Gemeinsame Kirchenleitung der evangelischen Kirchen im NordenRechtsextremismus und christlicher Glaube unvereinbar
22.09.2009 | Lübeck (nr). Die Gemeinsame Kirchenleitung der evangelischen Kirchen im Norden hat dazu aufgerufen, klar Position gegen rechtsextreme Anschauungen zu beziehen. Sie erklärte in ihrer Sitzung in Lübeck am Montag (21. September): „Wir sehen uns als Kirchen in der Verantwortung, unmissverständlich auf die Gefahren hinzuweisen, die von rechtsextremen Überzeugungen für die Würde einzelner Menschen und das Zusammenleben in der Gesellschaft ausgehen. Gerade in einem Jahr, in dem wir dankbar an die Öffnung der Grenzen in Deutschland und Europa denken, wenden wir uns gegen jeden übersteigerten Nationalismus. In aller Deutlichkeit erklären wir als evangelische Landeskirchen im Norden Deutschlands die Unvereinbarkeit rechtsextremer Einstellungen mit dem christlichen Glauben.“
Mit Besorgnis nehme man wahr, dass Neonazis immer offener ihre Ideologie verbreiten. Soziale Abstiegsängste seien dabei ein Nährboden für extremistische Anschauungen, die eine prinzipielle Ungleichwertigkeit von Menschen behaupteten. Als mögliche Ursachen nennt die Kirchenleitung unter anderem die Abwanderung insbesondere aus ländlichen Räumen, die in überdurchschnittlich hohem Maße von Überalterung und Abwanderung betroffen seien. Dies führe bei vielen Menschen zu Perspektivlosigkeit und Resignation. Es werde zunehmend schwerer, den Menschen Mut zu machen, selbst Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. „Wir appellieren daher an die politisch Verantwortlichen, diese gesellschaftlichen Probleme ernst zu nehmen. Als Kirchen werden wir nicht aufhören, Veränderungen anzumahnen“, so die Gemeinsame Kirchenleitung.
Die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche, die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs und die Pommersche Evangelische Kirche erinnern mit der gemeinsamen Erklärung an den Beginn des 2. Weltkriegs 1939 und an die friedliche Revolution von 1989 als Ereignisse von historischer Bedeutung. „Die drei evangelischen Kirchen im Norden Deutschlands haben in besonderer Weise die Auswirkungen dieser historischen Ereignisse durch die Zeitläufe hindurch erlebt. Der Weg zu einer gemeinsamen Nordkirche ist vor diesem historischen Hintergrund auch ein Weg des Miteinanders, der Überwindung von Trennungen und der Versöhnung mit der individuellen und kollektiven Geschichte des Landes, in dem wir leben“, heißt es weiter.
Die Gemeinsame Kirchenleitung ruft die Wählerinnen und Wähler dazu auf, am kommenden Wochenende ihre Stimme abzugeben und keine rechtsextremistischen Parteien zu wählen.