Kirchenhistorie
Die Kirchenhistorie wurde dem Buch "Die Geschichte der Gemeinde Lambrechtshagen" von Dr. Reno Stutz entnommen. Vielen Dank für die freundliche Genehmigung des Autors für die auszugsweise Veröffentlichung.
Die Anfänge der Lambrechtshäger Kirche liegen nach wie vor im Dunkeln der Geschichte. Urkundlich nachweisbar ist sie seit dem 8. Juli 1233. In jenem Jahr gehörte sie kirchenpolitisch zum Archidiakonat Bützow/Rühn. Mit dem 9. August 1286 gewann aber das Zisterzienserkloster Doberan den halben Zehnt im Kirchspiel.
Ob die hier seit der l. Hälfte des 14. Jahrhunderts ansässige Familie von Swertze (Schwass) die Kirche stiftete, konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Wahrscheinlich ist es, trägt doch die eisenbeschlagene eichene Tür eines Schrankes, der sich in der Wand hinter dem Altar befindet, das Wappen dieses auf Groß Schwaß ansässigen Adelsgeschlechts.
Dank erhalten gebliebener Urkunden kennen wir mit dem Kirchherrn Eberhard wenigstens einen mittelalterlichen Geistlichen an der Lambrechtshäger Pfarre. Dieser hatte die Pfarre von 1275 bis 1279 inne.
Irgendwann unterstand die Pfarre Lambrechtshagen mit ihren Dörfern Bargeshagen, Lambrechtshagen und Sievershagen dem Archidiakonat in Rostock. Wann diese Veränderung eintrat, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Wir wissen nur, dass dieser Wandel vor 1470 geschehen sein muss, da ein erhalten gebliebenes Rostocker Zehntregister auch die Pfarre Lambrechtshagen erwähnt.
Und damit nicht genug! Auf Grund einer erneuten Überlieferungslücke bleibt auch die Frage offen, wann und warum die hiesige Pfarre später dem Karthäuserkloster Marienehe überschrieben wurde.
Auf jeden Fall erfolgte diese Änderung vor 1541, denn laut Überlieferung weigerte sich in jenem Jahr der Pfarrer der Lambrechtshäger Kirche Johann Leverick, dem Gebot seines Patrons, des Priors von Marienehe, folgend, eine landesherrlicherseits befohlene Kirchenvisitation zu besuchen. Im Visitationsprotokoll heißt es dazu: „Johann Leverick ( ) soll noch ein Papist sein. Die Kirchgeschworenen zeigten an, daß sie ihn entschuldigen sollten Krankheit halben, aber E. F. G. Hofmeister zeigte an, wie er hätte gesagt, der Prior hätte es ihm verboten, daß er nicht kommen sollte."
Nach dem Tode des Lambrechtshäger Pfarrers Johann Friderici im Jahre 1722 verzögerte sich die Besetzung der Stelle bis 1724. Die Gemeinde bestand auf der „Konservierung" einer der beiden hinterbliebenen Töchter, was nichts anderes bedeutete, als daß der neue Pfarrer eine bei Amtsantritt zu heiraten hatte. Dieser in Mecklenburg allgemein übliche Brauch ersparte den Bauern Kosten und wurde daher von der Lambrechtshäger Kirchgemeinde konsequent eingefordert.
Zwei Jahre lang dauerte die Suche nach einem geeigneten und vor allem heiratswilligen Nachfolger, da die beiden zur Auswahl stehenden Pastorentöchter alles andere als erstrebenswerte Partien waren. Die ältere war 39 Jahre alt, und, wie es damals hieß, nicht bei Verstand. Die jüngere hingegen hatte einen dänischen Soldaten geheiratet und fand nach dessen Tod auf der Pfarre Unterkunft.
Trotz der Aussicht auf eine Pfarre weigerten sich alle Kandidaten. 1724 wurde aber endlich mit Johann Friedrich Tolle aus Groß-Helle (Kreis Malchin) ein Mann gefunden, der die Ältere zur Frau nahm, worauf er die Stelle in Lambrechtshagen erhielt.
Fünf Jahre später, 1729, ging Tolle nach Warnemünde, während der dortige Pastor Gercke nach Lambrechtshagen gehen mußte. Dieser war wegen anstößigen und unzüchtigen Lebenswandels 1727 suspendiert worden und sollte sich nun auf einer anderen Pfarre bewähren. Ein Ansinnen, das allerdings völlig misslang, denn gleich zu Beginn seiner Lambrechtshäger Tätigkeit wurde Gercke abermals wegen „kirchenordnungswidrigen Kopulierens" für ein Jahr abgesetzt. Auch in der Folgezeit scheint er sich nicht gebessert zu haben, denn als er im Januar 1748 starb, hinterließ er aus erster Ehe zwei Kinder und aus seiner zweiten Beziehung eine 24jährige Frau, die ihn allerdings wegen seiner unordentlichen Lebensart bereits zuvor verlassen hatte. Probleme gab es aber auch mit dem Nachfolger Tolles, dem Ribnitzer Johann Heinrich Laue, allerdings ganz anderer Art.
Der Landwirtschaft distanziert gegenüberstehend, verpachtete er von 1750 bis 1769 den größeren Teil der Pfarrländereien unter Wert an das Domanialgut Hof Lambrechtshagen. Mit dem Amtsantritt von Pastor Busch im Jahre 1769 ging der Pfarracker an den Lambrechtshäger Schulzen Johann Hinrich Alwardt. Der auf acht Jahre abgeschlossene Zeitpachtvertrag wurde allerdings schon im Sommer 1770 aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen gelöst, um das Land erneut an den Domanialhofpächter von Müller zu übertragen. Schulze Alwardt ließ sich diesen Handel nicht gefallen und klagte. Wie die undurchsichtige Auseinandersetzung ausging, bleibt wohl für immer im Dunkeln der Geschichte verborgen. Nur soviel ist bekannt: Am 22. April 1771 schloss die Herzogliche Kammer zu Schwerin mit dem Lambrechtshäger Pfarrer einen Erbpachtvertrag. Danach sollte dieser Teil der Kirchenländereien für immer beim landesherrlichen Pachthof Lambrechtshagen bleiben und die Pfarre eine jährliche Pacht in Höhe von 95 Talern erhalten.
Vier Jahre später, 1775, übertrug die Kammer das Land dem Rühner Oberkammerjunker von Oertzen, der 1770/71 im Auftrage der herzoglichen Regierung die Erbpachtverhandlungen zwischen Pastor Busch und Hofpächter von Müller geleitet hatte. 1797 übernahm Pastor Fischer, Sohn eines bei Bad Sülze beheimateten Landwirtes, sein Amt. Sofort erkannte er, dass die Lambrechtshäger Kirche 1771 übervorteilt wurde, denn die Kammer zahlte ährlich ca. 100 Taler zu wenig. Da die mecklenburg-schwerinschen Regierungsbehörden zu Verhandlungen nicht bereit waren, strengte der streitbare Pfarrer einen Prozess an und beauftragte die Universität Göttingen, ein Rechtsgutachten zu erarbeiten. Nach fünf Jahren gerichtlicher Auseinandersetzungen musste 1802 das einst geschlossene Abkommen aufgehoben werden. Die Pfarrländereien blieben allerdings bis 1826 beim Pächter des Hofes Lambrechtshagen Hofrat Matthias Lange, da die laufende Pachtperiode erst in jenem Jahr ablief. Als Entschädigung erhielt Fischer jedoch bis dahin jährlich 200 Taler und einen Faden Brennholz. In jene Zeit des Streits fiel auch die Rekonstruktion des völlig verfallenen Pfarrhauses, die 1800 abgeschlossen werden konnte. Damals pflanzte Pastor Fischer im Pfarrgarten auch die noch heute an der nahe gelegenen Dorfstraße stehende Linde. 1825 unterzeichneten Fischer und die Doberaner Behörden einen neuen Vertrag. Der größere Teil des Kirchenackers verblieb weiterhin beim Pachtgut Hof Lambrechtshagen, während die Pfarrei und die Küsterei nur noch ein kleineres Stückchen Land zur Eigenbewirtschaftung behielten.
Die von der großherzoglichen Kammer zu zahlende Pacht belief sich nunmehr auf 287 Taler jährlich, zuzüglich vier Faden „Brennholz, wie es der Baum gibt". Eine Formulierung, die immer wieder Anlass zum Streit bot, wie noch zu sehen sein wird. Von 1861 bis 1889 stand Pastor Matthes der Kirchgemeinde vor. Der gebürtige Rostocker war als Dauerredner bekannt, wie alte Sievershäger dem Lehrer Rudolf Rohrlack noch erzählten:
„Klock tein ging de Kirch an un gegen ein wirn wi oft irst to Hus"
(Um 10 Uhr begann die Kirche und gegen eins waren wir oft erst zu Hause. - d. A.)
Eines Tages wurde Pastor Matthes auch vom Lambrechtshäger Bauern Schwerin daraufhin angesprochen:
"Schwerin: „Herr Pastor, Sei predigen äewer veil to lang, mennichmal slapen de Lüd in."
Matthes: „So, ik predig to lang? Mi dücht, in de Flora sitten Sei oft noch länger, durt Sei dat denn nich lang?"
Schwerin: „De Saak is anners, dort kann ik ok'n Wurt mitreden."
Matthes: „Ja, dat käenen Sei nu allerdings in de Kirch nich! Ik seh ok, dat wek Lüd towilen slapen, äewer de waken ok all wedder up, un denn bün ik ümmer noch dorbi, un jeder nimmt noch sin Deil mit."
(Schwerin: „Herr Pastor, Sie sprechen aber viel zu lang, manchmal schlafen die Leute ein." Matthes: „So, ich predige zu lange? Ich glaube, in der Flora (Gasthaus) sitzen Sie oft noch länger, dort ist es dann nicht zu lange?"
Schwerin: „Die Sache ist anders, dort kann ich auch ein Wort mitreden."
Matthes: „Ja, das können Sie allerdings in der Kirche nicht! Ich sehe auch, dass manche Leute zuweilen schlafen, aber die wachen auch alle wieder auf und dann bin ich immer noch dabei und jeder nimmt noch seinen Teil mit." - d. A.)
Ein auf dem Pfarrgehöft gelegenes Predigerwitwenhaus wurde 1872 für 920 Taler verkauft. Seither waren die verwitweten Pastorenfrauen gezwungen, nach dem Tod ihres Mannes die Pfarrei zu verlassen, da ihnen dann nur noch für eine Gnadenfrist Obdach zustand. Es war geplant, aus der Verkaufssumme und bei entsprechendem Zinsabwurf einen Predigerwitwenfond zu bilden, aus dem Unterstützungszahlungen erfolgen sollten. Die Inflation von 1923 vernichtete jedoch den Fond fast vollständig.
Während in vielen Orten Mecklenburgs, vor allem aber im nahe gelegenen Rostock seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert die Zahl der Kirchenaustritte zunahm, galten die hiesigen Bewohner als überaus gottesfürchtige Menschen. Einzig und allein der Lambrechtshäger Gehöftserbe Richard Anders war im Sommer 1913 aus der evangelischen Landeskirche ausgetreten. Alle anderen gingen jeden Sonntag zur Kirche, dessen Fassungsvermögen so manches Mal fast nicht ausreichte. Ein besonders enges Verhältnis hatten viele Gemeindemitglieder in den Jahren des 1. Weltkrieges zu ihrer Kirche, da sie denjenigen, die einen Angehörigen verloren, Trost und Zuversicht gab. Trafen Todesnachrichten ein, besuchte der damalige Lambrechtshäger Pastor Tarnow die Betroffenen zu Hause.
Auszüge aus der 1898 angelegten Kirchenchronik geben einen Einblick in jene schweren Jahre.
Nachdem Pastor Ludwig Voß 1911 gestorben war, übernahm der 40jährige Ludwig Tarnow die Lambrechtshäger Pfarre. Bis zu seiner schweren Typhuserkrankung im Sommer 1923 stand er der Kirchgemeinde vor. Während seine Frau, die ebenfalls erkrankt war, schon bald wieder aus der Universitätsklinik entlassen werden konnte, blieb der Zustand Tarnows über Wochen hinweg besorgniserregend. Apathisch und völlig entkräftet, dämmerte er vor sich hin, wie auch der Doberaner Superintendent Kliefoth bei einem Besuch Anfang August feststellen musste. Sollte Tarnow überhaupt jemals wieder hergestellt werden, so war klar, dass er einer langen Zeit der Erholung und eines besonderen Kuraufenthaltes bedürfen würde. Doch um die finanziellen Verhältnisse des Pastors stand es sehr schlecht, zumal die Krankenhauskosten schon kaum zu bezahlen waren.
Daher wandte sich Frau Tarnow an den Schweriner Oberkirchenrat mit der Bitte um Unterstützung. Diese wurde ihr ihr im Oktober 1923 gewährt.
„Der Oberkirchenrat hat Herrn Pastor Tarnow zu Lambrechtshagen auf Ihren Antrag hin den Betrag von 15 - fünfzehn - Milliarden Mark als einmalige Unterstützung mit Rücksicht auf seine Pflegebedürftigkeit überwiesen( )"
Eine unglaubliche Summe, doch der Schein trügt, da die Überweisung in der Zeit der Hoch-Inflation erfolgte. Der Währungsverfall schritt in einem ungeahnten Tempo voran. Mitte November kosteten ein Salzhering bereits 50 Milliarden und ein Hähnchen 1.2 Billionen Mark.
Der Machtantritt der Nationalsozialisten stellte auch die hiesige Gemeinde vor so manche Probleme. Da die neuen Machthaber jeder anders gearteten Religion misstrauisch und sehr distanziert gegenüberstanden, waren Auseinandersetzungen nicht zu vermeiden. So 1934, als man Pfarrer Martens anwies, bei kirchlichen Anlässen nur noch die Hakenkreuzfahne zu hissen.
Im Februar 1939 kam es abermals zu unliebsamen Auseinandersetzungen mit gewissen Stellen der NSDAP, insbesondere mit dem Leiter der Ortsgruppe Sievershagen und der Rostocker Kreisleitung, wie der Kirchenchronik zu entnehmen ist. Hintergrund des Streites war die malermäßige Renovierung der Kirche, die am 14. Februar begann. Da eine Benutzung nicht mehr möglich war, beschloss man, den sonntäglichen Gottesdienst in der Schule des Ortes abzuhalten. Dieses Ansinnen rief jedoch den Widerstand der örtlichen Parteigrößen auf den Plan, die sich gegen solch eine Nutzung verwahrten. Mehrmals stand die Kirchgemeinde vor verschlossenen Türen und musste unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen. Erst nach langwierigen Verhandlungen mit dem Landratsamt und dem Schweriner Staatsministerium wurde die Nutzung des Schulhauses erlaubt. Verblendet durch die nationalsozialistische Ideologie kam es wiederholt zu Kirchenaustritten.
Während des Krieges musste der Konfirmandenunterricht häufig wegen Fliegeralarm ausfallen. Fand er dann doch mal wieder statt, fehlten viele, da sie entweder auf dem elterlichen Hof oder bei landwirtschaftlichen Hilfseinsätzen bzw. Sammelaktionen helfen mussten. Hinzu kam die Beanspruchung insbesondere der Jugendlichen durch die HJ oder durch den BDM.
Kirche und Friedhof
Die Kirche, ursprünglich wohl aus Holz errichtet, wurde später aus Feldsteinen (Granitfindlingen) neu aufgerichtet. Mit dem Anwachsen der Gemeinde musste das Gotteshaus erweitert werden, worauf man die Wände bis zu dem in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichteten viereckigen Chor abriss. Die dabei gewonnenen Steine bildeten das Fundament des in Ziegelbauweise aufgeführten Kirchenschiffes und des Turmes.
Wann der Umbau erfolgte, wissen wir nicht. Das gotische Kreuzgewölbe des Schiffes weist darauf hin, dass er um 1400 erfolgt sein muss.Auf der Südseite befindet sich eine Sakristei und an der Nordseite eine Vorhalle. Noch heute erkennen wir Reste der einstigen roten Wandmalerei, die später mit Kalktünche überdeckt wurde.
Während der Altar mit einer Kreuzigungsszene geschmückt ist, wurde die Kanzel recht einfach gehalten. Die 1750 erbaute und 1759 bemalte Empore weist eine Reihe von Bildern auf: Opferung Isaaks, Rebekka am Brunnen, Auffindung des Moses am Nil, Daniel unter den Löwen, Matthaeus mit den Engeln, Markus mit dem Löwen, Lukas mit dem Stier, Johannes mit dem Adler.
Im Kircheninneren befindet sich ein Grabstein des am l. Dezember 1796 verstorbenen Lambrechtshäger Pastors Busch.
HIER RUHET HERR CHRISTIAN CARL HEINERICH BUSCH BIS INS 27TE JAHR TREUFLEISSIGER LEHRER DER GEMEINDE HIESELBST GESTORBEN DEN ISTEN DECEMB. 1797 IM 61STEN JAHR SEINES ALTERS.*
(* Die Grabinschrift enthält kurioserweise zwei Fehler: Zum einen ist Busch bis ins 28. Jahr Seelsorger der Kirchgemeinde Lambrechtshagen gewesen und zum anderen starb er am l.Dezember 1796.)
1805 wurde die Kirche neu gepflastert und ausgeweißt. Im Turm hängen zwei Glocken. Die große ist 1854, die kleine 1869 in Rostock umgegossen worden. Die beiden Vorgänger wurden 1765 bzw. 1783 ebenfalls in der benachbarten Hansestadt hergestellt.
An Kleinkunstwerken besitzt die Lambrechtshäger Kirche u.a. zwei silbervergoldete Kelche. Das ältere Gefäß, vom Rostocker Goldschmied Hans Klein gearbeitet, stammt aus dem Jahre 1611. Der jüngere wurde im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts von Daniel Halbeck, Goldschmied zu Rostock, gefertigt.
Dienste und Baulasten
Seit Gründung der Lambrechtshäger Kirche und Pfarre waren die Hüfner der dazugehörigen Gemeinde verpflichtet, in einem bestimmten Umfang Spann- und Handdienste zu leisten. Später wurden diese jedoch zumeist durch Geldzahlungen abgelöst bzw. von Arbeitern ausgeführt, deren Lohn die Bauern bezahlen mussten. So erfolgte u.a. 1905 die Ablösung der Holzfuhren gegen eine Zahlung von 48 RM.
Außerdem hatte die Kirchgemeinde Stroh zum Dachdecken zu liefern. Befreit waren nur die Juraten, denn diese hatten mit der ihnen obliegenden Bauaufsicht genügend zu tun. Selbst die Einfriedungen auf dem Pfarrgehöft hatten die Bauern instand zu halten. So waren z.B. die Sievershägener für die Südseite des Pfarrgartens zuständig.
Einen kleinen Vorteil hatten allerdings die dienstpflichtigen Bauern gegenüber anderen Mitgliedern der Kirchgemeinde – sie erhielten auf dem Friedhof einen Freiplatz. Gedacht war diese Geste vor allem als Entgelt für die ihnen obliegenden kirchlichen Baulasten.
Darüber hinaus waren z.B. von den Sievershägenern an Naturalien zu liefern:
an den Pfarrer:
- pro Hüfner zwei gehäufte Scheffel Roggen (Rostocker Maß)
- je Hof eine Wurst; wurde mit 1,17 RH und zwölf Eiern abgelöst
- alle nichtbäuerlichen erwachsenen Gemeindemitglieder hatten jedes Jahr im Herbst das „Jahrgeld" in Höhe von zwei Schilling zu entrichten (mit der Einführung der Kirchensteuer seit 1915 fortgefallen).
an den Küster
- pro Hufner zwei Scheffel Hafer (Rostocker Maß)
- je Hof drei „Betglockenbrote", die dem Küster ins Haus zu bringen sind
- eine Wurst
- zwölf Eier
- 15 Pf Fleischgeld
an die Kirche
- je Hof 80 Pf Speisegeld (Ablösung der Beköstigungspflicht von Handwerkern, die bei Baumaßnahmen notwendig waren.)
1956 äußerte sich der berühmte mecklenburgische Bauernhausforscher Karl Baumgarten in seinen heimatkundlichen Plaudereien über den Hägerort zur Lambrechtshäger Kirche:
„Kleiner und weit einfacher ist die Kirche zu Lambrechtshagen. Ihr Chor ist wuchtig und schwer wie alle Bauten des harten Anfangs in der Drenow. Klotzige Feldsteine hatten die Bauern herangekarrt. Aus ihnen türmte der Meister, der einstmals in der alten Heimat gewöhnt war, in Sandstein zu schaffen, die massigen Wände empor. Noch fehlte es weithin an Ziegelwerken, und so wurde der gebrannte Stein dem Bauherrn teuer. Man spürt es, wie sparsam der Meister ihn daher verwendete. Schwer wuchtet die niedrige Hängekuppel auf den Mauern. Sie gestattet nur schmale Fensterschlitze, durch die das Licht sich ins Innere zwängt. Und noch einen Blick auf den Giebel des Chores! Er ist bereits aus Ziegeln errichtet, doch dem Meister gelang es nicht, ihn der Feldsteinmauern harmonisch anzufügen. Zu hart ist die Trennung beider Teile. Den Giebel selbst schmücken Blenden, unter ihnen ein Kreuz und zwei Rauten."