GESCHICHTE
Die Gründung der Gemeinde oblag Pastor Brüggmann. Eine berührende Erinnerung daran schrieb der ehemalige Stadtplaner und Architekt Christoph Weinhold für das 2016 erschienene Magazin: Lichtenhäger Kaleidoskop (Verlag Redieck & Schade GmbH, S. 46f.):
"Er war kein 'ungläubiger Thomas': Pastor Brügmann"
Dieser Beitrag soll an Pastor Brügmann, den unbeirrbaren Verfechter und Initiator für eine evangelisch-lutherische Kirchgemeinde im Stadtteil Lichtenhagen erinnern, der leider nicht mehr unter uns weilt und dennoch Spuren hinterlassen hat, die es gilt zu bewahren. Als in der Innenstadt am Schröderplatz unverzeihlicherweise und keinesfalls als planerische Notwendigkeit für das Stadtzentrumskonzept am 12. August 1971 die Christuskirche gesprengt wurde, war vorher durch die katholische Kirchenvertretung ein Neubau mit Gemeindezentrum am Lindenpark durchgesetzt und geweiht worden. Nachfolgend entstand für die neuen Stadtteile im Nordwesten der Stadt das Thomas-Morus- Gemeindezentrum in Evershagen und die Bemühungen der ev.-luth Kirche führten zum Gemeindezentrum „Die Brücke“ für Groß Klein und Schmarl im Dorf Groß Klein. Die Lütten Kleiner Gemeinde hatte Heimstatt in der Kirche des angrenzenden Dorfes Lichtenhagen gefunden, nur der neue Stadtteil Lichtenhagen verfügte über keine Räumlichkeiten. Und das war die Herausforderung für den zuständigen Pastor Brügmann und wurde im wahrsten Sinne des Wortes zu seinem Lebenswerk. Die Gemeinde war mit ihm vorerst auch in der Dorfkirche Lichtenhagen zusätzlich aufgenommen worden und über weite Wege nur erreichbar. Pastor Brügmann stellte sich diesen Unwegsamkeiten und empfand sie als Herausforderung wie ein „Hirte, der für seine Herde eine neue Weide sucht“. So habe ich ihn, so haben wir ihn in der Stadtplanung kennengelernt und er hat uns tief beeindruckt, so daß wir unbedingt helfen wollten.
Wir im engsten Kreis der zuständigen Bearbeiter waren immer für ihn ansprechbar und suchten mit ihm nach organisatorischen und räumlichen Möglichkeiten – und bewunderten stets aufs Neue seine Unablässigkeit und Erfolgshoffnung, seine Besessenheit in beeindruckender Selbstlosigkeit. Aber die Bedingungen waren im Grundsätzlichen sehr wenig ermunternd und für beide Seiten ernüchternd, obwohl es an Verständnis nicht mangelte. Mit den epochalen Veränderungen ab 1990 waren wir jedoch guter Hoffnung.... Obwohl der Investor für das Zentrum, die Gebrüder Thomsen aus Flensburg, sehr berechenbare und redliche Partner waren, galten natürlich auch hier die genannten Bedingungen. Die Thomsen´s waren aber von Pastor Brügmann genauso beeindruckt wie wir, und haben für die Errichtung eines kirchlichen Gemeindezentrums bis zum Abschluß der Baumaßnahmen eine markante Fläche gegenüber dem Eingang in den Brink von allen Begehrlichkeiten freighehalten, und das ist diese Areal noch immer.
Das Flächenangebot hatte „unseren“ Pastor zu allen möglichen Finanzierungsversuchen von Urnenanlagen, Sponsoren- und Spendersuche, Aktienanteilen und Förderungsvarianten veranlaßt. Letztendlich haben wir Pastor Brügmann – selbst sehr bedauernd ermutigt und nachhaltig ermuntert, die im Nutzungsumbruch befindlichen Eckgebäude intensiv ins Auge zu fassen. Und Pastor Brügmann hat es letztendlich geschafft und mit dem Eckbauwerk der Wolgaster Str. 7a mitten in der Bebauung und unweit vom Zentrum und Brink das evangelisch-lutherische Gemeindezentrum „St. Thomas“ als eine Heimstatt und als sein Lebenswerk zu übergeben.
In seiner Antrittspredigt am 25.6. 2000 bzw. in seiner einführenden Begrüßung spricht Pastor Brügmann allen seinen Dank aus, den Gemeindemitgliedern und Helfern, den engagierten Jugendlichen und den Senioren, der Firma STO Stäbelow, der Dorfgemeinde Lichtenhagen, der Treuhandliegenschaftsgesellschaft für den „Mietvertrag wie ein Geschenk“ und läßt keinen aus.
Nur vom eigenen Anteil spricht er nicht , nicht vom eigenen Enthusiasmus und seiner Motivationsgabe, sondern stellt es unter Gottes Hilfe. Wieso zitiere ich vermessen aus den Schriften von Pastor Brügmann? Um diesen für mich unerläßlichen Beitrag verfassen zu können, war ich überzeugt mit Vertretern der Kirchengemeinde „St. Thomas“ vorher ein Gespräch führen zu müssen, denn ich wollte einfach mehr wissen. Über Frau Pastorin Uta Banek gab es am 11.3. 2015 im Gemeindezentrum einen Termin, zu der sie unterstützend die Seniorensportgruppe dazu gebeten hatte. Dieser Vormittag ist mir noch heute in bester Erinnerung, da die älteren Gemeindemitglieder als Weggefährten vom Pastor meine Bilder von diesem „Hirten“ noch intensiviert und verdichtet haben.Seine Selbstlosigkeit, sein fast unbedarfter Erfolgsglauben, seine motivierende Wirkung auf die Jugendlichen (bis zur Führung in die Dorfkirche Lichtenhagen), sein bis an die Grenzen gehender persönlicher Einsatz und seine bescheidene Gläubigkeit wurde respektvoll und würdigend aufgezeigt. Die Damen und Herren erinnerten sich gerne an ihren ersten Pastor Brügmann von „St. Thomas“. In Bezug auf die erwähnte Athmosphäre dieses Vormittagsgespräches bot ich an, meinen Textentwurf mit der Frau Pastorin und mit Gemeindemitgliedern vor Abgabe zu erörtern. Und auf meine Frage, warum die Gemeinde „St. Thomas“ heißt, erhielt ich von Frau Pastorin Banek eine Kopie der Antrittspredigt von Pastor Brügmann. (und habe daraus zitiert).
Meine Laudatio über den ersten ev.-luth. Pastor im Stadtteil Lichtenhagen möchte ich mit Gedanken aus dieser Predigt abschließen, nicht wissend, ob mir das zusteht. Mit dem eröffnenden Hinweis, daß mit genannten Datum die Kirchengemeinde ein irdisches Zentrum und somit ihren irdischen Konzentrationspunkt bekommen hat, geht Pastor Brügmann in der Predigt anschaulich bzw. nachvollziehbar auf den Gemeindenamen „St. Thomas“ ein und interpretiert die entsprechenden Bibelstellen mit der „Geschichte vom ungläubigen Thomas“. Mit dem eröffnenden Hinweis, daß mit genannten Datum die Kirchengemeinde ein irdisches Zentrum und somit ihren irdischen Konzentrationspunkt bekommen hat, geht Pastor Brügmann in der Predigt anschaulich bzw. nachvollziehbar auf den Gemeindenamen „St. Thomas“ ein und interpretiert die entsprechenden Bibelstellen mit der „Geschichte vom ungläubigen Thomas“. Er sieht die Bewohner des Stadtteils im gleichen Sinne, daß man nur glaube, was man sieht oder anfassen könne. Und mit dem Verweis auf den Halt und die Kraft, die der Glauben gibt oder bringen kann, wirkt das neue Gemeindezentrum „St. Thomas“ als Beleg dafür, dass der Glaube, auch an die eigene Kraft, Berge versetzen könne. Dass die Würdigung eines stillen „Helden“ für das geistig-soziale Befinden und gesellschaftliche Zusammenfinden wie durch Pastor Brügmann nun doch recht ausführlich werden würde, hatte ich geahnt, es ist aber gut so und ich wollte mich auch nicht beschränken.
Ein erneutes Beisammensein in der Sportgruppe in Erinnerung an Pastor Brügmann war für mich nochmals ein tiefer und den gewählten Verfahrensweg bestätigender Moment. Ich denke, der erste Pastor von „St. Thomas“ würde zufrieden sein... (...und wir gingen auseinander mit der Absicht in Kontakt bleiben zu wollen und darüber gemeinsam nachzudenken, wie die Wahrnehmung von St. Thomas im Stadtteil verbessert werden könnte...).“