Pommerscher Evangelischer KirchenkreisGeschichte

Pommern, Land am Meer, streckt sich an der südlichen Oder entlang und grenzt im Westen durch die Recknitz von Mecklenburg und im Osten durch die Weichsel von (Ost-)Preußen, Pommern wird durch die Oder in einen größeren Teil, Hinterpommern, und einen kleineren Teil, Vorpommern, getrennt.

Kirchengeschichte Pommerns
1000 dringt Herzog Boleslaw I. bis Kolberg vor und gründet dort das erste pommersche Bistum Erzbistum Gnesen, Reinbern aus dem thüringischen Hassegau wird erster und einziger Bischof.
1124 Beginn der Christianisierung: Im Auftrag Boleslaw III. unternimmt Bischof Otto von Bamberg seine erste Missionsreise nach Pommern. Erste Pommern werden getauft, er zieht nach Stettin, zerstört dort den Triglaf-Tempel und zieht weiter Cammin und Wollin; dann nach Kolberg und Belgard und kehrt nach Polen zurück.
Durch Papst Innozenz II. veranlasst, wird die St. Adalbertskirche in Wollin 1140 zum Sitz des neuen Bistums Pommern, Bischof Adalbert ist erster pommerscher Bischof.
König Waldemar I. von Dänemark erobert 1168 die Insel Rügen, schlägt das Swantewitheiligtum auf Arkona nieder - eine konsequente Bekehrung folgt.
Gründung des Zisterzienserkloster Kolbatz 1173 durch Wartislaw, Kastellan von Stettin, der Konvent kommt von Esrom, Herzog Kasimir stiftet 1180 das Prämonstratenserkloster Belbuck bei Treptow.
Zu Beginn des 13 Jh. erstreckt sich das pommersche Bistum über 500 km.
Im 14. und. 15 Jh. beginnt der Ausbau großer Backsteinkirchen (Stralsund, Greifswald, Demmin...), das Bildungswesen wird weiter ausgebaut.
1474-1523 Herzog Bogislaw X vereint ganz Pommern und ist prägend für den aufstrebenden Humanismus.
156 gründet der Greifswalder Bürgermeister Heinrich Rubenow zusammen mit Herzog Wartislaw IX. und Bischof Henning Iven die Greifswalder Universität. Auf dem Landtag 1534 von Treptow soll die Einführung Reformation beschlossen werden, trotz Verzögerung führt Bugenhagen mit Billigung der Herzöge die Reformation durch: Säkularisierung der Klöster , Vertreibung der Mönche und Nonnen. 1535 veröffentlicht Bugenhagen eine neue Kirchenordnung. König Ferdinand fordert von den Herzögen den Klosterbesitz für die Orden zurück. Die Kirche wird zur Landeskirche, anstelle der Bistumsgliederung treten Superintendenten und Generalsuperintendenten.
1532 wird Pommern in die Herzogtümer Wolgast (Vorpommern) für Herzog Philipp I. und Stettin (Hinterpommern) für Herzog Barnim IX. geteilt.
Verbindung Pommerns mit Kursachsen 1536 bildet eine Vormacht evangelischer Reichsstände.
Neueröffnung der Greifswalder Universität 1539 als eine im protestantischem Charakter.
1563 Verabschiedung einer revidierten Kirchenordnung durch die pommerschen Landesverbände.
1618-48 Dreißigjähriger Krieg: 1625 trittHerzog Bogislaw XIV. die Regierung an und vereint Pommern wieder. In der Kapitulation von Franzburg 1627 wurde Herzog Bogislaw genötigt, 10 Regimenter Wallensteinscher Truppen, insgesamt 22.000 Soldaten, zum Schutz gegen eine schwedische Invasion in Pommern einzuquartieren und zu versorgen.1634 wird eine Regimentsverfassung erlassen. Somit wird eine Regierung Pommerns nach dem Tod des erbenlosen Herzogs Bogislaw XIV. gesichert und eine Machtübernahme durch die Schweden verhindert. Der brandenburgische Kurfürst Georg Wilhelm hat 1638 einen Lehnsbrief des Kaisers erhalten. Die "fürstlich pommerschen hinterlassenen Räte" treten von ihren Ämtern zurück. Schweden übernimmt die Verwaltung des Landes. Im Westfälischen Frieden 1648 erhält Brandenburg Hinterpommern und das Bistum Cammin, Schweden Vorpommern mit Stettin, Rügen und einen Landstreifen östlich der Oder.
1701 krönt sich Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg-Preußen in Königsberg als Friedrich der I. zum König über Preußen, es bildet sich eine preußische Landeskirche heraus.
1720 erhält Preußen im Frieden von Stockholm Stettin, Usedom, Wollin und Vorpommern bis zur Peene gegen Zahlung von 2 Millionen Talern.
König Gustav IV. von Schweden hebt 1806 in Vorpommern die Leibeigenschaft auf.
1817 führt König Friedrich Wilhelm III. aus Anlass des 300. Jahrestags der Reformation die Union der Lutheraner mit den Reformierten durch. Viele Pastoren widerstreben; was zur Entstehung altlutherischer Gruppen führt.
Während des 19. J.h. kommt es zur Gründung einiger kath. Gemeinden.
Etablierung eines Evangelischen Oberkirchenrats 1850 als oberste Kirchenbehörde der preußischen Landeskirche.
1875 wird die größte Synagoge Pommerns eingeweiht.
Die "Verfassungsurkunde für die Evangelische Kirche der altpreußischen Union" wird 1924 verkündet.
1932/33 setzten sich die "Deutschen Christen" bei den Wahlen zu den kirchlichen Körperschaften durch.
In Pommern entsteht die "Bekennende Kirche" um 1933.
1943 wird Dietrich Bonhoeffer verhaftet und kurz vor Kriegsende umgebracht.
1945 teilt Oder-Neiße-Linie die Provinz in den deutschen und polnischen Teil, Hinterpommern, Stettin und ein Streifen westlich von Stettin inkl. Swinemünde kommen unter polnische Verwaltung, vorpommersche Kreise werden Mecklenburg angegliedert (Mecklenburg-Vorpommern).
Im Jahre 1947 wird Greifswald zum Bischofssitz der Pommerschen Evangelischen Kirche, ein Verbund selbständiger Landeskirchen, "die Evangelische Union" entsteht.
1950 ist eine Kirchenordnung beschlossen; der Generalsuperintendent wird durch den Titel "Bischof" ersetzt.
Vorpommern wird 1952 unter die Bezirke Rostock, Neubrandenburg und Frankfurt a. d. Oder aufgeteilt.
1955 tritt die Pommersche Evangelische Kirche dem Lutherischen Weltbund bei.
Unter Druck der DDR-Führung muss die pommersche Kirche in den 60er Jahren ihren Namen in "Evangelische Landeskirche Greifswald ändern", bis sie 1990 wieder ihren Namen "Pommersche Evangelische Kirche" annimmt.
1994 findet die Unterzeichnung des Staatskirchenvertrags zwischen dem Land Mecklenburg-Vorpommern, der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs sowie der Pommerschen Evangelischen Kirche statt.
Die 1997 erfolgte Strukturreform der pommerschen Kirche reduzierte die 15 (ursprünglich 18) Kirchenkreise zu 4 Superintendenturen mit der Verwaltung im Greifswalder Konsistorium. Die Zahl der Gemeindepfarrstellen reduzierte sich von 200 auf 110. Heute zählt die pommersche Kirche etwa 96.000 Gemeindeglieder (2010).
Pfingsten 2012: Die Pommersche Evangelische Kirche fusioniert mit der nordelbischen und mecklenburgischen Kirche zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Der Pommersche Evangelische Kirchenkreis ist nun einer von 13 in der neuen Nordkirche.


Frank Hamburger
 
Lit.: N. Buske, Pommersche Kirchegeschichte in Daten, Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte e.V., Helms 2001

Pommersche Kirchengeschichte in Daten (PDF) 

Karte Pommerscher Evangelischer Kirchenkreis (PDF, 9,3 MB)