Unsere Zusammenarbeit mit:Katharina Krug

Gemeindemitglied in Abéché

In Alt Rehse aufgewachsen, ging ich 1995 zur Hebammenausbildung nach Rostock. Der Herzenswunsch Hebamme zu werden stand seit dem 11. Lebensjahr fest. Eine persönliche Entscheidung im Jahre 1996 mich Gott voll und ganz anzuvertrauen, veränderte mein Leben und Charakter Stück für Stück. Durch Abenteuerlust und den Kontakt zu einer Missionarin führte mich Gott auf den Weg in die Mission. Meine ersten Schritte geleiteten mich nach Tanzania, Sierra Leone und Gambia.  Nachdem ich Englisch lernte, einen Tropenkurs absolvierte, eine 2-jährige Bibelschule besuchte und anschließend noch Französisch lernte, ging ich 2014 in den Tschad.

Mit der internationalen Missionsgesellschaft WEC (Weltweiter Einsatz für Christus) arbeite ich in einem Team in Abéché in meinem Beruf als Hebamme.

 

Hier seht ihr mich mit einer Patientin die ich in der Kirchenklinik in der Schwangerschaft und während der Geburt betreut habe.

An 2 Tagen der Woche gehe ich auch zu Hausbesuchen und verfolge den Verlauf der frischgebackenen Babys.

 

Doch begeistert bin ich, wenn ich im Kontakt mit muslimischen Frauen durch Wort und Tat von der Liebe Gottes weitergeben kann. Ich erzähle ihnen biblische Geschichten und lasse sie in mein Leben hineinschauen.

Auch wenn der Tschad kein einfaches Land ist, bin ich mittlerweile gern dort.

 

Wer mich und meine Arbeit finanziell unterstützen möchte, findet oben im Bild die Bankverbindung.

 

Wenn ihr aktuelle Nachrichten von mir erhalten wollt, schreibt mir unter kakikrug@swissmail.org.

Auch der WhatsApp Kontakt über 00235-93 24 82 56 ist möglich, hier verschicke ich Gebetsanliegen aus der Arbeit, dem Land und meinem Team.

 

Danke und Gottes Segen!

Eure Katharina (Kaki) Krug

Erwachsen werden im Tschad

Muslimische Freunde haben mir gesagt, dass ich bereits eine Tschaderin geworden sei. Mein Arabisch sei so gut wie ihres, ich esse, was sie auch essen, und ich kleide mich wie sie. Ich glaube, das ist nur aus Höflichkeit gesagt, denn es gibt noch viele Dinge, die ich nicht ausdrücken kann, und in vielen Situationen stehe ich fragend daneben, ohne zu wissen, was jetzt eigentlich passiert ist.

Trotzdem freue ich mich über solche Komplimente. Ich lache dann und sage: „Nur diese Hautfarbe will und will sich nicht ändern!“

Während der Bibelschulzeit las ich, dass ein Missionar erst nach dem achten Jahr in der fremden Kultur und Sprache erfolgreich kommunizieren, arbeiten und evangelisieren kann. Auch wenn ich nicht weiß, ob das stimmt, ist natürlich klar, dass sich mit jedem weiteren Jahr Fähigkeiten verbessern. Ich merke das bereits in meinem vierten Jahr im Tschad. Doch fange ich erst mal von vorne an und erzähle alles der Reihe nach.

 

Neugeborenenstatus

Am Anfang ist alles neu und muss gelernt werden. Wie binde ich dieses tschadische Tuch, das Lafai.

Wie koche ich auf Gas oder Solar? Wie erfragt man den Preis auf dem Markt und handelt?

Dann der gesamte Prozess des Sprachelernens. Viele Stunden verbringt man mit Vokabellernen und mit dem Sprachhelfer. Ich erinnere mich an die Angst vor dem Sprechen, an Tschader, die über mich lachen, daran, dass Teammitglieder mir so vorkommen, als wollten sie mir ständig sagen, wie ich was zu tun habe. So wie sich bei jedem Neugeborenen die Umstellungsprobleme körperlich äußern, hatte ich in dieser Phase ebenfalls einige körperliche Probleme. Ich war ständig müde, Magen und Darm rebellierten unzählige Male gegen die neue Nahrung und die ungewohnten Bakterien, ich verlor über 15 Kilo Gewicht, hatte ein Herpesbläschen nach dem anderen, und die Haare gingen mir aus. In der neuen Sprache begann ich wieder zu stottern, was seit meiner Jugend eigentlich nicht mehr vorgekommen war! Die Möglichkeit, Einheimischen in dieser Phase Worte von Jesus zu bringen, ist gleich null.

 

Jedes Gebet hörte sich irgendwie an wie: „Jesus, hilf mir!“ Der genaue Sinn vieler dieser Leidensmomente erschließt sich mir bis heute noch nicht, aber interessanterweise schliff Gott in dieser Phase an meinem Charakter, ließ Geduld wachsen und stärkte mein Vertrauen zu Ihm. Doch noch etwas anderes geschah: Tschader erlebten, wie ich mich von einem sprichwörtlichen Baby zu einem Kleinkind und dann zu einem Erwachsenen entwickelte. Dies bewirkte Vertrauen zwischen uns, stärkte das Ansehen und vermittelte Liebe zu ihnen.

 

Kleinkind- und Pubertätsphase

Wie lang genau die erste Phase dauerte, kann ich nicht mehr sagen. Es gab irgendwie einen schleichenden Übergang. Mit jeder erlernten Fähigkeit wuchs die Zuversicht. Auch Freude begann sich auszubreiten. Nach gut anderthalb Jahren waren auch die immer wiederkehrenden Durchfälle plötzlich vorbei. Ich entwickelte Selbstständigkeit, begann als Hebamme zu arbeiten und erlebte, dass ich für Muslime beten oder ihnen erste biblische Geschichten erzählen konnte. Doch leider geschah auch etwas Unerwartetes in dieser Phase: Konflikte mit älteren Teammitgliedern began- nen sich zu häufen, weil ich eigenständiger wurde und Dinge manchmal anders entschied als empfohlen. Manche dieser Entscheidungen waren falsch, andere aber durchaus richtig. Es ist ein Lernprozess, gute und schlechte Entschlüsse zu unterscheiden. Ich hatte irgendwie zu stark das übernommen, was andere mir sagten, und merkte, dass ich mich in gewisser Weise selber verloren hatte.

 

An der Grenze zum Erwachsensein

Ich weiß nicht, ob ich in der tschadischen Kultur inzwischen bereits das Erwachsenenalter erreicht habe. Aber als ich nach drei Jahren im März 2017 in den ersten Heimataufenthalt ging und dann im April 2018 zum zweiten Aufenthalt in den Tschad zurückkehrte, entdeckte ich eine größere Freiheit und Vertrautheit in meinen medizinischen und auch geistlichen Aufgaben. Nachdem Anpassungen meiner Arbeit (bezüglich Art und Dauer) vorgenommen worden waren, stellte sich eine Art erholte Gelassenheit ein, die mir sehr viel Freude macht. Ich lerne noch immer neue Wörter, übe noch immer wöchentlich das Lesen der arabischen Buchstaben, und doch merke ich, dass ich viele Dinge der Kultur bereits sehr mag, zum Beispiel das Improvisationstalent der Tschader und die hohe Kunst der Gastfreundschaft. Inzwischen kommt es vor, dass ich bei Besuchen eine junge Kurzzeitlerin mitnehme und ihr das „Wie“ und „Warum“ erkläre. Das letzte Bild zeigt etwas von dieser Vertrautheit: Bei einem medizinischen Hausbesuch erzähle ich die Weihnachtsgeschichte auf Arabisch. In dieser Phase des Erwachsenwerdens hat mir etwas sehr geholfen. Bei einer kulturellen Frage ging ich vor kurzem zu einer der älteren Missionarinnen. Ich erzählte, was ich geplant hatte, und fragte sie, was sie davon halte. Erstaunlicherweise schlug sie das gleiche vor und sagte dann zu mir: „Vertrau deinem Instinkt, der scheint mir zu passen“.

 

Wenn sich das Herz einer Kultur annähert, muss es die Hautfarbe gar nicht.

 

(Auszug aus WEC-International, Weltweit, 70.Jahrgang, Nr.5) auch dort zum nachlesen.