Dorfkirche - Kanzel
Die Kanzel stammt aus dem Jahr 1619 und ist im Renaissancestil gebaut.
Stifterurkunde
Neben der Kanzel steht auf der Stiftertafel:
"Dieser Predigtstuhl ist gebaut im Jahre 1619 als Henricus Reuchius aus Rostock hier Prediger war. Vorsteher sind gewesen Peter Mestermann, Albrecht Beese, Michel Kemee, Hinrick Evers"
Im Original: "DISSE PREDIGRSTOEL IST GEBVWET IM IARE CHRISTI 1619 DO HENRICVS REVCHIVUS ROSTOCHIENSS HER PREDIGER WAS. VORSTEHER SINT GEWESEN PETER MESTERMAN ALBRECHT BEESE MICHEL KEMEE HINRICK EVERS"
Umschrift an der Kanzel
Die Tafel war vermutlich ursprünglicher Bestandteil der Kanzel. Es ist etwas Besonderes, dass diese Kanzel von Bauern gestiftet wurde und ebenso selten ist es, dass eine Inschrift in Plattdeutsch an der Kanzelbrüstung steht:
„Offere Gnade Danck u. Bethale dem Hogesten dine Gelofte“ Psal. L –
„Opfere Gott Dank und bezahle dem Höchsten Deine Gelübde“ Psalm 50,14
Kanzelträger
Der Kanzelkorb ruht seit 1974 auf einem Kanzelträger. Er wurde in der nördlichen Sakristei bei Aufräumarbeiten gefunden und es wird vermutet, dass es Mose ist. In seiner rechten Hand könnte er einen Zeigestab halten, der auf die Gesetzestafeln in der linken Hand weist. Beide Attribute - Zeigestab und Gesetzestafeln - sind bei den Aufräumarbeiten nicht gefunden und auch bei der Restauration 2012 nicht ergänzt worden. Es ist keine typische Darstellung für Mose und die Stulpenstiefel wirken fremd. Deshalb bleibt es eine Vermutung, dass der Kanzelträger Mose ist.
Sanierungsarbeiten und das jetzige Aussehen
Das Aussehen der Kanzel in ihrem jetzigen Zustand ist das Ergebnis umfangreicher Sanierungsarbeiten im Jahr 2012.
In einem Bericht vom Restaurator Georg von Knorre heißt es am 01.11.2012:
„An bestimmten Teilen der Kanzel sind Anzeichen für spätere Umbauten zu erkennen. Der Umbau lässt sich aus nachträglich verkleinerten oder unvollständig erhaltenen Ornamenten und Profilleisten ablesen. Außerdem zeigen unterschiedliche Altersspuren an der Holzoberfläche, dass während des Umbaus auch neue Einzelteile eingefügt wurden. Diese Teile erhielten dunkle Lasuren.
An der Außenseite des Geländers wurden nachträglich gotische Figuren eines älteren Kunstwerks befestigt. Weiterhin lässt sich über diverse Grundierungsreste in den Vertiefungen des Schnitzwerks nachweisen, dass die Kanzel ursprünglich umfangreich mit Fassung versehen war. Im Zusammenhang mit der späteren überwiegend holzsichtigen Umgestaltung der Oberfläche erfolgte sehr wahrscheinlich der nachträgliche Einsatz von Intarsien an der Brüstung“.
Kanzelaufgang mit Apostelskulpturen
Ein Umbau der Treppenkonstruktion der Kanzel ist bis heute erkennbar. An der Außenseite des Treppenaufgangs wurden nachträglich in zwei Gefachen zwei gotische Apostelskulpturen aus der Zeit um 1350 befestigt. Vermutlich stammen sie aus dem gotischen Hochaltar, der vor 1717 in der Kirche stand und wurden wie die Pieta im Innenraum der Kirche von Schnitzern aus einer Gruppe von Plastiken, die um diese Zeit im Münster in Bad Doberan tätig waren, gefertigt. (Quelle: Mecklenburgische Monatshefte 10. Jahrgang Oktober 1934)
Die erste Figur am Kanzelaufgang ist der Apostel Jakobus. Sein Attribut ist die Jakobsmuschel.
Der zweite Apostel ist nicht zu bestimmen, denn es sind keine Attribute vorhanden.
Schnitzarbeiten am Kanzelkorb
Am Kanzelkorb sind die Kreuzigung und die vier Evangelisten dargestellt. In der Mitte des Kanzelkorbes ist die Kreuzigung und darunter stehend die Mutter Maria und der Jünger Johannes zu sehen.
Auf der dem Altarraum zugewandten Seite des Kanzelkorbes sind neben der Kreuzigungsgruppe die Evangelisten Matthäus und Markus und auf der anderen Seite Lukas und Johannes dargestellt. Alle vier Evangelisten sind durch Symbole zu ihren Füßen erkennbar.
Der Ursprung der Evangelistensymbole reicht zurück bis in den babylonischen Mythos. Die vier Astralgötter Nergal = Flügellöwe, Marduk = Flügelstier, Nabu = Mensch und Mimurta = Adler, stellen Symbole göttlicher Macht dar. In einer Vision schaut der alttestamentliche Prophet Ezechiel (vgl. Ez. 1, 1-14) die Herrlichkeit Gottes in diesen vier Lebewesen, wie dies auch die Offenbarung des Johannes berichtet (Offb. 4, 6-8). Die Kirchenväter Irenäus und Hippolyt bezogen erstmals die vier Wesen der Ezechiel-Vision und der Offenbarung auf die Evangelisten. Die jetzt gebräuchliche Verteilung findet sich bei Hieronymus.
Matthäus
Symbol "Engel/Mensch". Wird in figürlichen Darstellungen der bildenden Kunst als menschliche Gestalt, sowohl ohne Flügel als auch geflügelt, das heißt in der Erscheinungsform des Engels dargestellt.
Sein Evangelium beginnt mit der Darlegung der menschlichen Abstammung Jesu.
Markus
Symbol „Löwe“. Sein Evangelium beginnt mit dem Täufer Johannes, dem "Rufer aus der Wüste". Markus wird auch mit einem Löwen dargestellt, weil im Auftreten Jesu die messianische Zeit des Friedens beginnt, in der Kalb und Löwe nebeneinander auf der Weide leben können, weil der Löwe Gras frisst.
Lukas
Symbol „Stier“. Sein Evangelium beginnt mit dem Opfer des Zacharias. Lukas hat den Stier auch deshalb bei sich, weil Jesus am Kreuz geopfert wird und das Kalb bzw. der Stier als Opfertiere gelten.
Johannes
Symbol „Adler“. Sein Evangelium beginnt mit einem großen Gedanken - einem Adlerflug gleich.