Der Schweriner Dom
Bereits im Jahr 1154 ist in Schwerin eine christliche Gemeinde beurkundet. Am 9. September 1171 findet ein erster Weiheakt statt. Vermutlich war die Apsis des romanischen Doms fertig und wurde in Betrieb genommen. 1248 wurde der romanische Dom geweiht. Von diesem Bau ist nur das zugemauerte Portal (die Paradiespforte) an der westlichen Südseite des Doms erhalten, das schon im gotischen Stil ausgeführt ist. Um 1270 wurde mit dem Bau des gotischen Doms begonnen. Entscheidend für Beginn und Ausmaß des gotischen Baues war die Verehrung des "Heiligen Blutes" und anderer Reliquien. 1326 war der Chorraum fertig, 1370 wurde das Querhaus und 1426 das Langhaus gewölbt und der Dombau vollendet. Der Dom ist 105m lang, der Innenraum 29m hoch. Von 1889 bis 1892 wurde der 117,5m hohe Turm errichtet.
Die Orgel wurde von Friedrich Ladegast aus Weißenfels gebaut und 1891 geweiht. Das große viermanualige Werk ist eine glückliche Synthese aus deutscher (Silbermann) und französicher (Cavaille-Coll) Orgelbaukunst. Dieses Werk mit 84 klingenden Registern und 5235 Pfeifen ist das größte, original erhaltene von Ladegast. Die Restaurierung der Orgel wurde 1988 abgeschlossen.
Im nördlichen Querhaus sind die handgestochenen Bronze-Grabplatten für vier Bischöfe aus dem Hause von Bülow zu finden. Sie sind flandrischer Herkunft aus dem 14. Jahrhundert.
In der nordöstlichen Querhauskapelle (Maria-Himmelfahrts-Kapelle) sind Reste mittelalterlicher Ausmalung erhalten. Im Gewölbe ist das Lilienornament mit dem geraden Strick die erste Malschicht, später darüber gemalt die Medaillons mit den Evangelistensymbolen und Marienbildern. Die Medaillons an der Nordwand werden dem lübisch-hansischen Kunstkreis zugerechnet. Nur in dieser Kapelle ist so reiche Ausmalung nachzuweisen.
Die bronzene Tauffünte ist ein Werk aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Von acht Rittern getragen zeigt der Kessel Heiligenfiguren, unter denen Maria mit dem Kind und Johannes und nach Norden daneben die Taufe Jesu zu erkennen sind. Der Deckel mit den Tierkreiszeichen und Christus als Sonne ersetzt seit 1950 den vor langer Zeit verloren gegangenen usrprünglichen Deckel.
Der Chorumgang mit Kapellenkranz wurde nach der Reformation Grablege mecklenburgischer Fürsten. Ursprünglich standen hier Nebenaltäre - der Dom hatte 42 Altäre - und in der mittleren Kapelle wurde die Reliquie des "Heiligen Blutes" verehrt. In der nördlichen Kapelle steht das Grabmal für Herzog Christoph, eine Arbeit des Bildhauers Robert Coppens aus Antwerpen von 1595. Die Alabaster-platten der Tumba zeigen den Sündenfall und die Grablegung Christi, den aus dem Fischbauch kommenden Jona und die Auferstehung Christi. Die sechs Buntglas-fenster von Gillemeister zeigen auf der Nordseite die Verklärung Christi, eingerahmt von Figuren aus dem Alten Testament, auf der Südseite die Auferstehung Christi, eingerahmt von den Evangelisten mit ihren Symbolen. Die Fenster in der Heiligen-Bluts-Kapelle von Peter v. Cornelius sind etwas älter und zeigen Mose, Petrus, die Himmelfahrt Jesu, Paulus und Jesaja. Die Restaurierung konnte 1998 abgeschlos-sen werden. Am östlichen Ende des Südseitenschiffes hängt das Bronze-Epitaph für die Pfalzgräfin Helena, Herzogin zu Mecklenburg, gestorben 1524 - ein Werk des Nürnberger Erzgießers Peter Vischer.
Der neugotische Kreuzigungsaltar am Abschluss des Hohen Chores ist in der Mitte des 19. Jahrhunderts von Gaston Lenthe gemalt. Der gotische Flügelaltar ist wahrscheinlich als Laienaltar in den Dom gekommen. Nach einer Renovierung kam der Altar ins Museum und wurde der Gemeinde zur 700-Jahr-Feier 1948 zurück gegeben und mit Goldspenden der Gemeinde restauriert. Das Mittelbild, etwa 1430 aus Sandstein gearbeitet, zeigt die Kreuztragung, Kreuzigung, Höllenfahrt Christi und unter den Grabeswächtern die überwältigte Hölle. Rechts und links des Sand-steinreliefs stehen Maria und Johannes - der Dom ist geweiht auf die Namen des Erlösers, der Gottesmutter Maria und des Evangelisten Johannes. Die Flügel - mit dem Rahmen des Mittelschreins um 1485 ebenfalls in einer Lübecker Werkstatt gearbeitet und ein Geschenk des Bischofs Conrad Loste - zeigen die zwölf Apostel und vier Heilige.
Das Triumphkreuz von 1420 stammt aus der Marienkirche Wismar, die während einer Bombennacht im April 1945 zerstört wurde. Seitdem hatte das Triumphkreuz kein Zuhause. 1990 kam es, unansehlich, nach Schwerin in den Dom. Mit den Ein-nahmen und Spenden während der Weihnachtszeit 1989/1990 - damals 75.000 DM - konnten das Kreuz und die Christusfigur restauriert werden. Seitdem kündet dieses wunderbare Triumphkreuz in unserem Schweriner Dom vom Sieg Jesu über den Tod. Das Grün macht das Kreuz zum Baum des Lebens, zum Weinstock. Rot ist die Farbe des Sieges und der Freude. Seit 2002 sind auch die beiden Assistenz-figuren Maria und Johannes restauriert.
Der Dom ist seit 1552 evangelische Gemeindekirche. Seit 1922 ist Schwerin Sitz des evangelisch-lutherischen Landesbischofs. In den Jahren 1980-1988 wurde der Innenraum des Doms mit der spätgotischen Ausmalung rekonstruiert und ist seither so überschau- und erlebbar wie zu keiner Zeit vorher.
Vieles im und am Dom konnte erst mit Hilfe des FÖRDERKREIS SCHWERINER DOM e.V. mit Eigenmitteln und durch die Akquise von Fördergeldern realisiert werden. Vor dem Jahr 2000 waren das der Loste Altar, das Triumphkreuz, die Assistenzfiguren Maria und Johannes am Triumphkreuz, das Corneliusfenster. Weitere Sanierungs-projekte waren die Tauffünte (2003), die Maria Himmelfahrtskapelle (2003/2004), die Außensanierung der Paradiespforte (2005), das Christophorus-Wandbild (2007), sechs Chorumgangsfenster (2009-2018), die Restaurierung eines herzoglichen Kindersarges (2019).