Ev.-Luth. Kirchengemeinde SchönbergSt.-Laurentius-Kirche
Die Stadtkirche St.- Laurentius zu Schönberg wurde nach 1324 gebaut, nachdem der Bischof von Ratzeburg endgültig seinen Wohnsitz in Schönberg genommen hatte. Der jetzige Bau hatte einen Vorgängerbau, dessen Reste an der Nordostecke der Kirche noch erkennbar sind. Die alten Steine wurden z.T. wiederverwendet.
Als Kirche am Wohnsitz des Bischofs muß sie einmal groß angelegt geplant gewesen sein, ist aber nie so vollendet worden. Im Altarraum kann man an den Schildbögen und an den Resten der Dienste erkennen, daß Gewölbe geplant waren. Mittelalterliche Farbreste auf den Flächen über den Schildbögen und auf den Flächen der beiden zugemauerten Fenster im Altarraum lassen vermuten, daß die Gewölbe nie gemauert wurden und die Fenster nie geöffnet waren.
Die 12 Weihekreuze, die jetzt im Altarraum zu sehen sind, wurden von den Befunden der mittelalterlichen Fassung abschabloniert und entsprechend dem Befund wieder aufgebracht.
Von der mittelalterlichen Ausstattung ist die Tauffünte aus Bronze erhalten. Ihre lateinische Inschrift ist in gotischen Minuskeln ausgeführt und lautet in deutscher Übersetzung:
Im Jahre 1357 ist diese Fünte gegossen worden zur Ehre des Heiligen Laurentius und der Heiligen Katharina in der Schönberger Kirche im ersten Jahre der Hirtenschaft des Herrn Wipert, des Bischofs von Ratzeburg, und unter dem Herrn Petrus, als Rektor für dieselbe Kirche sorgend, sowie dem Herrn Johannes, dem damaligen Kapellan, und zwar durch die Hände Gerhards, genannt Cranemann, deren Seelen in Frieden ruhen mögen. Amen.
Cranemann war Lübecker Meister. In der oberen Reliefreihe sieht man neben anderen die beiden Schutzheiligen der Schönberger Kirche mit den Werkzeugen ihrer Hinrichtung: Laurentius mit dem Rost, Katharina mit dem Rad.
In dieser Ausstattung hat Kaiser Karl IV. 1375 die Kirche gesehen, als er während einer Reise in den Norden seines Reiches als Gast des Bischofs Heinrich Witorp in Schönberg wohnte. Kaiser Karl IV. verlieh dem Bischof als Dank den Titel „Fürstbischof“. Diese Ehrung hält der ehemalige Name unseres Landes „Fürstentum Ratzeburg“ in Erinnerung.
1601 ist die Kirche am Palmsonntag ausgebrannt. Die mittelalterliche Ausstattung wurde zerstört, ebenfalls die Kirchturmspitze. Die Mittel für den Wiederaufbau reichten lediglich für ein Sattelwalmdach mit einem hölzernen Dachreiter. Allerdings wurde im selben Jahre eine neue große Glocke angeschafft, die neben ihrer kleinen Schwester von 1701 seither zum gebet ruft. Ein Blitzschlag zerstörte 1829 auch dieses Turmdach. Danach entstand die jetzige Laterne als Abschluß des Kirchturmes, in der eine alte Glocke von 1492 die Stunden ansagt, wie auch eine weitere kleine aus dem 20. Jahrhundert, die den Viertelstundenschlag hören läßt. Sie stammt aus der zur Zeit nicht bedienten Kapelle in Boitin-Resdorf. Die Kirchturmuhr ist in Teilen möglicherweise bis zu 300 Jahre alt und Anfang des 21. Jahrhunderts wieder in Betrieb gesetzt worden.
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche neu gestaltet. Die Untersuchungen vor der Renovierung der letzten Jahre haben ergeben, daß die farbliche Gestaltung der Kirche im 17. Jahrhundert der jetzigen Fassung entsprach. Alle Pfeiler wurden mit Aposteln (und Propheten?) bemalt. Dem Schöpfungsbild auf der Nordseite des Altarraumes, dessen Restaurierung im Sommer 1989 geschah, stand ein Bild von der Auferstehung der Toten auf der Südseite gegenüber. Links und rechts daneben Apostel. Welch ein Bekenntnis der Gemeinde im 17. Jahrhundert: Wir leben zwischen Anfang und Ende, zwischen Schöpfung und Vollendung inmitten der Apostel und Propheten.
Reste der Deckenbemalung des 17. Jahrhunderts befinden sich unter der Orgelempore. Zwischen 2 Deckenbalken waren jeweils 6 Sterne zu sehen. Die Kanzel war am rechten vorderen Pfeiler befestigt. Vermutlich zur Vollendung der Renovierung stiftete der damalige bischöfliche Administrator des Domstifts Ratzeburg, der Herzog von Braunschweig-Lüneburg, den Altar, dessen ursprüngliche Bilder aber verloren gegangen sind.
1847 wurde die Kirche gründlich renoviert und umgebaut: Der Fußboden des Altarraumes wurde ½ m tiefer gelegt. In die Nordwand des Altarraumes wurden Öffnungen für eine Empore gebrochen. Die Kanzel wurde neu gebaut und an den jetzigen Standort gestellt. der Zugang führte durch die Sakristei. Die Südempore wurde umgestaltet, die Fenster der Seitenschiffe vergrößert. Die Decke wurde als Kassettendecke neu gestaltet. Das Hauptbild des Altars wurde ersetzt durch ein von der Herzogin Marie von Neustrelitz gemaltes Christusbild.
1847 wurde auch die Orgel vom Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Winzer in Wismar fertiggestellt und ist bis heute als größte noch vorhandene Orgel Winzers fast vollständig original erhalten, so daß sie – nunmehr durch Firma Schuke (Potsdam/Werder) fachkundig restauriert – als historisches Instrument mit ihren 26 Registern auf zwei Manualen und Pedal in Gottesdienst und Konzert vielfältig erklingen kann.
Ob im 19. Jahrhundert noch eine Renovierung stattfand, konnte bisher nicht belegt, nur vermutet werden. 1896 wurden die Kopien der Evangelisten von Guercino (Dresdner Gemäldegalerie) gestiftet. Das Farbfenster hinter dem Altar wurde 1912 eingebaut. Herkunft und Alter der Scheibe mit der Darstellung einer Kreuzigungsgruppe (rechts neben dem Altar) ist unbekannt.
Die letzte Veränderung vor der Renovierung der letzten Jahre geschah nach dem I. Weltkrieg, als im Altarraum Tafeln zur Erinnerung an die Gefallenen des Krieges angebracht wurden, für die vorher bereits das Denkmal im Südwestfenster errichtet worden war.
1983 beschloß der Kirchgemeinderat unserer Kirchgemeinde, die Kirche zu renovieren. Nach umfangreichen Vorarbeiten wurde mit der Renovierung im Frühjahr 1987 begonnen. Die Nordwand des Altarraumes wurde wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht. Die alte „Priesterpforte“ in der Sakristei – seit 1847 zugemauert und vergessen – wurde geöffnet. Die 1847 erfolgte Ummauerung des alten Altarblockes wurde abgebrochen. Der Altarraum wurde um eine Stufe erhöht. Alle Fenster wurden erneuert.
In der farblichen Gestaltung sind wir dem Vorschlag des Restaurateurs Gunter Hermann aus Radebeul gefolgt und haben die Fassung des 17. Jahrhunderts vereinfacht rekonstruieren lassen. Die reiche ornamentale und figürliche Ausmalung kann man an der Südseite des vorderen rechten Pfeilers erahnen, der bis einschließlich erster Phase restauriert wurde. Auf diesem Pfeiler ist der Apostel Paulus, auf dem linken vorderen Pfeiler der Apostel Simon der Kanaanäer dargestellt. Auf der Empore wurde an der Südwand ein Weihnachtsbild restauriert.
Die Restaurierung des Bildes neben der Kanzel mußte wegen Geldmangel abgebrochen werden. Es handelt sich um ein Bild von der Verkündigung durch den Engel an Maria. Wenn Spender gefunden werden sollten, können dieses und evt. noch weitere Bilder freigelegt und restauriert werden; die Kalkmalereien fügen sich gut in die vereinfacht rekonstruierte farbliche Gestaltung ein.
Die Evangelische Kirchgemeinde Schönberg hat für die Renovierung ca. 130.000 DDR-Mark und etwa 90.000 DM aus eigenen Mitteln und Spenden ausgegeben. Die Sicherungsarbeiten an Wänden und die Restaurierung des Schöpfungs- und eines Apostelbildes wurden vom Institut für Denkmalpflege finanziert. Im Juni 1991 wurde die Renovierung unserer Kirche vollendet. Die Orgelrestaurierung kostete 330.000 Euro und wurde im Juni 2008 abgeschlossen.