Ev.-Luth. Kirchengemeinde SchönbergWinzer Orgel

Die Orgel in der Schönberger St.-Laurentius-Kirche ist mindestens die dritte, wenn nicht bereits die vierte an diesem Ort, denn bereits für das Mittelalter ist ein Organist nachweisbar. Im Jahre 1601 brannte die Kirche, und mit ihr die Orgel. Nach dem Wiederaufbau hat um 1624 ein Instrument Einzug gehalten, über das wir keine näheren Angaben haben. Ab 1845 nahmen die Bemühungen um einen Orgelneubau auf der ebenfalls neu zu errichtenden Westempore an Intensität zu. Bis Weihnachten 1846 sollte das neue Instrument des Wismarer Orgelbaumeisters Friedrich Wilhelm Winzer (1811-1886) vollendet sein. Offenbar waren bis dahin nicht alle Rechnungen bezahlt, so dass die Einweihung erst am 9. Februar 1847 erfolgen konnte. Heute ist die Schönberger Winzer-Orgel die größte noch erhaltene aus der Werkstatt Winzers, der sich um die Durchsetzung der damals fortschrittlichen Prinzipien des Orgelbautheoretikers und Liszt-Freundes Johann Gottlob Töpfer bemühte. Technisch folgt sie mit ihren mechanischen Schleifladen und den großen Keilbälgen der Tradition. Ihr Klang besticht durch Schönheit der Einzelregister, differenzierte Mischungsfähigkeit aller Stimmen und damit großer Farbigkeit und Dynamik. Auf zwei Manuale und Pedal verteilen sich 26 klingende Stimmen mit insgesamt 1379 Pfeifen.

Von Anfang an hat die Winzer-Orgel das Musikleben Schönbergs nachhaltig beeinflußt. Die reiche kirchenmusikalische Tradition und das heutige rege Konzertleben (z.B. SCHÖNBERGER MUSIKSOMMER) hätte sich ohne sie nie so entwickeln können. Schönberg wußte seine Orgel immer zu schätzen - auch in Zeiten, in denen sie als unmodern oder den falschen Idealen verhaftet galt. Das Schönberger Instrument ist fast original erhalten. Bis zu seinem Tod hielt es sein Erbauer instand. 1894 erfolgte eine Reparatur und Neuintonation durch Grüneberg, Stettin, der 1895 das Register Trompete ersetzte. Kurz darauf fügte Kemper, Lübeck, im Oberwerk die Aeoline ein. Anstelle des originalen Zinnprospektes, der 1917 für Kriegszwecke abgeliefert werden mußte, wurden 1929 Ersatzpfeifen aus Zink eingebaut. Diese wurden bei der Restaurierung endlich durch originalgetreue Zinnpfeifen ersetzt. Zwischen 1982 und 1992 erfolgten größere Reinigungs- und Instandhaltungsarbeiten durch die Firmen Voigt, Bad Liebenwerda und Schuke, Potsdam, deren Erkenntnisse zu dem Entschluß führten, nunmehr die Orgel gründlich zu restaurieren. Die Arbeiten 2006-2008 mit einem Volumen von 330.000 Euro beinhalteten die originalgetreue Instandsetzung des technischen Aufbaus und des Gehäuses, die Ergänzung bzw. Rekonstruktion der fehlenden Teile (Prospektpfeifen, Octave 4' im Pedal) und die Konservierung der Intonation von Grüneberg.

Disposition
HAUPTWERK / MANUAL
Principal 8' c–d1 Zinn im Prospekt (neu), ab ds1 Zinn
Bordun 16' Holz Fugara 8' Zinn
Hohlflöte 8' Holz, C-H Gedackt zusammengeführt
Gedackt 8' C-f2 Holz, ab fs3 Metall
Flöte 4' Holz
Octave 4' Metall
Mixtur 3' 4fach Metall C: 2 2/3', 2' c: 4' 2 2/3', 2'c1: 5 1/3', 4', 2 2/3', 2'
Scharf 2' 3fach Metall C: 2', 1 1/3', 1' g: 4', 2 2/3', 2'
Trompete 8' (1895) Becher Zinn
OBERWERK / MANUAL II
Geigenprincipal 8' C-gs Zinn im Prospekt (neu!), ab a Zinn
Salicional 8' C-A mit Geigenprincipal zusammengeführt, ab B Metall
Lieblich Gedackt 16' Holz
Flaute traverso 8' C-gs mit Gedackt 8' zusammengeführt, ab a Holz gedrechselt
Lieblich Gedackt 8' C-H Holz, ab c (neu!)
Octave 4' Metall
Octave 4' C-f1 Holz, ab fs1 Metall
Aeoline 8' (Kemper, Ende 19. Jh.) C-H Zink, ab c Metall
PEDAL C-d1
Lade seitlich hinter dem Hauptwerk
Principalbaß 16' Holz
Violon 16' Holz
Violoncello 8' C-ds Holz, ab e Metall
Lade hinter dem Oberwerk
Subbaß 16' Holz
Octavenbaß 8' Holz
Gedactbaß 8' Holz
Octave 4' (neu!)
Posaune 16' durchschlagend, Becher Zink, Drittellänge
SPIELHILFEN
Manualkoppel
Pedalkoppel
Calcanten-Zug
Evacuant