 bis nach 1482: Nord-Querschiff, hochgotische Portale am Turm und S- und N-Seite, Innenaussteifung des Turmes; nach 1450: Umbau des Altarraumes mit je 4 großen Seitenfenstern und Prachtgiebel zum Neuen Markt; ca. 1510: Altar (im Franziskaner-Kloster); 1514: 2 große Glocken, erst danach Vollendung des Turms. In der Nach-Reformationszeit: Umsetzung des Altars in unsere Kirche (ca. 1560), Pracht-Kanzel (1601), Musikempore und Orgel (1600 / ca. 1655). Neuzeit: 1751: 4. Glocke; 1821/22: Aufgabe des Friedhofs / Linden; ca. 1850: Luther-Bild; 1857: Blitzeinschlag am Turm; 1862: Kronleuchter; 1864: Umbau Altarraum und Sakristei-Anbau; 1907/08: große Innensanierung. - Im 2. Weltkrieg Verlust der beiden kleineren Glocken. 1976-81 im „Sonderbauprogramm der EKD“: Dachreparatur, Einbau der Winterkirche und Funktionsräume; 1989: wichtige Funktion bei der „Wende“; 1998:Orgel-Sanierung; seit 2002: Parchimer Adventsmarkt, seit 2005: „Offene Kirche“, 2006/2007: Schwamm-Sanierung.

Der Bauförderverein St. Marien Parchim e. V. wurde im September 2007 gegründet, zunächst zur notwendigen Dachsanierung. 2010 wurden die beiden großen Backsteinkirchen Parchims auf der „Europäischen Route der Backsteingotik“ als „Bauensemble nationaler Bedeutung“ in ein Bundes-Förderprogramm aufgenommen. 2010-12: denkmalsgerechte Dachstuhl-Sanierung, Neueindeckung Dach, Sanierung Schmuckgiebel zum Neuen Markt einschließlich Giebelkreuz, Beginn der Restauration der berühmten Innenausmalung. 2013-15: Wegfall der Fördermittel. Schrittweise Fortsetzung der Restauration der Innenausmalung, Erneuerung der Fenster mit Hilfe von Städtebau-Fördermitteln. 2016-18: Schluss-Etappe der Bausanierung mit Unterstützung von BMK-Fördermitteln (s.o.!). Über die Pflichtaufgaben hinaus müssen wir uns dringend um mindestens eine neue kleinere Glocke zur Entlastung der beiden wertvollen großen Glocken kümmern. Wir wollen uns auch um die Ausstellung der kostbaren Original-Vorlagen zu den Apostel-Bildnissen von Willi Schomann bemühen. Anzustreben ist außerdem ein den Kunstschätzen des Innenraums der Kirche adäquates Beleuchtungskonzept.

Für die bisherige Unterstützung bedankt sich der Bauförderverein bei bisher 150 namentlich genannten Einzelspendern für Summen bis 1000 €. Der Bauförderverein ist vor allem folgenden Großspendern zu Dank verpflichtet: Autohaus Ahnefeld GmbH & Co KG Parchim / Asklepios-Klinik PCH / Henri-Benthack-Stiftung PCH / BTZ Ing.-büro GmbH Rostock / Rudolf Dankwardt-Stiftung / Katharina und Gerhard Hoffmann-Stiftung Hamburg / Karin & Uwe Hollweg-Stiftung / Dr. H. Kamp / KIBA-Stiftung / Kino PCH / Lions-Club PCH / Harald Prestien / Kai Solka / Sparkasse Parchim-Lübz / Stadt und Stadtwerke Parchim / UKA Nord / H. Waterstadt Hagen / WOBAU Parchim / ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius

 

Ende 2016:

Auf der Turmbaustelle läuft die Arbeit in der noch frostfreien Zeit auf Hochtouren. Momentan ist die Dachdeckung fast fertig und die Arbeiten an Blitzschutz und dem Dachreiter mit Wetterfahne werden in diesen Tagen folgen. Am Freitag - pünktlich zum KirchenCafé - wird die restaurierte Wetterfahne installiert. In die darunter befindliche Kugel werden Zeitdokumente des Baufördervereins und der Kirchengemeinde eingelegt. 

Die notwendigen Glockenuntersuchung in Verbindung mit der Abhängung wird erst im nächsten Frühjahr realisiert. Die aufwendige Messung des Gutachters ist nur bei frostfreiem Wetter möglich. Ob eine aufwendige Reparatur der Großen Glocke(n) erforderlich ist, zeigt erst das Ergebnis dieses Gutachtens. Im schlimmsten Fall muss eine Glockenreparatur erfolgen. Dafür muss die Glocke vom Turm herunter gelassen werden. Es gibt dafür zwei mögliche Wege: innen durch die Balkendecken oder von außen mit einem Kran durch eine Öffnung in der Außenwand. Dann erfolgt eventuell der Transport in eine Werkstatt und eine Reparatur der Schäden. 

In dieser Zeit wird es dann still sein um St. Marien....

Für die zukünftige Chorausmalung der Apostel wird momentan durch unseren Restaurator Mannewitz eine Simulation der zu realisierenden Farblichkeit und Strukturen der Figuren geschaffen. Es gilt dabei unter Abwägung der theologischen und denkmalpflegerischen Kriterien einen guten Kompromiss zu finden.

 

2017:

Nachdem das unübersehbare Gerüst am Kirchturm abgebaut werden konnte und das Mauerwerk des Turmes in neuer alter Pracht erstrahlt, steht nun die Innensanierung dieses Wahrzeichens von Parchim auf dem Plan. Im Moment werden im Dachstuhl des Turmes Zimmererarbeiten ausgeführt.

 

Die Planungen für den Glockenweg - egal ob alt oder neu - sind fortgeschritten. Ein Innenweg durch die vorhandenen Geschossdecken ist möglich. Über den Zustand der beiden über 500 Jahre alten Glocken wird an dieser Stelle erst im April zu berichten sein. Die Sachverständigen sind dann vor Ort und beurteilen anhand der Schäden den Sanierungsaufwand. Dann wird klar, ob die Glocken vom Turm geholt werden oder nicht. Eine 3. Glocke ist fest in unserem Plan!! Sie wurde der Kirchengemeinde schon seit langem zur Entlastung der beiden alten Glocken empfohlen. Eine Sammlung auf dem eigens dafür eingerichteten Spendenkonto bei der KD-Bank läuft. Die Kosten betragen - je nach Ergebnis der Ausschreibung u. Umfang der Beauftragung für Gestaltung, Fertigung, Transport u. Montage - grob geschätzt ca. 10 - 20.000 Euro.

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt unserer Arbeit liegt momentan in der Diskussion zur zukünftigen Gestaltung des Chorraumes. Die Malereien der Apostel sollen in diesem wichtigen repräsentativen Raum ja möglichst farbig und figürlich wieder erscheinen. Zusammen mit der Denkmalschutzbehörde muss eine Entscheidung gefunden werden. Mit Hilfe einer Computersimulation vom Restaurator Herrn Mannewitz aus Rostock sollen dazu noch im März die Möglichkeiten ausgelotet werden. Der Bauförderverein St. Marien wirkt in diesem Prozess begleitend und beratend mit.

Das 2010 gestartete Bausanierungsprogramm endet 2017/18. Ende Januar 2017 war das große Gerüst am Kirchturm wieder abgebaut. Wenn es die Temperaturen wieder erlauben, soll es im Inneren des Turmes vorangehen. Am Glockenstuhl und allem anderen Balkenwerk stehen Reparaturen an. Dabei muss der „Glockenweg“ im Inneren des Turmes wieder hergestellt werden. Die beiden 500 Jahre alten Glocken müssen gründlich hinsichtlich möglicher Schäden untersucht werden. Erst dann kann entschieden werden, was an ihnen getan werden muss. Auf jeden Fall wird die verkröpfte Aufhängung an den eingebauten Stahlträgern rückgängig gemacht. Die Läute-Technik mit ihren Motoren und elektrischen Anlagen muss entsprechend verändert werden.

Der Bauförderverein hat den Kirchengemeinderat aufgefordert, die Beschaffung einer dritten (und möglichst auch vierten) Glocke in die Wege zu leiten. Damit würden dann über 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges die Kriegsverluste endlich behoben. Vielleicht könnte entsprechend dem Namen unserer St. Marien-Kirche eine der neuen Glocken nach dem Lobgesang der Maria „Magnificat ...“ heißen. Und die vierte Glocke könnte vielleicht „Jubilate Deo!“ heißen, um unsere Freude über die wiedergewonnene Vollständigkeit des Geläutes zu unterstreichen. Vielleicht sollten wir uns aber auch mit drei Glocken begnügen und uns auf bessere Beleuchtung und Heizung der Kirche konzentrieren? Darüber muss beraten werden.

Für den Fortgang der Arbeiten im Inneren der Kirche ist der Restaurator aufgefordert, demnächst einen Vorschlag zur Ausführung der restlichen Arbeiten vorzulegen. Es besteht inzwischen Übereinstimmung, dass im Altarraum alle 12 der berühmten Apostelbildnisse wieder entstehen sollen. Es würde der liturgischen Funktion des Raumes widersprechen, bei sechs der Bilder nur Fragmente an der Wand zu fixieren. Im September 2017 ist der 100. Todestag von Willi Schomann; wir dürfen gespannt sein, wie bis dahin mit seinem Werk umgegangen sein wird.

Nachdem die Außenarbeiten am Turm fertiggestellt sind, wird nun noch im Turminneren saniert und restauriert. Im Moment sind die beiden wertvollen mittelalterlichen Glocken abgehängt, denn der Glockenstuhl wird hergerichtet und die Aufhängung der Glocken - das Joch - wird konstruktiv neu gelöst, damit die Glocken auch die nächsten Jahrhunderte schadlos überstehen. Es besteht die Möglichkeit, sich die Glocken aus nächster Nähe rundherum anzusehen. Aktuell wird die Möglichkeit der Vervollständigung des alten Geläuts auf die historische Anzahl von vier Glocken sondiert. Diese Option, zwei neue Gocken zu beschaffen, hat sich erst vor kurzer Zeit für St. Marien in Parchim durch eine großzügige Spende der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG aus Hamburg aufgetan. Wir sind darüber sehr glücklich!

Wir ermitteln zunächst mit Unterstützung von unserem Planer Herrn Thoms und dem Glockensachverständigen Herrn Peter die Kosten. Die Anforderungen hinsichtlich des Schlagtons, der Größe und der Gestaltung nebst Beschriftung sind Grundlage für die laufende Ausschreibung. 

2018:

2018 ist das Abschlussjahr zum 2010 begonnenen Bauförderprogramm zur Bausanierung und Restauration der St. Marienkirche in Parchim:

Bereits im Januar gehen die Arbeiten im Turm weiter mit dem Umbau der Läute-Anlage der beiden großen, historisch wertvollen Glocken von 1514 (neue Klöppel, neue Joche, neue Motoren-Anlage). Dank großzügiger Spenden, u. a. von der Hermann Reemtsma-Stiftung, weiterer Stiftungen und vieler Einzelspender ist es möglich geworden, auch die vor 75 Jahren im 2. Weltkrieg der „Kriegsmetallwirtschaft“ zugeführten zwei kleineren Glocken neu zu beschaffen. Im Laufe des Jahres wird es dazu voraussichtlich eine Besuchsfahrt zum Glocken-Guss und dann die feierliche Anlieferung zur Glockenweihe in Parchim geben.

Die Restaurierung der 1908 vom Parchimer Kirchen-Maler geschaffenen Innen-Ausmalung im Kirchenschiff soll ebenfalls 2018 abgeschlossen werden. Dazu gehören die Ergänzung des vor 40 Jahren beim Einbau der Winterkirche unterbrochenen Schriftbandes mit den 7 „Ich-bin-Worten“ und vor allem die Arbeiten im Altar-Raum. Der Restaurator M. Mannewitz wird dabei die großen Aposteldarstellungen nach im Familienbesitz befindlichen Originalfotos rekonstruieren.

Am Portal zwischen Kirchenschiff und Turm und am Portal zur Langen Straße müssen Ausbesserungsarbeiten am Mauerwerk vorgenommen werden. Ob und wann alles fertig sein wird, ist gewiss noch von mancherlei Überraschungen abhängig. Sicher wird es aber in Jahresfrist Anlass genug geben für einen großen Lob- und Dank-Gottesdienst. Der Dank gilt dann auch all den vielen treuen Spendern, die dazu beigetragen haben, die mehr als eine halbe Million Euro an Eigenmitteln aufzubringen.

Wenn dann das große Bausanierungs- und Restauration-Programm abgeschlossen ist, stehen weitere Arbeiten an. Schon bei der Bearbeitung der Säulen im Kirchenschiff wird die bisherige, relativ provisorische Beleuchtung abgebaut, und es werden Leitungen für die künftige modernere Beleuchtung des Innenraumes verlegt. Dieses Beleuchtungsprojekt, das Schaffen eines barrierefreien Zugangs zur Kirche und zum Winterkirchraum, Veränderungen am Gestühl, die fachgerechte Säuberung und Holzschutzbehandlung an Kanzel und Orgelempore und anderes mehr sind noch bevorstehende Aufgaben, für die weiterhin auch Spenden erforderlich sind. 

Die baulichen Aktivitäten in und um St. Marien befinden sich im Rahmen des großen Sanierungsvorhabens, das aus Bundes- und landeskirchlichen Mitteln gefördert wird, in der finalen Phase. Die Arbeiten im Kirchenschiff an der Ausmalung der Apostel wurden angefangen. Die Baugerüste im Inneren der Kirchen sind ein Beweis dafür, dass es nun auch im allerheiligsten Bereich der Kirche - im Altarraum - vorangeht. Da die Gerüste nun mal notwednig sind, bekommen die Besucher der offenen Kirche in St. Marien in diesem Sommer einen speziellen Eindruck vom Denkmal mit nationaler Bedeutung. Von manch einem Gast mag dieser Umstand störend empfunden werden - aber das ist nun mal der Preis für den Forstschritt der Arbeiten, die noch über einen längeren Zeitraum (wahrscheinlich bis zum Herbst) andauern werden.

Der Stand zum Neuguss zweier neuer Glocken im Zuge der Wiedervervollständigung des wertvollen Geläuts ist ebenfalls in einem neuen Status. Die Denkmalrechtliche Genehmigung der Kirchenkreisverwaltung und der oberen Denkmalschutzbehörde liegt aktuell vor. Somit kann nun der Auftrag zum Guss der neuen Glocken erteilt werden. Die Sammlung von Spenden für diese Maßnahme geht aber noch weiter! Der Bauförderverein und die Kirchengemeinde sind redlich bemüht, die Finanzierung des zuerst genannten Sanierungsvorhabens - und damit den Fluss der Fördermittel - nicht zu gefähren.

2019:

Nach nahezu 10 Jahren ist das große Vorhaben zur Bausanierung nun abgeschlossen. Mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Bund, dem Land und der Stadt, von der Landeskirche und vielen Spenden wurde das Dach neu gedeckt, der etwa 600 Jahre alte Dachstuhl saniert, das Mauerwerk rundum gesäubert und verfugt, die historische Wetterfahne auf dem Turm und das Giebelkreuz zum neuen Markt wieder aufgesetzt, die 1908 von Willi Schomann und unter seiner Regie geschaffene Innenausmalung restauriert und anderes mehr. Insgesamt kostete das Vorhaben etwa 2 Millionen Euro.

Ein zweiter Grund zum Feiern betrifft die Wiederbeschaffung einer 3. und 4. Glocke. Die beiden kleineren Glocken unseres Geläutes von ca. 1410  bzw. 1751 wurden in den 1940er Jahren beschlagnahmt, vom Turm geworfen und der „Kriegsmetallwirtschaft“ zugeführt. Nach jetzt reichlich 75 Jahren ist dank vieler Sponsoren für Ende August /Anfang September der Glockenguss zur Wiederbeschaffung möglich geworden. Sozusagen finden damit die Auswirkungen des 2. Weltkrieges für unsere Kirche ein Ende. Der feierliche Glockenguss wird in der Glockengießerei Bachert in 74867 Neunkirchen östlich von Heidelberg ausgeführt. 

 

2020 / 2021: 

Seit dem Frühjahr 2020 hat uns eine Pandemie fest im Griff: Das SARS-Cov19 Virus ist offenbar sehr tödlich. Mit "Lockdowns" und "Maßnahmen" versucht man, die Ausbreitung wenn nicht zu verhindern, dann doch zu verlangsamen. Auch Gottesdienste werden aus Sicherheitsgründen abgesagt. Mit verteilten schriftlichen Andachten, kleinen Aufmerksamkeiten und Video-Gottesdiensten versuchen wir, mit den Menschen der Gemeinde in Kontakt zu bleiben. Dabei bleibt Manches auf der Strecke. Größere Veranstaltungen bleiben für fast zwei Jahre unmöglich. Schulschließungen und "Homeoffice" sowie das Nachdenken über "Systemrelevanz" spalten die Gesellschaft. Eine wahrhaft herausfordernde Zeit für Menschen weltweit. 

2022:

Im Sommer 2022 wird Pastorin Jessica Warnke-Stockmann mit einem großen Gemeindefest nach 11jähriger Tätigkeit in der St. Marien-Gemeinde verabschiedet. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Pastor von St. Georgen, Peter Stockmann verlässt sie Parchim in Richtung Kärnten in Österreich. 

2023:

In der Osternacht werden 14 Erwachsene getauft. Sie stammen aus dem Iran und haben an einem persischsprachigen Taufkurs des Kirchenkreises teilgenommen.

Im Mai hat die Firma Lenz Hygiene das Loch gefunden, durch das in den vergangenen Jahren zahlreiche Tauben ins Kirchendach gekommen sind. Nun kann endlich begonnen werden, die Tauben mit Lebendfallen einzufangen und draußen frei zu lassen. Insgesamt werden 139 Tauben in die Freihet entlassen. Anschließend beginnt die kostspielige Reinigung des Gewölbes von den Unmengen an Kot.